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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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des Stegs trennten, sah Halls Augen in der Nacht funkeln. »Unmöglich«, erwiderte er.
    Hall hob die Pistole auf Schulterhöhe und brachte sie in Anschlag. »Ich verstehe Sie nicht, Geiger. Warum tun Sie das?«
    »Weil ich weiß, was für mich am besten ist.«
    »Ich werde Sie erschießen, Mann.«
    »Nein. Dazu ist die Polizei zu nahe – man wird den Schuss hören.«
    Über ihnen brach nun das große Finale des Feuerwerks los. Alle paar Sekunden explodierte eine neue Raketensalve, erfüllte die Nacht mit funkelnden Sternen und ohrenbetäubendem Krachen.
    »Nein, wird man nicht«, erwiderte Hall. Er feuerte genau in dem Moment, als wieder das Krachen einer Raketensalve ertönte.
    Die Kugel riss Geiger zur Seite und warf ihn auf den Rücken. Er lag auf dem Steg und blickte hinauf zu dem Schirm aus berstendem Licht. Inmitten eines taumelnden, heiseren Universums trieb er auf einem warmen weichen Bett der Stille davon. Er sah nichts mehr, spürte nichts mehr. Er wusste nur, dass er ging.
    Wie aus weiter Ferne rief eine Stimme seinen Namen. Die Stimme gehörte Ezra; sie klang beschwörend, drängend. Dann wurde sie leiser und leiser und verstummte schließlich.
    ***
     
    Das Wasser war lebendig vor Licht, und die Stadt der Kinder strahlte so blendend hell, dass Lily glaubte, sie könne die ganze Welt erleuchten. Doch als sie einen langen gequälten Schrei hörte, stand sie auf. Sie wusste, was es bedeutete: Die Kinder weinten. Sie hatten Angst und riefen sie aus ihrem Haus unter dem Wasser.
    ***
     
    Hall starrte auf Geiger, der fünf Meter entfernt von ihm lag. Er hatte auf das rechte obere Viertel des Körpers gezielt, die beste Methode, um einen angreifenden Gegner zu stoppen, ohne eine tödliche Wunde zu verursachen. Doch Hall konnte nicht sagen, wie gut er getroffen hatte. Geiger bewegte sich nicht – er konnte verbluten oder tödlich getroffen sein. Hall hatte ihn nur aufhalten, nicht töten wollen, aber letzten Endes spielte es keine Rolle, solange er nur endlich aufbrechen konnte.
    Er zog das Boot wieder heran. Ezra saß auf der Ruderbank, den Kopf auf die Knie gesenkt. Das Boot stieß an den Steg, und Ezra hob den Blick. Als Hall ihm ins Gesicht schaute, erschrak er: Die Augen des Jungen waren trocken, und anstelle von Tränen entdeckte er einen Hass darin, der so kalt funkelte wie Sternenlicht.
    Wieder überlegte Hall, ob er den Jungen gehen lassen konnte. Er wollte ihm zwar kein Leid zufügen, aber wenn er ihn zurückließ, würde der Junge den Bullen von dem Boot erzählen und ihnen sagen, in welche Richtung er, Hall, gefahren war. Dann würden sie ihm am Ufer auflauern und den Hudson vielleicht sogar mit einem Hubschrauber absuchen.
    »Setz dich nach hinten, Ezra. Wir machen einen Ausflug auf dem Fluss.«
    Ezra starrte ihn einen Augenblick argwöhnisch an, ging dann aber gehorsam ins Heck. Hall stieg in das Ruderboot, stellte die Tasche zu seinen Füßen ab und streckte die Hände aus, um die Halteleine zu lösen. Als er auf den Steg blickte, sah er, wie Geiger sich taumelnd erhob. Seine rechte Körperhälfte glänzte feucht.
    »Das gibt’s doch nicht …«, murmelte Hall.
    Er zog das Seil von der Klampe, und das Boot trieb langsam weg vom Steg. Hall beobachtete kopfschüttelnd, wie Geiger langsam vorwärtsschlurfte, die gesenkten Schultern schief wie eine geneigte Waage. Am Ende des Stegs kam er unsicher und schwankend zum Stehen.
    Hall legte die Hände als Trichter um den Mund. »Es ist vorbei, Geiger! Geben Sie auf, verdammt!«
    ***
     
    Zuerst war Geiger sich nicht sicher, was er sah. Vielleicht war es nur eine Halluzination; vielleicht war er auch endgültig im Griff des Traumes.
    Zwei Hände erhoben sich aus dem Fluss wie blasse Wasserwesen und packten das Dollbord des Ruderbootes. Ein Kopf brach durch die Wasseroberfläche; Geiger sah die irren Augen eines Erlösers, den offenen Mund eines Kindes, das seinesgleichen sucht, einen Körper, den Angst und Sorge über seine Grenzen getrieben hatten – und dann versuchte Lily sich aus dem Wasser zu ziehen.
    Durch ihr Gewicht bekam das Boot abrupt Schlagseite. Hall wich nach hinten zurück und beugte sich zur anderen Seite über die Bootswand, um die Schräglage auszugleichen, doch es war zu spät. Das Boot kenterte. Hall, Ezra und Lily verschwanden geräuschlos unter dem umgedrehten Rumpf.
    Geiger wusste, dass er den Traum jetzt beenden würde, wach und in der Welt. Diesmal würde er nicht zerfallen.
    Hinter sich hörte er eine Stimme, einen

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