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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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schleppte er sich zur offenen Vordertür und lehnte sich an den Rahmen. Er tat sein Bestes, um eine innere Bestandsaufnahme zu machen, versuchte zu ermessen, was noch in ihm steckte und wie weit es ihn bringen konnte. Das linke Bein von Corleys Jogginghose färbte sich dunkelrot und klebte an seinem Oberschenkel, der in Flammen zu stehen schien.
    Geiger sah das Scheinwerferlicht, das die Auffahrt entlangkam. Die Wagen waren nicht mehr weit entfernt. Er trat hinaus auf die Veranda, hielt sich am zerbrochenen Geländer fest, sah hinunter und entdeckte Harry, der regungslos auf Mitch lag.
    Geiger stolperte die Treppe hinunter. »Harry?«
    Harry bewegte den Kopf; dann rollte er sich von Mitch herunter auf den Rücken. Eine Stange aus dem zerborstenen Geländer ragte aus Mitchs Brustbein; sein starrer Blick war gebrochen.
    Auf Harrys Brust glänzte das Blut, doch er schaute zu Geiger hoch, hob einen Arm und zeigte auf den Fluss. »Da entlang …«, stieß er mühsam hervor. »Beide.«
    ***
     
    Ezra blieb stehen, als er einen Baum fand, der dick genug war, um ihm ein Versteck zu bieten. Mit dem Rücken presste er sich an den Stamm und ließ sich daran zu Boden rutschen. Er war blindlings losgelaufen und hatte jede Richtung verloren. Die Nacht war erfüllt von Geräuschen: den andauernden Explosionen am Himmel, dem fernen Jubel der Menge, dem Summen der Mücken, die den Jungen umschwirrten. Und er hätte geschworen, dass er das Rauschen des unsichtbaren Flusses vernahm.
    Als Ezra das Haus hinter sich zurückgelassen hatte, war der Kampf noch in vollem Gange gewesen, sodass er nicht wusste, wer überlebt hatte und vielleicht nach ihm suchte.
    Er drückte die Sporttasche an sich und wartete.
    ***
     
    Hall durchstreifte leise den Wald. Der Abendnebel verlieh der Umgebung das weichgezeichnete, leicht verschwommene Aussehen einer Kohlezeichnung auf grauem Papier. Immer wieder erhellten Feuerwerksraketen den Himmel und warfen ihr grelles buntes Licht über den Wald, sodass es zwischen den Bäumen von schattenhaften Gespenstern zu wimmeln schien.
    Als Hall sich dem Fluss näherte, atmete er auf. Sobald er den Jungen gefunden und die Tasche an sich gebracht hatte, war der weitere Weg einfach. Er hatte das Satellitenbild des Laptops noch vor Augen: Um zum Anlegesteg und dem Ruderboot zu kommen, musste er den Wald gut hundert Meter weit in westlicher Richtung durchqueren. Dann würde er bis zur Flussmitte hinausrudern, sodass ihn vom Ufer aus niemand sehen könnte, und sich ein paar Meilen weit von der Strömung nach Süden tragen lassen. Am nächsten Ort flussabwärts wollte er an Land gehen und sich eine Gelegenheit suchen, in die Stadt zurückzukehren.
    Der Vorsprung des Jungen konnte nur gering sein, und seit Hall in den Wald vorgedrungen war, hatte er keine Bewegunggesehen, was darauf schließen ließ, dass Ezra sich irgendwo versteckte. Hall konnte davon ausgehen, dass der Junge vor Angst wie gelähmt war und gar nicht erst versuchen würde, sich zu verteidigen. Er musste den Jungen nur aus seinem Versteck locken, dann hatte er ihn.
    ***
     
    »Ezra?«
    Der Junge war erschöpft und schweißgebadet, doch als er seinen Namen hörte – schwach, aber deutlich –, überlief ihn eine Gänsehaut. Es war kein Ruf gewesen, eher ein Wispern. Der Junge konnte auch nicht sagen, wer gesprochen hatte und wie nahe er war. Ezra war vor Angst wie gelähmt; er brachte es nicht einmal fertig, hinter dem Baum hervorzuspähen.
    War Geiger gekommen, um ihn zu retten, oder war Hall ihm auf der Spur?
    Ezra schlug mit der Hand nach dem Mückenschwarm, der ihm um den Kopf schwirrte.
    Wieder hörte er die Stimme. Diesmal klang sie noch näher. »Ezra? Wo bist du?«
    Ezra war sich jetzt beinahe sicher, dass die Stimme Geiger gehörte. Dennoch hielt irgendetwas ihn davon ab, auf den Ruf zu reagieren. Was, wenn er sich irrte?
    Er drückte die Sporttasche an die Brust. Zwar wusste er nicht, was auf den Minidisks gespeichert war, aber er hatte das Gefühl, das Leben seines Vaters in den Armen zu halten.
    Wieder explodierten hoch am Himmel Feuerwerksraketen und übergossen den Wald mit grellem buntem Licht. Ezra presste sich an den Baumstamm, und eine Woge der Panik überschwemmte ihn: Nach dem Krachen der Raketen wurde es für einen Moment bedrückend still; dann hörte Ezra wieder die Stimme.
    »Ezra? Ich bin es.«
    Das Versprechen, das in diesem letzten Satz mitschwang, machte die Entschlossenheit des Jungen zunichte. In seinem Innern wurde ein

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