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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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ausgehandelt – fünfunddreißig Riesen. Diesen Teil des Geschäfts überließ Geiger stets Harry, und Harry verstand sich mittlerweile sehr gut darauf. Wer hätte das gedacht?
    Harry hatte nicht ahnen können, was ihm bevorstand, als er an jenem Junitag 1999 aus dem Times Square Building trat und Geiger ihn auf dem Bürgersteig mit einem Geschäftsangebot erwartete. Am Ende fasste Harry den Entschluss, der sein Leben auf den Kopf stellen sollte. Es war eine spontane Reaktion auf Geigers nüchterne Ankündigung. »Ich wechsle das Geschäftsfeld«, hatte Geiger erklärt. »Illegal. Ich brauche einen Partner. Sie bekommen fünfundzwanzig Prozent vom Gewinn.«
    Als Geiger seine Geschäftsidee beschrieben hatte, fragte Harry sich nur: Was verlangt man denn so für Folter? Und wie baut man sich einen Kundenstamm auf? Die Recherche wäre ein Klacks; das war seine Stärke, aber das Verfrachten von Menschen konnte problematisch werden. Dann aber ermahnte er sich: Vergiss mal für einen Augenblick die moralischen und juristischen Aspekte. Kannst du es schaffen? Steckt das in dir? Die Antwort hatte er sich von der Begeisterung geben lassen, die ihn erfüllte.
    Nun fuhr Harry mit dem Lieferwagen zum Tor des Grundstücks neben dem Haus auf der Ludlow Street und blickte auf die Uhr. In einer Viertelstunde sollte Hall mit Matheson eintreffen.Harry stieg aus, schloss das Tor aus schwerem Maschendraht auf und öffnete es. Als er gerade wieder zum Lieferwagen zurückkehren wollte, spürte er jemanden hinter sich. Er erstarrte und verfluchte im Stillen seine Sorglosigkeit. Warum hatte er den Baseballschläger auf dem Fußboden des Wagens liegen gelassen?
    Langsam drehte er sich um.
    Wie eine knorrige Eiche stand ein großer, verwahrloster Schwarzer vor ihm, gekleidet in ein löchriges Sweatshirt und eine fleckige Hose von mittlerweile unbestimmbarer Farbe. Die Kleidung hing ihm schlaff herunter, und in den bodenlosen Augen sah Harry das Funkeln von Hunger und Not.
    Aus dem Augenwinkel maß Harry die Entfernung bis zur Tür des Lieferwagens. Sieben, acht Schritte. Ein kniffliges Manöver: den Baseballschläger herausreißen und Richtung Zaun abhauen. Noch kniffliger, wenn der Kerl schnell und beweglich war. Einen angeschnittenen Ball hatte Harry noch nie getroffen. Aber wenn es hart auf hart kam, würde er bei dem Versuch sterben. Zusammenschlagen ließe er sich niemals wieder.
    Eine Hand von der Größe eines Topflappens kam hinter dem Rücken des Mannes hervor. Die offene Handfläche war trocken und zeigte tiefe Hautrisse.
    »Rück was raus, Mann«, sagte der Schwarze mit Grabesstimme. »Fünf Mäuse, komm schon.«
    Harry bemerkte, dass er nicht atmete, und holte Luft. »Du solltest dich nicht von hinten an Leute heranschleichen«, erwiderte er. »Das kann ich nicht leiden.«
    »Nächstes Mal schick ich dir vorher ’nen Brief. Jetzt her mit den Mäusen!« In seinen Pupillen blitzte etwas auf, das in Harry nicht gerade die Großzügigkeit weckte. »Na los, du Scheißkerl!«
    »Scheißkerl?«, fragte Harry. »Sag mal, schulde ich dir irgendwas?«
    Mit seinen Pranken packte der Schwarze Harry beim Revers seines Sportsakkos und zog ihn näher zu sich heran. Harry verzog die Nase, als ihm der saure Geruch nach ungewaschenem Körper in die Nase stieg.
    »Du kannst mich mal so richtig am Arsch lecken«, sagte der Schwarze.
    Ein heiteres Kichern erklang irgendwo in der Nähe; dann lugte ein winziges Gesicht mit glänzenden Augen hinter den Baumstammbeinen des Schwarzen hervor. Das kleine Mädchen trug einen schmutzigen orangefarbenen Overall und Turnschuhe, deren Spitzen mit ausgefranstem Isolierband umwickelt waren. Harry sah die Lücke zwischen ihren blitzenden Vorderzähnen, als sie grinste. Sie konnte nicht älter als fünf sein. Hätte Harry an Gott geglaubt, er hätte geschworen, sie wäre ein Engel.
    Das Mädchen schaute zu ihm hoch. »Genau«, sagte sie. »Mich kannst du auch mal so richtig am Arsch lecken.«
    »Keine schmutzigen Wörter, Laneesha«, tadelte der Schwarze, doch sein Blick blieb auf Harry haften, der gerade rettungslos dem Versuch unterlag, sich ein Grinsen zu verkneifen.
    »Was heißt Laneesha?«, fragte er.
    »Scheiße, woher soll ich das wissen, Mann?«
    »Hübscher Name.«
    »Findest du? Gib mir fünf Mäuse, und er gehört dir.«
    »Okay«, sagte Harry.
    Als der Schwarze die Antwort hörte, kniff er die Augen zusammen und ließ Harry los.
    »Echt?«, fragte er.
    »Ja, sicher.«
    Harry griff in die Tasche und

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