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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Zuhörens und Antwortens war wie ein Gerüst gewesen, das ihn umschloss, Risse kittete und ihm rechtzeitig Halt verlieh.
    Hall rührte sich wieder, bewegte träge seine Gliedmaßen. Allmählich schien er das Bewusstsein wiederzuerlangen.
    Geiger ging in den Sitzungsraum zu dem Jungen. »Ezra?«
    Der Junge drehte sich steif zu ihm um, als wären vom langen Sitzen im Rollstuhl seine Gelenke verhärtet.
    »Wir brechen gleich auf. Ich bringe dich in Sicherheit.«
    Der Junge nickte langsam.
    »Ich lasse das Isolierband, wo es ist, bis wir angekommen sind.«
    Diesmal nickte Ezra nicht, sondern gab ein leises Wimmern von sich.
    Geiger ging an eine Wand, drückte sich mit dem Rücken dagegen und schloss die Augen. Er fühlte sich wie jemand, der eine Straße entlangfährt, die kein Ende hat.
    Du hast so lange hinter dem Lenkrad gesessen , dachte er, bis dessen Vibrieren in deinen Händen dich betäubt. Du lässt den Kopf sinken, du nickst ein, und plötzlich schreckst du hoch, hellwach, trittst auf die Bremse und lenkst den Wagen an den Straßenrand. Du siehst nach vorn durch die Windschutzscheibe, schaust im Innenspiegel nach hinten, blickst in die Außenspiegel, schaust aus dem Seitenfenster und stellst fest, dass du dich an einem perfekten blinden Fleck befindest, wo Bäume, bucklige Hügel und Straßenbiegungen vor und hinter dir jede Perspektive verschleiern. Du bist dir nicht sicher, wann du eingenickt bist und für wie lange, aber jetzt hast du keine Vorstellung mehr, wo du bist.
    Du könntest überall sein.

9
     
    Nachdem Harry sich per Handy gemeldet und gesagt hatte, er sei in der Gasse angekommen, schaute Geiger noch einmal nach Hall: Er war halb bewusstlos, aber sein Puls ging gleichmäßig. Geiger schob den Rollstuhl mit dem Jungen in den Aufzug und zog das Gatter zu. Durch das Gitterwerk aus Stahl fiel sein Blick auf den Violinkasten, der auf dem Boden des Sitzungsraumes lag. Geiger verließ die Aufzugkabine, nahm den Kasten, kehrte in den Aufzug zurück und fuhr hinunter ins Kellergeschoss mit der Tür zur Gasse. Diese Tür hatte er für den Fall installiert, dass er einmal heimlich das Haus verlassen musste. Sie bestand aus massivem Stahl mit internen Angeln, ohne Schloss und Klinke; auf der Innenseite befanden sich von Hand zu bedienende Schieberiegel und ein Griff.
    Ehe sie das Gebäude verließen, erklärte Geiger dem Jungen, was nun geschehen würde. Er würde ihn auf den Rücksitz eines Wagens legen; dort müsse er während der Fahrt liegen bleiben. Die Fahrt dauere ungefähr eine halbe Stunde. Beim Einsteigen und Verlassen des Wagens dürfe er nicht versuchen wegzulaufen; er würde für den Versuch nicht bestraft, aber es wäre Zeitverschwendung, und Zeit sei jetzt von entscheidender Wichtigkeit.
    Geiger schob die Riegel zur Seite und öffnete die Tür. Ein viertüriger Taurus stand mit laufendem Motor in der unbeleuchteten Gasse. Harry lehnte am Kotflügel. Seine Silhouette glänzte leicht unter einer Schicht Nieselregen.
    »Darf ich mal was sagen?«, fragte Harry.
    »Was denn?«
    »Wir könnten den Jungen an einem Polizeirevier absetzen. Er hat uns nie gesehen. Wir lassen einfach das Isolierband drauf, halten vor der Wache, lenken ihn in Richtung Tür und verschwinden.«
    »Schlechte Idee, Harry. Keine Bullen.«
    »Ich versuche nur, mich nützlich zu machen.«
    »Mit dir hat das Ganze nichts zu tun.«
    Harry spürte, wie ihm unter der Haut heiß wurde. »Nein? Wie zum Teufel kommst du auf die Idee?«
    »Wir haben keine Zeit zum Reden, Harry. Geh nach Hause.«
    »Ich komme nicht mit?«
    »Nein. Lass den Lieferwagen stehen, falls Hall ihn beobachten lässt, und halte dich von der Ludlow Street fern.«
    »Was ist, wenn Hall versucht, mit mir in Verbindung zu treten?«
    »Damit rechne ich sogar. Ich glaube kaum, dass Mr. Hall der Typ ist, der sich so etwas einfach gefallen lässt. Für dich ist es am sichersten, nach Hause zu fahren und dort zu bleiben, bis wir sehen, wie es weitergeht. Und wenn Mr. Hall versucht, dich über die Website zu kontaktieren, dann antworte ihm nicht.«
    Geiger verschwand wieder im Gebäude und kam Augenblicke später mit dem Jungen zurück. Ihm waren die Augen verbunden; Geiger führte ihn bei der Hand. Die Fußfesseln hatte er ihm abgenommen. Geiger öffnete den Fond des Taurus und legte den Violinkasten in den Fußraum.
    »Beug dich runter, Ezra, und leg dich auf die Rückbank.«
    Der Junge gehorchte aufs Wort, ohne Zögern und ohne einen Laut von sich zu geben. Geiger

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