Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
Vom Netzwerk:
Sie vorhaben, würde er deswegen kaum seine Pläne ändern, egal, worin sie bestehen. Außerdem rufe ich ihn sowieso nicht an.«
    »Sie wollen bloß Zeit schinden.«
    »Nein. Mein Ehrenwort.«
    Als Ray Charles das zweite Mal den Refrain von Hit the Road, Jack sang, fuhr Hall plötzlich herum und ging zu den leuchtenden roten Lichtern der Stereoanlage. Er packte den CD-Player, riss ihn heraus und schleuderte ihn gegen die Wand. Mit einem lauten Knall zerbarst das Gehäuse, und die Musik brach ab.
    »Ich hasse dieses Scheißlied«, brummte Hall.
    »Ich auch. Danke.«
    Hall kam zur Couch zurück und grunzte leise, als er sich auf die Polster sinken ließ.
    Harry blickte auf die Pistole in Halls Gürtelholster. AuchHarry besaß eine Waffe – eine siebenschüssige Beretta Tomcatt Kaliber .32 in einem Holster, das an der Unterseite seines Schreibtisches befestigt war. Er hatte die Waffe im vergangenen Jahr über Carmine gekauft, als es in dieser Gegend mehrere Einbrüche gegeben hatte. Harry hatte noch nie mit der Waffe geschossen, hatte sie nur aus dem Holster genommen, um sie regelmäßig zu reinigen, wie es ihm von Carmine eingeschärft worden war.
    »Die fünfunddreißig Riesen sind in meinem Wagen, Harry. Nehmen Sie das Geld, und rufen Sie an.«
    »Nein, danke. Ich komme damit nicht lange hin. Ich habe kostspielige Verpflichtungen.«
    »Die haben wir alle«, erwiderte Hall. Seufzend schnipste er Harrys Handy auf und drückte mehrere Tasten. Harry hörte es einmal klingeln, dann ging jemand ran.
    »Komm rauf«, sagte Hall und klappte das Handy wieder zu.
    Harrys Blick schweifte zu dem Monitor auf dem Schreibtisch. Der Bildschirmschoner zeigte ein Gemälde von Jackson Pollock, eine leuchtende Nahaufnahme von schwarzen und roten Klecksen auf lohfarbenem Grund. Es sah aus wie ein NASA-Foto von der Oberfläche eines fremden Planeten. Harry wünschte sich, er wäre dort. Auf dem Mars oder der Venus gab es bestimmt keine Profikiller, die nur auf einen Anruf warteten, ehe sie die Treppe heraufkamen und ihm eine Kugel durch den Kopf jagten.
    Hall blickte ihn kopfschüttelnd an. »Ich verstehe Sie nicht. Warum nehmen Sie das für Geiger und einen Jungen auf sich, den Sie nicht mal kennen?«
    »Mit den beiden hat das nichts zu tun, Mr. Hall, oder wie immer Sie wirklich heißen.«
    Harry fragte sich, ob der Eigentümer der Wohnung unter ihm zu Hause war. Das Erdgeschoss des Hauses gehörte einem geschwätzigen Rohstoffmakler. Vor einiger Zeit hatten sie sich draußen auf dem Gehsteig unterhalten; dabei hatte der Mann erwähnt, er wolle im Sommer mit seiner Frau nach Europa fliegen, aber Harry konnte sich nicht mehr erinnern, für wann diese Reise geplant war. Wenn das Ehepaar unten war und er schrie los, würde sie ihn wahrscheinlich hören.
    Doch kaum war Harry diese Möglichkeit in den Sinn gekommen, wusste er auch schon, dass er sie nicht nutzen würde. Er hatte sich im Leben ziemlich oft als Pfeife erwiesen, und nun wollte er auf keinen Fall als Pfeife abtreten. Eine Sekunde lang fühlte er sich in die Nacht im Central Park zurückversetzt, als er zum ersten Mal Geiger begegnet war; sinnlos betrunken lag er auf dem Boden und spuckte Blut und Zahnsplitter, während die Schläger über ihm standen und drängten: »Sag uns deine Geheimzahl, Arschloch!«
    Harry schaute zu ihnen hoch und antwortete mit einer Zeile aus Bob Dylans Ballad of a Thin Man . »Irgendetwas geht hier vor, Mr. Jones, aber Sie wissen nicht was, nicht wahr?«
    Die Typen schienen sich veräppelt zu fühlen, denn sie fingen wieder an, ihn mit ihren Stiefeln zu bearbeiten. Und dann war Geiger vorbeigekommen.
    Die Wohnungstür öffnete sich. Harry und Hall wandten sich um und sahen eine hohe Gestalt als Umriss im dunklen Korridor.
    »Klappt’s nicht?«, fragte ein Mann.
    Harry erkannte die Stimme, wusste aber nicht, wo er sie unterbringen sollte.
    »Er will nicht«, sagte Hall.
    Als der Schattenriss ins Zimmer trat, knipste Hall die Lampe auf dem Beistelltisch an.
    »Ach du liebe Güte …«, sagte Harry gedehnt.
    Vor ihm stand der Schnorrer, dem er nachts auf der Ludlow Street zwanzig Dollar gegeben hatte, und starrte ihn finster an.
    »Harry«, sagte Hall, »das ist Ray.«
    »Hallo, Ray«, sagte Harry.
    »In dem hinteren Zimmer schläft eine Frau«, sagte Hall zu Ray. »Hol sie her.«
    Harrys Handflächen prickelten vor Furcht wie elektrisiert. Lily! Er hatte sie ganz vergessen.
    Ray stapfte durch den Flur.
    »Ist das Ihre Frau oder Ihre Freundin?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher