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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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und werfen Sie sie in Richtung Badezimmertür.«
    »Nur die Ruhe, Harry«, sagte Hall. »Sie klingen ziemlich aufgeregt.«
    »Ich bin aufgeregt. Sehr sogar.«
    »Sehen wir zu, dass niemand stirbt, okay?«
    »Sie sagten, Sie würden mich umbringen.«
    »Dinge geschehen nun mal, aber sie ändern sich auch. Man plant etwas, und dann muss man sich doch anders entscheiden. Also beruhigen Sie sich. Sie sind der Mann mit der Pistole in der Hand.«
    »Ja. Und jetzt werfen Sie Ihre Waffe weg, wie ich es Ihnen gesagt habe.«
    »Harry …«
    »Na los  … ehe ich den Mut aufbringe, jemanden über den Haufen zu knallen!«
    Hall neigte den Kopf zur Seite und lächelte. »Harry, Sie haben manchmal wirklich eine ganz einmalige Art, sich auszudrücken.«
    Halls linke Hand bewegte sich zum Gürtelholster. Er nahm die Pistole mit Daumen und Zeigerfinger, zog sie langsam heraus und warf sie durch die Badezimmertür. Mit lautem Klappern landete sie auf einer Fliese und schlitterte über den Flur.
    »Setzen Sie sich auf die Couch«, befahl Harry.
    Hall gehorchte. Das Lächeln spielte noch immer um seine Lippen.
    Harry trat einen Schritt von Ray zurück, zielte mit der Pistole aber weiter auf die flache Vertiefung zwischen den Augenbrauen des Schwarzen. Beide bemerkten, dass Harrys Hand zitterte.
    »Angst, Arschloch?«, fragte Ray.
    »Parkinson. Ich hab meine Tabletten noch nicht genommen.« Er nahm die Pistole in beide Hände, und das Zittern ließ nach. »Jetzt auf die Knie, Ray.«
    Ray schüttelte den Kopf.
    »Von wegen, Mann. Du schießt nicht auf mich, und ich gehe nicht auf die Knie.«
    Hall ließ das Kinn müde an die Brust sinken. »Ray, wir haben keine Zeit. Tu, was er sagt.«
    »Das steht nicht in meiner Stellenbeschreibung.«
    »Ray«, sagte Hall, »geh – auf – deine – Scheißknie!«
    Als Ray sich niederkniete, war Harry fast sicher, dass in seinen Augen Funken der Wut tanzten.
    »Her mit deiner Waffe, Ray. Genauso wie er.«
    »Beschissenes, dämliches …«, sagte Ray. Der Rest seines Gedankens verpuffte, während er einen glänzenden Revolver mit kurzem Lauf herausnahm. Er warf ihn an Harry vorbei.
    Harry konnte nicht Hall und Ray im Auge behalten und gleichzeitig Lily beobachten, und ihm fehlte das Selbstvertrauen, um rasch einen Blick zu ihr hinüberzuwerfen.
    »Lily, kannst du aufstehen? Lily? Lily!«
    »Klar kann sie das«, erwiderte Ray. »Und dann sagt sie uns noch den Scheißfahneneid auf.«
    Harrys Kopf fühlte sich seitenlastig an, und sein Knie war weich und heiß. Einen Augenblick lang vergaß er die Pistole in seiner Hand.
    »Weißt du was, Ray?«, fragte er.
    »Was?«
    Harry starrte auf ihn hinunter. Sein Kopf war plötzlich wie leer. Er hatte eine clevere Erwiderung geben wollen, aber als ihm nichts einfiel, schwang er den Arm so schnell und hart herum, wie er nur konnte. Die Beretta traf Rays höhnische Fratze mit solcher Wucht, dass der Schwarze im hohen Bogen zurückflog und auf dem Rücken landete, während sein verspritztes Blut noch einen Sekundenbruchteil in der Luft hing. Dann prasselte die Kurvenlinie aus dicken Tropfen herab und malte eine Kette roter Tupfen auf Rays Hose und Sweatshirt.
    Hall sprang von der Couch auf, als im ganzen Zimmer das feuchte, schlürfende Geräusch zu hören war, mit dem Ray zu atmen versuchte.
    Harry richtete die Waffe auf Hall.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    Harry blickte zu Ray. Er hatte sich auf die Seite gedreht, damit er nicht an seinem eigenen Blut erstickte, und stöhnte dumpf. Die Hände hatte er fest vor das Gesicht geschlagen, und zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.
    »Dweckschau …«, gurgelte er.
    Das Sonnenlicht erhellte nun den größten Teil des Zimmers. Harry ließ kurz den Blick schweifen, denn er wusste, dass er die Wohnung, die sein Zuhause gewesen war, verloren hatte. Was ihn dabei wirklich schmerzte, war die Einsicht, dass er alles, was er zurücklassen musste, durch seinen Beruf erlangt hatte.
    Das Gluckern, das durch Rays Finger drang, wurde lauter. Schließlich gelang es ihm, sich in eine sitzende Haltung aufzurichten, ohne die Hände zu bewegen. Harry wich einen Schritt zurück.
    »Scheiße«, sagte er. »Das habe ich nicht gewollt.«
    Hall schnaubte und setzte sich wieder aufs Sofa. »Doch, Harry, das wollten Sie. Ich vermute, Sie wollten es schon lange. Sie haben es bisher nur nicht gewusst.«
    Harry begriff zu seinem eigenen Unbehagen, dass er tatsächlich bis in die Fingerspitzen ein Gefühl der Befreiung empfundenhatte,

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