Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
sich ziemlich gut ausgekannt haben.
Jedenfalls besser als ich. Die Liste mit den gestohlenen Gegenständen enthielt
verschiedene Dinge, von denen ich überhaupt nicht gewußt habe, daß Miffy sie
besaß.«
    »Wann haben Sie diese Liste
denn gesehen, Mrs. Kelling?«
    Sarah wurde unsicher.
Vielleicht hatte Sergeant Jofferty die Liste niemandem zeigen dürfen?
    »Einer Ihrer Männer bat Max um
sein fachmännisches Urteil, was einige der Gegenstände betraf«, erwiderte sie
vorsichtig.
    Wilson brummte: »Ach ja, Sie
sind mit Walt Jofferty ziemlich gut befreundet, nicht wahr?«
    »Ich wäre stolz, wenn es so
wäre. Niemand hätte netter zu mir sein können, damals, als -«, doch darüber
wollte sie eigentlich nie mehr sprechen. »Ich will damit sagen, Chief Wilson,
daß es absolut lächerlich ist, Max zu beschuldigen, bloß weil er einen
Fantin-Latour von einem Norman Rockwell unterscheiden kann. Ganz abgesehen
davon, daß er niemals in irgendein Haus eindringen und alte Damen abschlachten
würde, hatte er überhaupt keine Zeit, irgend etwas in der Art vorzubereiten.«
    »Wie lange würde es denn wohl
dauern, einen vergifteten Cocktail vorzubereiten?«
    »Ziemlich lange, würde ich
sagen. Miffy ist es nicht einmal übel geworden, sie hat nur den Inhalt ihres
Glases heruntergeschluckt und ist sofort umgefallen. Die meisten Leute tragen
kaum ein sofort wirkendes tödliches Gift in ihren Taschen mit sich herum, meinen
Sie nicht? Man müßte zuerst einmal herausfinden, welches Gift man an wenden
könnte, es sich dann irgendwie besorgen und es so parat haben, daß man es
leicht benutzen kann. Das haben Sie selbst auch gesagt, erinnern Sie sich? Und
man müßte schrecklich gut aufpassen, wie man damit umgeht, sonst würde man sich
am Ende noch selbst damit umbringen.«
    »Okay, das klingt einleuchtend.
Sonst noch was?«
    »Na ja, Max und ich wären
beinahe gar nicht zur Beerdigung erschienen. Das heißt, ich wollte zwar
eigentlich schon kommen, aber ich hatte vor, Bradley oder einen anderen
Bekannten zu bitten, mich abzuholen. Wenn ich das getan hätte, wäre ich jedoch
zu spät gekommen. Lassie Larrington hatte mir nämlich gestern erzählt, die
Beerdigung sei um elf. Aber zufällig rief Tante Appie an, als wir gerade
frühstückten, und sagte, die Beerdigung finge schon um zehn an.«
    »Wissen Sie noch, um welche
Zeit Sie Ihre Nichte angerufen haben, Mrs. Kelling?«
    Appie sagte, sie glaube, es sei
etwa Viertel vor neun gewesen, vielleicht auch neun Uhr. Möglicherweise auch
ein wenig später.
    »Es war halb zehn, Tante Appie.
Max und ich hatten kaum Zeit, uns fertigzumachen und rechtzeitig zur Kirche zu
kommen.«
    »Und Sie waren gerade beim
Frühstück?«
    »Ja. Wir waren — also, Mr.
Lomax und sein Neffe waren bei mir gewesen und hatten mit mir besprochen, was
sie heute für mich erledigen sollten, und dann kam Max aus dem Kutscherhaus,
und wir beschlossen zu heiraten, und deshalb haben wir erst so spät
gefrühstückt.«
    »Ich verstehe.« Polizeichef
Wilson sah zuerst belustigt, doch dann argwöhnisch aus. »Wieso haben Sie denn
so plötzlich beschlossen zu heiraten?«
    »Na ja, so plötzlich war es
auch wieder nicht«, gab Sarah zu. »Ich will damit sagen, daß Max mich seit zwei
Monaten immer wieder gefragt hat, ob ich ihn heiraten will, und ich zwar wußte,
daß ich ja sagen würde, aber irgendwie schien es nie der richtige Zeitpunkt zu
sein. Bis heute morgen. Wir wollten uns nach der Beerdigung davonschleichen und
das Aufgebot bestellen, aber die arme Tante Appie fühlte sich so schlecht, und
ihr Sohn konnte wegen der Kinder nicht kommen, und Sie haben ja selbst gesehen,
was für eine große Hilfe seine Frau war, also sind wir geblieben. Und das haben
wir jetzt davon«, fügte sie bitter hinzu.
    Der Polizeichef war an Sarahs
Gefühlen nicht interessiert. »Sie mußten sich also beeilen, um rechtzeitig zur
Beerdigung da zu sein, nachdem Ihre Tante angerufen hatte. Was genau haben Sie
getan?«
    »Ich bin nach oben gegangen und
habe mich umgezogen. Ich trug vorher eine lange Hose und einen Pullover.«
    »Ist Bittersohn mitgegangen?«
    »Nein, das ist er ganz bestimmt
nicht.«
    Ohne es zu merken, verhielt
sich Sarah haargenau wie ihre Tante Emma, wenn diese einen dreisten Emporkömmling
in die Schranken verwies. Doch dann wurde sie blaß. Weshalb hatte sie nicht
einfach ja gesagt?
    »Warum kann ich eigentlich
nicht für mich selbst sprechen?« erkundigte sich Max Bittersohn wütend. »Ich
bin zurück zum Kutscherhaus

Weitere Kostenlose Bücher