Der Spiegel aus Bilbao
gegangen und habe mir dieses Jackett und diese
Krawatte hier angezogen. Dann habe ich den Wagen zu Sarahs Haus gefahren, um
sie abzuholen. Ich war allein und kann keinen Zeugen dafür benennen, daß ich
mir kein Strychnin, oder was zum Teufel es auch war, in die Tasche gestopft habe,
bevor ich zu ihr fuhr.«
»Aber für alles, was er hier
gemacht hat, gibt es genug Zeugen«, rief Sarah. »Keiner aus der Clique hatte
die Stirn zu behaupten, daß er gesehen hat, wie Max irgend etwas in Miffys
Drink geschüttet hat, oder? Und Sie können mir glauben, wenn es anders wäre,
hätten sie es bestimmt gesagt. Er war die ganze Zeit von einem Haufen Menschen
umgeben, die ihn ins Kreuzverhör genommen haben. Das kann Bradley Rovedock
bestimmt bestätigen.«
»Kreuzverhör ist vielleicht ein
wenig zu hart ausgedrückt«, widersprach Bradley. »Natürlich ist in einer Gruppe
wie unserer, in der alle miteinander befreundet sind, jeder Außenseiter -«, er
merkte zu spät, daß er etwas Falsches gesagt hatte, »ich meine, daß jeder
Fremde automatisch im Mittelpunkt des Interesses steht. Die Leute haben doch
nur versucht, ihn freundlich aufzunehmen.«
»Ich nehme an, Biff Beaxitt und
die Larringtons haben auch nur versucht, Max freundlich aufzunehmen, als sie
ihn niedergeschlagen und ihm Hände und Füße gefesselt haben? Warum nehmen Sie
die beiden nicht fest, Chief Wilson? Besonders Biff würde einen sehr viel
besseren Verdächtigen abgeben als Max.«
»Warum glauben Sie das, Mrs.
Kelling?«
»Weil die Frau, auf deren
Beerdigung wir gerade waren, auch eine Beaxitt war, falls Sie das vergessen
haben sollten. Sie war Biffs Tante.«
»Cousine, Liebes«, verbesserte
Appie. »Ihr Vater und Biffs Vater waren Brüder. Sie waren altersmäßig ziemlich
weit auseinander. Das hätte man kaum angenommen, weil Biff so riesig ist und
die liebe Alice B. doch so zierlich war. Oh, wenn ich daran denke, daß wir sie
niemals wieder -«
»Schon gut, Tante Appie. Ich
bin jedenfalls der Meinung, daß beide Testamente überprüft werden sollten,
bevor irgend jemand weitere Schlüsse zieht.«
»Also wirklich, Sarah!« Bradley
Rovedock klang schockiert. »Biff würde niemals -«
»Das habe ich früher auch mal
gedacht, Bradley. Aber ich traue Biff Beaxitt so gut wie alles zu, wenn man
genug Druck auf ihn ausübt. Und Fren Larrington ebenfalls, so, wie er gestern
der armen Ziege den Schädel zertrümmert hat.«
»Sarah, die Ziege war doch
verletzt. Ihr ganzer Hals war schon aufgerissen.«
»Er hätte wenigstens versuchen
können herauszufinden, wie schlimm die Verletzung war, oder etwa nicht? Wir
hätten das Tier aus dem Draht schneiden und zum Tierarzt bringen können.«
»Und dabei vielleicht die
Perdita versenkt? Meine liebe Sarah, das war ein wildlebendes Tier, kein zahmes
Haustier. Ich muß zugeben, daß ich ihn sogar ein wenig bewundert habe, weil er
so schnell und entschlossen gehandelt hat.«
»Könnten Sie beide mir
vielleicht erklären, um was es hier überhaupt geht?« fragte Wilson
verständlicherweise.
Sie erklärten es ihm mehr oder
weniger gleichzeitig. Sarahs Version klang in vielen Punkten anders als
Bradleys. Es war nicht schwierig festzustellen, wem die Polizei mehr Glauben
schenkte.
»Es gibt sowieso schon zu viele
von den verdammten Ziegen auf Little Nibble«, schien die einhellige Meinung zu
sein. Was Frens Hinrichtung des Tieres ohne faires Gerichtsverfahren betraf,
was zum Teufel hätte er denn sonst tun sollen?
Polizeichef Wilson sah sich
noch ein wenig um, stellte noch einige Fragen und schloß schließlich sein
Notizbuch. »Sieht ganz so aus, als hätten wir alles getan, was es momentan zu
tun gibt. Also Max — nur der guten Ordnung halber sollten wir uns kurz bei
Ihnen zu Hause umschauen, meine ich. Sie wohnen bei Mrs. Kelling, sagten Sie
eben.«
»Im Kutscherhaus«, fühlte sich
Appie verpflichtet, den Polizeichef zu erinnern. »Wie es sich gehört.
Normalerweise wäre ich bei Sarah im Haupthaus. Dort habe ich übrigens auch die
erste Nacht verbracht. Aber am nächsten Morgen haben wir dann erfahren, daß —
diese schreckliche Geschichte — und Miffy hat mich gebeten, zu ihr — doch mein
Sohn und die vier Jungen wollten bei Sarah zelten, deshalb dachte ich — und
dann ist die Geschichte mit dem Bootshaus passiert, wo ich mir nicht so sicher
bin — aber alles ist so, wie es sich gehört«, endete sie mit Nachdruck.
»Selbstverständlich, Mrs.
Kelling. Es handelt sich lediglich um eine Routineuntersuchung,
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