Der Spiegel aus Bilbao
zufällig
etwas darüber?«
»Es gab tatsächlich eine Diskussion
darüber, glaube ich, nachdem Sarah und Mr. Bittersohn die Party verlassen
hatten.« Bradley rümpfte zwar nicht gerade verächtlich die Nase, sah aber ganz
eindeutig ablehnend aus. »Ich habe dem Gespräch nicht viel Aufmerksamkeit
gewidmet.«
»Oh, aber Sarah wußte überhaupt
noch nichts von dieser Barbara«, rief Appie. »Jedenfalls nicht, bis Alice B.
damit vor allen Leuten herausgeplatzt ist. Die arme Alice B. war immer so
schrecklich direkt. Es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, daß sie damit —«
»Alice B. war ein bösartiges
Klatschweib, und sie hat die Geschichte absichtlich ausposaunt, um einen Keil
zwischen Max und mich zu treiben.«
Sarah wußte aus Erfahrung, daß
es sich nicht lohnte, die Polizei anzulügen. »Was ihr auch gelungen ist, wenn
es Sie interessiert. Max und ich hatten auf dem Heimweg einen Riesenkrach
deswegen. Wir hatten gerade wieder alles geklärt, und es wäre alles wieder in
Ordnung gewesen, wenn du nicht plötzlich mit Bradley -« hereingeplatzt wärst,
hätte sie fast gesagt.
»Nach allem, was passiert war,
hatte Max keine Lust, dazubleiben und gepflegte Konversation zu machen, also
ist er zum Haus seiner Schwester gefahren und hat dort mit seinem Onkel
Cribbage gespielt«, schloß sie.
»Aber du wußtest doch gar
nicht, wohin er wollte, Liebes. Du hattest angenommen, daß er zum Abendessen
bleiben würde, und hast ihn noch gefragt, ob du ihm etwas zum Essen verwahren
solltest. Bradley, erinnerst du dich nicht auch daran?«
»Tante Appie, falls du
versuchst, mir ein Alibi zu verschaffen, kannst du das getrost vergessen. Ich
brauche nämlich keins. Und was Max betrifft, kann seine eigene Familie
bezeugen, wo er war.«
»Keiner von Ihnen hat ihn
zurückkommen sehen?« fragte Wilson.
»Nein, das konnten wir gar
nicht, wissen Sie«, Appie übernahm es, die Frage zu beantworten. »Wie ich Ihnen
bereits gesagt habe, wohnt er unten im Kutscherhaus. Es ist ziemlich weit
entfernt vom Haupthaus, weil früher die Pferde immer — na ja, das brauche ich
Ihnen sicher hier nicht zu — und die Zufahrt hat dort eine Abzweigung, wenn er
also nicht den Weg zum Haupthaus nahm, was er selbstverständlich nicht tun
würde, wenn er so spät zurückkäme —«
»Vielen Dank, Mrs. Kelling.
Kommen Sie, Bittersohn. Den Rest können Sie uns im Streifenwagen erzählen.«
»Und was machst du, Sarah?«
erkundigte sich Bradley. »Soll ich dich nach Hause fahren?«
»Nein, bleib du nur bei Tante
Appie. Ich muß den Wagen von Max zurückbringen. Wir können ihn hier nicht so
einfach stehenlassen.«
»Bist du auch sicher, daß du es
allein schaffst?«
»Warum nicht? Nach dem
Studebaker müßte ich eigentlich alles fahren können.«
Sie lächelte Rovedock
selbstsicher zu und ging nach draußen, wobei sie spielerisch mit den
Autoschlüsseln schnippte. Als sie jedoch hinter dem Lenkrad saß, fühlte sie
sich plötzlich gar nicht mehr so sicher. Max liebte seinen Wagen wie ein Cowboy
sein Pferd. Wenn sie ihm jetzt auch noch das Auto zu Schrott fuhr, nach allem,
was er bereits durchgemacht hatte, würde sie ihm damit den Rest geben.
Es ging jedoch alles gut, denn
Sarah fuhr diesmal ganz besonders vorsichtig. Mit dem Ergebnis, daß die Polizei
bereits da war und das Kutscherhaus durchsuchte, als sie eintraf. Als sie
hineinging, um nachzusehen, was dort vor sich ging, wurde sie Zeuge, wie einer
der Männer ein lockeres Brett in der Treppe entdeckte, das sie nie dort bemerkt
hatte, und es wie die Klappe eines Briefumschlages hochhielt. Sein Kollege
leuchtete mit einer Taschenlampe in den Hohlraum und starrte hinein.
»He, Chef, kommen Sie schnell
her!«
Sarah trat ebenfalls näher. Sie
hatten ein kleines Aquarell entdeckt, das Sarah aufgrund der typischen
violetten Schatten sofort als einen Millard Sheets identifizierte, und eine
langstielige Axt, die zwar abgewischt worden war, aber trotzdem noch Blutspuren
aufwies.
»Tut mir leid, Bittersohn«,
sagte Polizeichef Wilson. »Ich glaube, Sie kommen am besten mit aufs
Polizeirevier.«
Kapitel
17
»D afür können Sie Max nicht verantwortlich machen«,
rief Sarah. »Er hat die Sachen dort nicht versteckt!«
»Wer war es denn?« fragte
Wilson.
»Ich weiß es nicht. Ich habe
aber Geräusche gehört.«
»Ach ja? Und wann war das?«
»Gestern nacht. Gegen
Mitternacht, vermute ich. Kurz bevor Max aus New York eintraf, denn ich war
immer noch in heller
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