Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
gegangen.
»Vielleicht schenkt Fren Larrington mir deshalb plötzlich soviel
Aufmerksamkeit.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun ja, wie Sie vielleicht
wissen, hat er sich vor kurzem scheiden lassen. Ich würde Alice B. durchaus
Zutrauen, daß sie Andeutungen gemacht hat, daß Sarah Kelling gar nicht so
mittellos sei wie allgemein angenommen. Ich bin sicher, die wissen alle auf den
Pfennig genau, was ich von meinem Vater geerbt habe, was natürlich nach
heutigen Maßstäben kein großes Vermögen ist. Offensichtlich glaubt Fren, daß
ich noch einiges zu erwarten hätte.«
    »Warum hätte denn Miss Beaxitt
so etwas tun sollen?«
    »Teilweise aus Spaß, teilweise,
weil sie Max und mich auseinanderbringen wollte.«
    »Sarah!« begann Max in
warnendem Ton.
    »Max, schlimmer, als sie jetzt
ist, kann deine Situation doch gar nicht mehr werden, und ich teile Chief
Wilson schließlich nichts mit, was er nicht auch selbst herausfinden kann. Wenn
er es nicht sowieso schon weiß. Miffy Tergoyne war reich, gelangweilt, nicht
besonders intelligent und alles andere als liebenswürdig. Alice B. war ihr
Hofnarr. Miffy liebte Skandale, also hat Alice B. Skandale für sie
ausspioniert. Wenn sie keine fand, hat sie eben selbst für eine Sensation
gesorgt, um Miffy bei Laune zu halten.«
    »Sie glauben also, daß diese
Miss Beaxitt versucht hat, Ihre geplante Hochzeit mit Bittersohn platzen zu
lassen, um Miss Tergoyne zu amüsieren?«
    »Natürlich nicht nur deshalb.
Miffy war ein eingefleischter Snob, und außerdem läuft man nicht einfach herum
und macht andere Leute unmöglich, wenn man nicht auch Angst vor ihnen hat.«
    »Warum sollte sie vor
Bittersohn Angst gehabt haben?«
    »Weil meine Heirat mit Max ein
weiterer Schritt zur Auflösung der alten Yachtclub-Clique gewesen wäre. Miffy
hat sich an den Yachtclub geklammert, nehme ich an, weil er für sie die einzige
Familie war, die sie noch hatte. Es wäre ihr am liebsten gewesen, wenn sich
nichts verändert hätte, wenn alles genauso geblieben wäre wie in ihrer
Jugendzeit, als das Leben noch eine Riesenparty für sie war. Aber natürlich war
das völlig unmöglich. Die Leute wurden erwachsen und zogen fort, traten in
andere Clubs ein oder verloren ihr Geld und konnten den Mitgliedsbeitrag nicht
mehr aufbringen. Diejenigen, die noch dageblieben sind, stammen größtenteils
aus Miffys Generation und sterben allmählich aus.«
    »Und was ist mit den Söhnen und
Töchtern?«
    »Die haben entweder nicht genug
Zeit oder kein Interesse. Ich übrigens auch nicht, doch man hat mich mehr oder
weniger zwangsweise einbezogen. Meine verstorbene Schwiegermutter und ihr Mann
sind mit dem Club gesegelt. Nach dem Tod ihres Mannes hat sie die
Mitgliedschaft gekündigt, doch Miffy hat sie trotzdem immer noch wie ein
Clubmitglied behandelt. Meine Schwiegermutter hatte es gern, wenn sie an Dingen
teilhaben durfte. Mein Mann und ich mußten mitgehen, weil seine Mutter allein
nicht zurechtkam.«
    Sarah zuckte die Achseln. »Als
ich in diesem Sommer zurückkam, hatte ich nicht vor, mich hier wieder auf
irgend etwas einzulassen, aber Miffy hing schon am Telefon, als ich kaum meinen
Fuß ins Haus gesetzt hatte, und verlangte, daß ich mit Max vorbeikommen sollte,
damit sie ihn sich ansehen konnte. Da sie bereits meine Tante überredet hatte
zu kommen, konnte ich schlecht ablehnen. Ich bin sicher, daß sie und Alice B.
die Geschichte mit Max’ alter Freundin sorgfältig vorbereitet hatten, weil sie
genau wußten, daß es für uns beide sehr peinlich sein würde, und hofften, daß
es zu einem Streit zwischen uns führen würde, was dann ja auch passierte.«
    Wilson grinste. »Sie konnten
die beiden wirklich nicht ausstehen, was?«
    »Ich hätte liebend gern nichts
mit ihnen zu tun gehabt — wenn sie mich in Ruhe gelassen hätten. Ich versuche
nur, Ihnen zu schildern, was für Menschen sie waren. Glauben Sie bloß nicht,
daß Max und ich ihre einzigen Zielscheiben waren.«
    »Sie wollen also damit
andeuten, daß alle möglichen Leute einen Grund gehabt hätten, sie aus dem Weg
zu räumen, und nicht nur wegen des Geldes.«
    »Ich will damit nur sagen, daß
es nicht richtig ist, Max zu verhaften, weil absolut klar ist, daß man ihn
benutzt, für eine Tat zu büßen, die jemand anderes begangen hat.«
    Und es war auch absolut klar,
daß Polizeichef Wilson der Meinung war, daß Sarah Kelling genau dasselbe gesagt
hätte, wenn er Max Bittersohn auf frischer Tat mit der Axt in der Hand neben
der Leiche ertappt

Weitere Kostenlose Bücher