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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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du von mir keine lumpige Öre bekommen!«
    »Dann behalte den verdammten Taler! Und auch di e ses Kleid und den Puder und den ganzen Tand. Ich will nichts mehr von euch! Ich verlasse das Schloss. Noch heute!« Im Raum verstummte die Musik, Applaus und Stühlerücken erklang. Lovisas Fingernägel gruben sich schmerzhaft in Elins Schultern.
    »Das hat die Königin dir weder befohlen noch e r laubt«, sagte sie mit Nachdruck. »Sie hat dich in die K ü che zurückgeschickt. Und genau dort wirst du dich nun hinbegeben. Ich werde mit ihr reden.«
    »Aber …«
    »Kein Aber, Elin. Sie ist die Königin. Und die Leute an ihrem Tisch, die du in Verlegenheit gebracht hast, sind ihre Gäste. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, außer vielleicht das eine: Königin Kristina ist aufbrausend, sie hat das wilde Blut und auch das stürmische Gemüt der Wasa. Fordere es nicht heraus!«
     
    Elin zitterte am ganzen Körper. Die Locken waren aus den Haaren gekämmt, das Rouge abgewischt. Nie war ihr aufgefallen, wie grob der einfache Stoff der Mägdekle i dung sich anfühlte. Dieses Kleid hier roch zudem nach fremder Haut und altem Schweiß – Gerüche, die ihre N a se früher kaum wahrgenommen hatte. Ihr Leben auf Gudmunds Hof und in der Mägdekammer erschien ihr so schäbig und grau wie nie zuvor. Zwei der Mägde schnarchten in ihrem Bett, aber Elin konnte ohnehin nicht schlafen. Seit Stunden saß sie regungslos auf ihrem Schlaflager, den Rücken an die kalte Wand gelehnt. Ihr Körper schien taub geworden zu sein wie ein Stück Holz. Brennend vor Wut ging sie immer wieder ihren Plan durch. Niemand konnte ihr befehlen, in diesem Schloss zu bleiben! Sie würde fliehen. Gleich morgen. Sie würde Stockholm verlassen und zu Emilia nach Uppsala z u rückkehren. Und wenn die Königin sie suchen ließ, wü r de sie sich nach Deutschland durchschlagen, zu der Insel, auf der ihre Mutter gelebt hatte. Alles war besser, als hier zu sein. Vielleicht ließ sich Fräulein Ebbas Silberkreuz verka u fen? Gerade wollte sie nach dem Schmuckstück greifen, das unter dem groben Stoff verborgen war, als sie einen Lichtschimmer entdeckte.
    »Elin!«, flüsterte jemand in der Dunkelheit. Im ersten Moment glaubte Elin das Gespenst aus dem Park zu s e hen, dann aber erkannte sie im Licht eines glimmenden Kienspans Helga Lundells Lächeln.
    »Komm mit und weck die anderen nicht auf«, raunte Helga ihr zu. »Du hast Besuch!« Das war bestimmt Lov i sa! Elin glitt über die klamme Decke und folgte dem ta n zenden Licht des Kienspans, der wie ein Glühwürmchen vor ihr herschwebte. Helga führte sie durch einen schm a len Gang und eine Holzstiege hinunter. Kälte kroch ihnen entgegen.
    »Wohin gehen wir?«, flüsterte Elin. Helga drehte sich um und legte warnend den Finger an die Lippen. Erst als Elin runde Ziegelgewölbe erkannte, erriet sie, dass sie in den Lagerkellern sein mussten – in dem Teil, wo das Brennholz und Holzfässer mit eingelegten Zwiebeln und Stockfisch gelagert wurden. »Dort hinein«, flüsterte He l ga und deutete auf eine schmale Holztür. Elin schluckte und drückte die Klinke herunter. Kerzenlicht leckte über ihre Schuhe. Durch die Fässer, die sich bis zur Decke stapelten, wirkte der Raum sehr schmal. Dennoch bot er genug Platz für einen Tisch. Ein Verwalter führte hier wahrscheinlich die Aufstellungen über die Vorräte. Jetzt ging allerdings eine Gestalt in einem langen Mantel im Raum hin und her. Der Federhut verbarg ihr Gesicht, aber die energischen Bewegungen hätte Elin überall wi e der erkannt.
    »Ihre Majestät!«
    »Hier, fang auf!«, befahl die Königin barsch. Mit e i nem Ruck wandte sie sich um und warf Elin einen G e genstand zu. Es war ein in Leder gebundenes, schmales Buch.
    »Lies mir den Titel vor.«
    »Wie Sie wissen, kann eine kleine Magd wie ich nicht lesen«, schnappte Elin.
    »Woher soll ich das wissen?«, gab die Königin ebenso schnippisch zurück. »Heute sprichst du Französisch, morgen zitierst du womöglich auf Deutsch aus dem O s nabrücker Verhandlungsprotokoll? Ich habe den Ve r dacht, du kannst viel mehr, als du mir zeigst.« Ihre Stimme bekam einen schneidenden Unterton. »Wie kommst du überhaupt dazu, meine Gäste zu besch ä men ? «
    »Ich habe sie beschämt?«, rief Elin. »Der Marquis hat mich mit diesem Riksdaler beleidigt!«
    »Dich beleidigt?«, spottete Kristina. »Du beleidigst dich selbst, Elin Ansgarsdotter. Du solltest bescheiden sein, statt aus Eitelkeit einen Streit vom Zaun zu brechen

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