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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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mir …« – sie beugte sich weit zu Elin vor - »… du wirst es nicht bereuen, mir zu dienen. Oder möchtest du nicht schreiben und lesen können wie Monsieur Henri? B e denke – du könntest auch Dokumente lesen. Besonders solche, die dir möglicherweise einen Hinweis auf deine Herkunft geben könnten.«
    Elin betrachtete nachdenklich das Buch in ihren Hä n den. Die unverständlichen Zeichen auf dem Buchdeckel grinsten ihr höhnisch entgegen. Vergeblich bemühte sie sich, ihre Wut und Empörung wieder zu finden, stattde s sen konnte sie nicht anders, als der Königin ein flüchtiges Lächeln zu schenken.
    »Wem soll ich den Brief überbringen?«
    »Einem Sendboten, der nach Deutschland reiten wird. Zeitgleich schicke ich einen offiziellen Boten los. Er wird sich ein paar Dummheiten leisten, die die Spione am Hof auf seine Fährte bringen werden. Den mögen die Posträuber dann jagen, während unser Kurier unbehelligt den Brief trägt.« Beim Wort »unser« zuckte Elin zusa m men. Kristinas Stimme sank zu einem Flüstern.
    »Deine Aufgabe ist einfach. Du gehst als ganz g e wöhnliche Magd zum Hötorget – dem Heumarkt – und von dort aus zum Haus von Simon Jüterbock, dem Sa t telmacher.«
    »Und wie komme ich ungesehen aus dem Schloss ? «
    »In wenigen Stunden werden Bauern und Bürger in den Audienzraum kommen. Helga wird dich dorthin bringen. Von da aus kannst du nach der Audienz unau f fällig mit ihnen gemeinsam das Schloss verlassen.«
    »Das ist ein Brief an Adler Salvius in Deutschland, nicht wahr? Sie versprechen ihm den Posten im Reich s rat?«
    Kristina lächelte anerkennend.
    »Und wenn der Brief sein Ziel erreicht, hat dieser u n selige Krieg vielleicht schneller ein Ende, als den Oxe n stiernianern lieb ist.«
    »Er wird sein Ziel erreichen«, sagte Elin.
     
    »Nimm dieses Siegel mit und verstecke es gut! Es ist dein Erkennungszeichen für Jüterbock.« Helga drückte ihr ein kleines, hartes Oval aus Metall in die Hand, das Elin sofort in ihrem Ärmel verbarg. Das Kopftuch hatte Helga ihr bis ins Gesicht heruntergezogen. Das Wolltuch um ihre Schultern r och nach Räucherkammer. »Schau auf den Boden«, riet ihr Helga. »Und halte dich in der Mitte der Gruppe, die den Audienzraum verlassen wird. Sieh dich nicht um und errege auch sonst nicht die Au f merksamkeit der Gardisten und Wächter. Den Weg zum Hötorget hast du dir gemerkt?«
    Elin nickte und strich sich nervös über den Rock, in den der kostbare Brief eingenäht war.
    »Gott schütze dich«, flüsterte Helga. »Ich warte zu j e der vollen Stunde an der Anlegestelle.«
    Wenig später stand Elin in einer Nische des Gangs, der zum Audienzraum führte. Murmeln wurde laut, als sich die Türen öffneten. Ein Strom von Menschen drän g te aus dem Saal – Bürger in ihrem Sonntagsstaat, Ha n delsleute, Tagwerker und Bauern, die die Last vieler Ja h re Feldarbeit gebeugt hatte wie alte Bäume.
    Elin mischte sich unauffällig unter die Menge und ließ sich, den Kopf gesenkt, mit ihr treiben. Langsam schob sie sich zur Mitte des Trosses, der von mehreren Dienern zum Ausgang geleitet wurde. »Ich sagte dir doch, die Königin kann uns nicht helfen«, flüsterte neben ihr eine Frau. »Gegen den Bauernschinder Oxenstierna wird sie nichts ausrichten.«
    »Sie hat versprochen, sich beim Rat für die Bauern einzusetzen. Mehr kann sie nicht tun. So ist es nun mal. Nicht einmal eine Königin kann einfach so über alles und jeden frei bestimmen.«
    »Nun, dafür kann sie frei bestimmen, wie viel Geld sie für den ganzen Prunk und diese Ausländer ausgibt«, kam die spitze Antwort. »Man sagt, die Staatsfinanzen liegen am Boden!«
    »Lass es gut sein, Grit«, sagte der Mann müde. »Sie hat uns immerhin Geld aus der Schatzkasse gegeben.«
    »Dieses Geld lindert unsere Not für einen Monat«, knurrte die Frau. »Aber die Steuerlast nimmt es uns nicht – während die Adelsherren ihre Privilegien genießen und sich Paläste bauen. Und wer erlässt uns die Steuern und Zölle ? Wer ? Ohne die Zustimmung des Rats darf der Reichstag keine neuen Zollverordnungen beschließen. Und wer sitzt im Rat? Die Adelsherren! Einen Teufel werden die beschließen, um uns das Leben leichter zu m a chen.«
    Ein Ellenbogen traf Elin in der Seite und sie wurde abgedrängt. Wenig später tat sich vor ihr das Tor auf und ein eisiger Morgenwind strich über ihr Gesicht. Gefror e ner Matsch auf den Straßen machte es schwer, vorwärts zu kommen. Elin klammerte sich an ihren Korb. Die

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