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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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Handbreit über das Eis der Wände auf sie zukroch.
    »Wo ist das Menschenmädchen?«
    Leises, kaltes Gelächter. »Sie ist beschäftigt, Minotaure. Um sie zu stören, musst du an mir vorbei.« Wispernd strich eisiger Wind durch den Gang.
    Gelassen hob Haranas die Hand. Seine Männer bildeten hinter ihm einen Halbkreis. »Gebt ihm keine Möglichkeit, sich in die Firnwolfbestie zu verwandeln! – Und vergesst den Befehl nicht!«, wies er sie halblaut an.
    Nagraitos stieß ein Schnauben aus. »Lebend bedeutet nicht unverletzt.« Er neigte seine Speerklingen leicht. »Er soll dafür bezahlen, was er Akis angetan hat.«
    Über ihnen wartete der Eisprinz. Ein dunkles Knurren drang aus seiner Kehle. Er würde den Vorteil der höher gelegenen Position nicht aufgeben – oder es riskieren, dass einer der Minotauren zwischen ihn und das Menschenmädchen gelangte.
Schneeflocken wirbelten um sie, überzogen den Boden mit einem weißen Mantel.
    Sie drangen gleichzeitig auf ihn ein. Die Speerklingen eines Kriegers fuhren knapp an den Rippen des Eisprinzen vorbei. Einen Herzschlag später schrie der Mann gequält auf und brach zusammen, die Fäuste auf die Brust gepresst, wo der Eisprinz ihn berührt hatte. Seine Waffe hielt nun die schwarzhaarige Bestie in der Hand, ließ sie träge kreisen.
    Das Lächeln, mit dem er Haranas bedachte, war mehr ein Zähnefletschen. Weiße Flocken schlugen ihm ins Gesicht. Eis traf den Krieger neben ihm in die Augen, machte ihn blind, ehe er röchelnd in die Knie sank. Noch ein Krieger brach zusammen. Obwohl der Eisprinz ihn nur mit der Hand gestreift hatte, zerfiel sein Körper zu glitzernden Eiskristallen.
    Mit einem Schnauben riss Haranas die Doppelaxt in die Höhe. Ein Schlag aus Frost traf ihn in den Leib, stieß ihn die Stufen hinunter. Über ihm sang Stahl gegen Stahl. Einer seiner Männer schrie, taumelte knapp neben ihm zu Boden, die Finger auf eine Bauchwunde gepresst. Eis peitschte über sie hinweg, kalt brennend auf der Haut. Wieder ein Aufschrei, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Haranas kam auf die Hufe, stürmte brüllend die Stufen hinauf, sah gerade noch, wie der Eisprinz mit den Speerklingen zwei weitere seiner Krieger niederstreckte.
    Tief aus dem Inneren des Berges drang ein dumpfer Laut. Felsen und Eis stöhnten, als der Avaën erzitterte. Der Eisprinz hob den Kopf. Haranas nutzte diesen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit und warf sich vor. Seine Doppelaxt fuhr auf die Schulter der Bestie herab. Er zuckte im allerletzten Augenblick herum und zur Seite, das Klingenblatt verfehlte ihn, teilte die Stange der Speerklingen, grub sich in den eisschimmernden Boden. Der Eisprinz stieß ein wütendes Knurren aus.
    Wieder bebte der Berg. Stalaktiten krachten von der Decke, zersplitterten zu mörderischen Geschossen. Hinter ihm schrie
einer seiner Krieger getroffen auf. Er zerrte die Axt aus dem Felsen, die Bestie warf ihre nutzlos gewordene Waffe beiseite, duckte sich – und sprang im gleichen Herzschlag, als er die Klingen erneut hob, mit zu Klauen gekrümmten Händen vorwärts, krallte nach seiner Kehle. Das Axtblatt kam zu langsam hoch. Haranas erkannte es im selben Moment. Auch der Eisprinz wusste es, er sah es in den frostbrennenden Augen. Etwas fauchte die Stufen hinab, packte sie wie welke Blätter und schleuderte sie auf das Eis.
    Benommen lag Haranas mehrere schmerzhafte Atemzüge lang still. Um sich her konnte er das Stöhnen seiner verbliebenen Krieger hören. Er hob den Kopf, kam wankend auf die Füße, musste sich auf den Stiel seiner Axt stützen. Keinen Schritt von ihm entfernt stand auch Nagraitos unsicher auf, sah sich benommen und erschrocken um. In seinem Schädel war ein Dröhnen, das bis in die Spitzen seiner Hörner hallte. Blinzelnd ließ auch er den Blick durch den Gang zucken und sog scharf den Atem ein. Einige Stufen unter ihm lag der Eisprinz inmitten der glitzernden Trümmer einer Sintersäule. Die Wucht des lautlosen Donners hatte ihn offenbar mitten im Sprung erfasst und über Haranas und seine Krieger hinweggetragen.
    Er fasste die Axt fester, nickte Nagraitos zu, der ihn ebenfalls entdeckt hatte. Eben mühte sich auch der Eisprinz auf die Beine, brach jedoch mit einem schweren Keuchen wieder zwischen den Trümmern zusammen. Der Krieger drehte seine Speerklingen, bleckte in einem bösen Grinsen die Zähne, während er beobachtete, wie die schwarzhaarige Bestie abermals versuchte, sich aufzurichten. Schwer atmend stand er dann da, hob den Kopf. Die

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