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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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blickte er Gerdan an. »Das ist alles, was wir noch haben. Ich habe auch aus unserem Bett herausgenommen, was wir entbehren können.« Sichtlich unglücklich mit seiner Ausbeute, hob er die Schultern und strich sich eine dunkelblonde Strähne aus den graublauen Augen. »Morgen werde ich die Nachbarn fragen, ob sie uns noch die ein oder andere Decke überlassen können«, versprach er und sah dabei Morgwen an. Der schüttelte den Kopf.
    »Wir sind euch sehr dankbar, aber es ist nicht nötig, dass ihr unseretwegen in eurem Bett friert. Cassim und ich können uns das Lager teilen, das ihr schon vorbereitet habt.«

    Verblüfft blickte Ernan ihn an. Auch Nesha hörte auf, den Inhalt des Topfes in die Schalen zu löffeln, und schaute zuerst ihn, dann Cassim an. Beinah schien es, als würde sie einen Protest von ihr erwarten. Doch als sie ebenfalls nach einem kurzen Zögern nickte, nahm Ernan einen Teil der Decken wieder an sich. Er wirkte fast ein bisschen erleichtert.
    Lächelnd und mit einem aufmunternden Nicken schob Nesha Cassim die Schale mit einem dicken Eintopf hin. Eine ähnlich große Portion fand ihren Weg zu Morgwen. »Lasst es euch schmecken. Im Topf ist noch mehr.« Sie sah zu Gerdan hin. »Brauchst du noch etwas, Herrin?«
    »Nein! Geht zu Bett, ihr beiden. Und seid bedankt für eure Hilfe.«
    Einen Moment später schloss sich die Luke und sie waren wieder allein.
    Obwohl der Eintopf, in dem Fleischstücke und Gemüse schwammen, herrlich schmeckte, schob Cassim schon nach wenigen Bissen die Brocken in ihrer Schale hin und her. Gerdan hatte sich vor die Feuerstelle gekniet und sah fragend von der Waschschüssel auf, in die sie heißes Wasser gegossen hatte. Einen kleinen Tiegel, der wohl heilende Kräuter enthielt, hatte sie auf dem Vorsprung bereitgestellt.
    »Woher habt Ihr davon gewusst?«, brach es aus Cassim heraus. Sie schlang die Hände um die Eintopfschale. »Ich meine, woher habt Ihr gewusst, dass Prinz Kaylen Morgwen entführen ließ? Und woher … woher wusstet Ihr, wo Ihr uns finden würdet?«
    »Ich habe Freunde im Palast.« Gerdan sprach, ohne Cassim anzusehen, während sie ein wenig von dem Inhalt des Tiegels in das dampfende Wasser gab und langsam mit den Fingern umrührte. Die Hitze färbte ihre Haut sofort tiefrot, doch sie schien es nicht zu merken. »Einer von ihnen hörte, wie eine Händlerin aus der Sippe der Hadjalij bei Kaylen vorsprach und ihm ein außergewöhnliches Wild für seine nächste Jagd anbot.
Einen Krieger, der zur Hälfte Eisdryadenblut in den Adern hätte. Ausdauernd, schnell, gefährlich. Und er reiste nur in Begleitung eines rothaarigen Mädchens und eines Fauns. – Kaylen zahlte zwanzig Scheffel Korn und schickte seine Männer los.« Ihr Mund verzog sich zu einer harten Linie. Sie blickte zu Morgwen hin, der die Hände flach auf den Tisch gepresst hielt.
    »Sich mit dir zu vergnügen, war selbst für Jarlaiths Prinzen ein teurer Spaß. Er wird toben, weil er seine Jagd nicht zu Ende bringen konnte.« Ihre Augen kehrten zu Cassim zurück. »Ein anderer Freund wohnt in der Nähe des Schwarzen Jern. Er sah, wie du in Richtung des erfrorenen Teils der Stadt gelaufen bist, und schickte mir ebenfalls eine Nachricht.« Seltsam müde fuhr sie sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    »Jeder weiß von Kaylens nächtlichen Jagden. Jeder fürchtet sich davor, als Nächster geholt zu werden. Deshalb wagen sich die Bewohner Jarlaiths abends nicht mehr aus ihren Häusern. Sie verrammeln ihre Türen und Fenster und hoffen, dass Kaylens Schergen an ihren Häusern vorbeigehen. – Er lässt seine Opfer jedes Mal in den erfrorenen Teil der Stadt schaffen und hetzt sie dort mit seinen sogenannten Freunden zu Tode.« Bitterkeit machte ihre Stimme rau.
    »Heißt das, er tötet jede Nacht?« Morgwens Finger zuckten auf der Tischplatte.
    »Nein! Nicht jede Nacht.« Langsam wandten ihre Feueraugen sich ihm zu. »Aber wann immer ihm der Sinn danach steht.« Sie stellte die Waschschüssel auf den Tisch und legte ein paar der Leinentücher daneben. »Und bisher konnte ihm noch keiner lange genug entkommen, dass ich ihn hätte finden können. – Lass mich dir mit dem Hemd helfen!« Ohne auf eine Antwort zu warten, streifte sie ihm das zerrissene und blutbefleckte Kleidungsstück über den Kopf, ließ es achtlos zu Boden fallen. Wieder erschienen jene feinen Falten auf ihrer Stirn, als sie sich vorbeugte, um die Striemen auf Morgwens Brust und
Schulter zu untersuchen. Kopfschüttelnd richtete

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