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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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starrte sie ihn an, bis sie sich daran zu erinnern schien, dass sie eine verheiratete Frau war, für die es sich nicht schickte, einen halb nackten Mann anzugaffen. Röte breitete sich über ihren Hals und ihr Gesicht aus, während sie etwas Unverständliches murmelte, eilig die Reste des Frühstücks zusammenräumte und die Stufen wieder hinaufhastete.

    Morgwen versuchte, sein Grinsen zu verbergen, indem er sich über den Mund rieb. Doch weder Cassim noch Gerdan war es entgangen.
    »Vielleicht solltest du mir mein Hemd zurückgeben, ehe ich Nesha noch einmal in Verlegenheit bringe.« Sosehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, zerknirscht zu klingen.
    Auch Gerdan kämpfte mit geringem Erfolg gegen ein Lächeln. »Ich habe dein Hemd Nesha überlassen, damit sie es flickt und säubert. – Aber du hast recht. Wir können dich hier nicht die ganze Zeit halb nackt herumlaufen lassen.« Eine feine Linie erschien auf ihrer Stirn, während sie ihn eingehend musterte. »Deine Schultern sind breiter als Ernans, sonst könnte er dir eines borgen …« Ihre Stimme verebbte, während ihre Hand zu dem trüben roten Edelstein glitt, der auf ihrer Brust ruhte. Abrupt trat sie vom Feuer zurück, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst, und ging zu der Truhe hinüber.
    Cassim hätte schwören mögen, dass die Flammenpeitsche ein leises Zischen von sich gab, als Gerdan sie beiseitelegte, um den Deckel öffnen zu können. Einen Augenblick später hielt sie ein Hemd aus sandfarbener Seidenwolle in den Händen. Die weiten Ärmel waren an den Aufschlägen gerafft. Feine Stickereien in Rot und Schwarz zierten die Säume und den Kragen. Seltsam zärtlich fuhren Gerdans Finger über den Stoff, dann hielt sie es Morgwen entschlossen entgegen.
    »Es wird dir passen! Du hast die gleiche Statur wie Kaylen.«
    Hätte Jarlaiths Prinz unvermittelt vor ihnen gestanden, hätte ihre Verblüffung nicht größer sein können.
    »Woher …«, setzte Cassim stammelnd an, doch sie verstummte, als Morgwen sich gefährlich langsam von seinem Schemel erhob.
    »Was hast du mit Prinz Kaylen zu schaffen?« Seine Stimme hätte Eis zersplittern lassen.

    Gerdan antwortete ihm, ohne seinem Blick auszuweichen. »Er ist mein Gemahl!«
    »Gemahl?« Morgwen machte einen Schritt auf sie zu.
    In einer beinah trotzigen Bewegung schüttelte Gerdan ihr Haar zurück und sah ihn furchtlos an. »Ja, mein Gemahl. – Der Mann, den ich einmal von ganzem Herzen geliebt habe; den ich immer noch über alle Maßen liebe.« Sie ballte die Hände. »Ich weiß, ihr haltet ihn für eine Bestie, aber…-Glaubt mir, er war nicht immer so! Er war freundlich und ehrenhaft. Es wäre ihm niemals in den Sinn gekommen … Niemals hätte er … er …« Die Worte erstarben in ihrer Kehle. Zitternd holte sie Atem. »Verflucht sei unsere Treue zum Lord des Feuers! Verflucht sei der Spiegel aus Feuer und Eis! Und verflucht sei die Eiskönigin in all ihrer Bosheit!« Sie wandte sich heftig ab und presste die Hände vors Gesicht. Ihre Schultern zuckten.
    Morgwen stand da, als hätte man ihn mit Eiswasser übergossen. Einen Moment saß auch Cassim in regloser Verblüffung, dann stand sie auf und legte die Arme um die Frau, zog sie behutsam neben sich auf das Bett. Auch Morgwen ließ sich auf den Schemel zurücksinken, stützte die Ellbogen auf die Knie und beugte sich vor. Unter gehobenen Brauen heraus sah er Cassim an, die seinen Blick nicht minder hilflos erwiderte. Behutsam strich sie über das dunkle Haar, während Gerdan ihr Gesicht gegen ihre Schulter presste. Abgesehen von ihrem harten Schluchzen und dem Knistern des Feuers war es still.
    Irgendwann versiegten Gerdans Tränen schließlich. »Verzeiht mir.« Sie wischte sich die geröteten Augen und richtete sich auf. Wortlos rieb Cassim ihr die Schulter.
    »Wirst du uns erzählen, was mit Prinz Kaylen geschehen ist? Und was das alles mit dem Lord des Feuers, diesem Spiegel und der Eiskönigin zu tun hat?« Morgwen beugte sich ein wenig weiter vor. Seine Stimme klang überraschend sanft.
    Noch einmal fuhr Gerdan sich über die Augen, doch dann nickte sie. »Nach dem, was er getan hat, habt ihr wohl ein
Recht, es zu erfahren. – Es ist ja auch kein Geheimnis.« Sie holte langsam Atem. »Ich … Ich will von Anfang an erzählen: Kaylen war Jarlaith ein guter Prinz – und mir ein guter Gemahl. Wir liebten uns, und obwohl weder mein Vater noch meine Mutter von hoher Geburt waren, machte er mich zu seiner Frau. Egal worum es

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