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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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zurecht und schnitt dicke Scheiben Brot ab. »Ihr wart so erschöpft, dass wir beschlossen haben, euch schlafen zu lassen, bis ihr von selbst aufwacht. – Kommt, setzt euch und esst. Vermutlich seid ihr hungrig. Nesha hat euch von ihrem köstlichen Fadranpflaumenmus geschickt, damit ihr das Brot nicht nur mit etwas Butter und Tee hinunterwürgen müsst.«
    Morgwen setzte sich hinter Cassim auf, reichte ihr dann seine Hand, als sie sich mühsam unter den Decken hervorkämpfte. Ihre Muskeln waren steif und protestierten schmerzhaft gegen das, was ihnen angetan worden war. Mit den Fingern kämmte sie sich das Haar zurück und beschloss, sich erst nach dem Frühstück Gedanken um ihr Äußeres zu machen. Sie wandte sich zu Morgwen um, wollte nun ihm aufhelfen, doch er belächelte ihre ausgestreckte Hand nur und erhob sich mit der üblichen raubtierhaften Geschmeidigkeit. Die Peitschenstriemen auf seiner Brust hatten sich zu ihrem – wie offenbar auch zu
Gerdans – Erstaunen bereits geschlossen und waren zu dünnen bläulichen Linien verblasst. Auch der in allen Farben schillernde Bluterguss auf seiner Wange schien an den Rändern bereits auszubleichen. Nur die Wunden, die die Spieße hinterlassen hatten, waren noch deutlich gerötet.
    Neshas Fadranpflaumenmus war eine Köstlichkeit, die selbst auf der Tafel eines Königs nur Lob erhalten hätte, und Cassim vertilgte zwei dick damit bestrichene Scheiben Brot. Gerdan hatte es sich derweil auf der Truhe bequem gemacht. Ihre Finger spielten gedankenverloren mit der Peitschenschnur, während sie ihnen beim Frühstücken zusah. Doch als schließlich auch Cassim den Teller von sich schob, erhob sie sich und trat ans Feuer. Beinah sofort schienen die Flammen höher zu schlagen.
    »Kaylen ist über den Ausgang seiner gestrigen Jagd äußerst ungehalten.« Sie neigte wie nachdenklich den Kopf. »Vielleicht sollte ich besser sagen: Er tobt. Heute Morgen ließ er euren Freund, den Faun, verhaften und in den Schandblock spannen.«
    Erschrocken blickte Cassim sie an. »Aber er hat doch nichts getan. – Und bei der Kälte wird er erfrieren.«
    »Ob er etwas getan hat oder nicht, interessiert Kaylen nicht. Und erfrieren wird euer Freund auch nicht. Auf dem schwarzen Platz brennen Feuerbecken. Kaylen ist nicht daran gelegen, seine Opfer in der Kälte einfach einschlafen und nie wieder aufwachen zu lassen.« Um ihren Mund zuckte es ärgerlich. »Nach dem, was man mir erzählte, hat euer Freund – dieser Narr – versucht, sich die Wachen vom Hals zu halten, indem er ihnen drohte, er sei ein Zauberer. Hätte er den Mund gehalten, wäre er nur in das Holz geschlossen worden. – Und aus dem hätte er sich mühelos befreien können. – So haben sie ihm noch zusätzlich Eisen angelegt.« Ihre dunklen Augen wandten sich ihnen zu. »Kaylen erwartet, dass ihr versuchen werdet, ihn zu befreien, damit er das von vergangener Nacht beenden kann. –
In zwei Tagen verlasst ihr Jarlaith, ohne auch nur in die Nähe des schwarzen Platzes und des Blocks gekommen zu sein.«
    Scharf sog Cassim den Atem ein. »Wir können Jornas doch nicht einfach zurücklassen.«
    »Niemand erwartet von euch, dass ihr euren Freund aufgebt. Ich bitte euch nur darum, dass ihr es mir überlasst, ihn aus Kaylens Gewalt zu befreien.« In einer versöhnlichen Geste streckte sie die Hand aus. »Ich will euch weder Befehle erteilen noch seid ihr Gefangene. – Ich möchte euch nur vor Kaylens Grausamkeit schützen. Und deshalb bitte ich euch auch, Neshas und Ernans Haus nicht zu verlassen. Er hat überall seine Spitzel und ihr seid bedauerlicherweise nicht gerade unauffällig.«
    Cassim blickte zu Morgwen. Der neigte in einer Geste, die weder Zustimmung noch Widerspruch war, den Kopf. Wir sind hierhergekommen, um die letzten Spiegelsplitter zu beschaffen, und nun sitzen wir hier fest, während Jornas in den Schandblock gespannt ist. Und in zwei Tagen will Gerdan uns aus der Stadt bringen lassen. Was sollen wir nur tun? Sie rieb sich übers Gesicht und schaute noch einmal Morgwen an. Der kaum auszumachende Zug um seinen Mund verriet ihr, dass er sicher war, dieses Haus auch ohne Gerdans, Neshas oder Ernans Wissen verlassen zu können.
    Schweigend hob sie in einer ähnlich nichtssagenden Bewegung die Schultern. Erleichterung huschte über Gerdans Züge.
    Als sie Schritte von der Luke hörten, wandten sie sich um. Gerade kam Nesha die Stufen herunter, blieb aber stehen, als ihr Blick Morgwen streifte. Mehrere Herzschläge

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