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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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die Arme vor der Brust.
    »Kannst du nicht tanzen?« Den Kopf schief gelegt, beäugte sie ihn.
    »Ich will nicht tanzen.«
    »Spielverderber! Es wird dir gefallen!« Sie fasste ihn am Ärmel seines Hemdes, zog erneut. »Komm!«
    »Nein!« Wieder wurde sie abgeschüttelt.
    »Mir zum Gefallen! Bitte!«
    »Nein!«
    »Muss ich auf die Knie gehen?«
    Ein Schnauben. »Nein!«
    »Also kommst du?«
    »Nein!«
    »Mir ist kalt!«
    Er hob nur eine Braue.
    Sturer Kerl! Die Strähne hatte sich abermals aus ihrer Frisur gelöst. Missmutig blies sie dagegen. »Und warum nicht?«
    »Weil ich nicht will!«
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du manchmal wie ein verzogener Bengel klingst?«
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du dein hübsches Näschen besser in deine Angelegenheiten stecken sollst?«
    Sie strahlte ihn an. »Danke.«
    »Was?«, verwirrt blinzelte er.

    Ha! Erwischt! » Du hast gesagt, ich hätte ein hübsches Näschen.«
    Sein Knurren kam aus tiefster Kehle. Offenbar war es ihr nicht ganz gelungen, ihr Grinsen zu verbergen.
    Cassim stieß ein übertriebenes Seufzen aus, während sie die widerspenstige Haarsträhne ein weiteres Mal an ihren vermeintlichen Platz zurückstopfte. In ihrem Nacken löste sich etwas, eine der Diamantschnüre verrutschte.
    »Also gut. Was ist passiert?«
    Für einen kurzen Moment meinte sie, Misstrauen in seinem Blick zu erahnen – dann war es fort. »Nichts!«
    »Nichts? – Entschuldige bitte, wenn ich das nicht glauben kann.« Sie ging an ihm vorbei und ließ sich auf den Überresten der Steinbank nieder. Wenn sie schon frieren musste, konnte sie das auch im Sitzen tun. »Hat es etwas mit deinem Streit mit Jornas zu tun?«
    Seine Augen wurden schmal. »Was hat der Faun gesagt?«
    Kopfschüttelnd musterte sie ihn. Die Strähne hing schon wieder in ihren Augen. Ungeduldig strich sie sie hinter ihr Ohr. »Feuer und Erde, Morgwen, ihr schleicht umeinander herum wie zwei verhungerte Hunde, die es auf den gleichen saftigen Knochen abgesehen haben …«, seine Braue rutschte erneut in die Höhe. »… da muss er doch nichts sagen, damit man merkt, dass etwas geschehen ist.« Plötzlich unsicher zögerte sie, blickte ihn von unten herauf an. »Hat es … Hat es etwas mit diesen Spiegelsplittern zu tun, die du Kaylen abgenommen hast?«
    »Den Spiegelsplittern?« Er schien sich zu spannen.
    Cassim nickte. »Muss ich … ich meine … Muss ich mir Sorgen machen, dass du genauso wirst wie er?«
    »Wie wer?« Selbst im schwachen Schimmer des Eises konnte sie sehen, dass auf seiner Stirn scharfe Falten erschienen.
    »Wie Kaylen! Wer sonst? – Kannst du ebenso unter den Einfluss der Splitter geraten wie er?«

    Für die schiere Unendlichkeit eines Herzschlags war es still. Dann ging Morgwen vor ihr in die Knie und nahm ihre Hände in seine. Er sah ihr in die Augen. »Machst du dir schon wieder Sorgen um mich, Flammenkatze?«
    Unter dem leicht belustigten Tonfall in seiner Stimme glaubte sie, noch etwas anderes zu hören. Dieses Mal knurrte Cassim. Morgwen lachte leise. Ein dunkler, weicher Ton – und unerklärlicherweise zugleich gefährlich. Seine Daumen strichen leicht über die Innenseiten ihrer Handgelenke, immer wieder. Fasziniert beobachtete sie die Bewegung. Eine seltsame Wärme kroch über ihre Haut, nistete sich in ihrem Bauch ein. »Das ist nicht nötig.«
    Sie blinzelte. »Was?«
    Sein Mund verzog sich. »Dass du dir Sorgen machst.« Kühl streifte sein Atem ihre Haut. Er hatte sich näher zu ihr gebeugt. »Von den Splittern droht einem wie mir keine Gefahr.«
    »Wovon dann?«
    Seine Antwort verstand sie nicht. Sie war nicht mehr als ein Murmeln. Seine Lippen schwebten über ihren. Ganz leicht streiften sie ihren Mundwinkel. »Du darfst Jornas nicht trauen, Flammenkatze.« Die Worte waren nur ein Flüstern. Irgendwie hatten seine Finger sich in ihr Haar verirrt, zogen sie näher heran, streichelten kalt ihren Nacken.
    »Das Gleiche sagt er von dir«, murmelte sie gegen seine Lippen. Die Wärme verwandelte sich in Feuer.
    Seine Berührung stockte, gefror auf ihrer Haut. »Ich weiß.« Sie glaubte, ein Zögern zu spüren. Abrupt ließ er sie los und stand auf, plötzlich seltsam wachsam.
    »Was ist?«
    »Still!« Bei seinem scharfen Ton zuckte Cassim zusammen, als habe er sie geschlagen. Und dann hörte sie es auch. Entsetzt starrte sie Morgwen an. Er hatte den Kopf geneigt, schien angestrengt zu lauschen. Erneut erhob sich die dunkle Stimme des Wolfes. Cassim wagte kaum zu atmen.

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