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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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kleiner Fluss oder schmaler Bachlauf, nicht mehr als eine Rinne aus Eis, in den breiteren Laith.
    Seit sie an Bord der Adanahn waren, hatte der Umstand, dass Kapitän Bailen jeden Abend ankern ließ, zu Auseinandersetzungen geführt. Auf Morgwens Protest hin hatte er ihnen erklärt, es sei zu gefährlich, nachts auf einem Strom wie dem Laith zu segeln. Zu viele Untiefen, Sandbänke, Felsen und Strömungen
bargen eine Gefahr für den kleinen Segler. Was Morgwen jedoch noch mehr erzürnte als die seiner Meinung nach dadurch vergeudeten Stunden, war der Umstand, dass die Adanahn stets in der Nähe eines der Dörfer vor Anker ging, die in unregelmäßigen Abständen an den Ufern des Laith lagen – und die Seeleute jedes Mal in der nächsten Schenke verschwanden, sobald das Schiff sicher vertäut war. Erst mit dem Morgenlicht kehrten sie sturzbetrunken zurück – und natürlich waren sie bis zum Mittag zu keinem vernünftigen Handstreich fähig.
    Wieder erklang das Gelächter der Krieger hinter ihr. Ernans Männer verteilten sich während der Nacht an Deck des Schiffes und am Ufer, sodass niemand den Segler ungesehen betreten konnte. Cassim wandte sich um, als es mit einem Mal verstummte. Eben kam Morgwen an Deck und ging mit einem genickten Gruß an den Kriegern vorbei, Richtung Bug. Cassim schloss die Finger fester um das Tau, an dem sie sich schon die ganze Zeit festhielt, und runzelte die Stirn, als sie sah, wie die Männer ihn seltsam verstohlen beobachteten. Ob Jornas sie gegen ihn aufgestachelt hatte? Es war ihr nicht entgangen, dass er und Morgwen noch immer ihre persönliche Fehde pflegten, auch wenn Cassim über den Grund dafür nur rätseln konnte. Nicht dass sie sich zuvor besonders gemocht hätten, doch inzwischen nahm ihr Umgang miteinander Formen an, die Cassim erschreckten. Wäre er nicht durch Jornas’ Zauber an sie gebunden, hätte Morgwen sie wahrscheinlich schon lange verlassen und wäre seiner eigenen Wege gegangen. Bei dem Gedanken, er könnte sich von ihnen trennen, war jedes Mal ein Kloß in Cassims Hals.
    Am Heck des Schiffes unterbrachen Ernan und Kapitän Bailen am Ruder ein Gespräch, in das sie bisher vertieft gewesen waren, als Jornas sich ihnen näherte. Einen Moment später verabschiedete Ernan sich mit einem Nicken und gesellte sich zu seinen Männern.
    Cassim machte Morgwen Platz, als er die drei Stufen zur
Back des Schiffes erklomm und sich neben sie an die Reling stellte.
    »Ist dir nicht kalt?«
    Seine besorgte Frage entlockte ihr ein Lächeln. »Nein. Es ist herrlich!« Aufmerksam blickte sie ihn von der Seite an.
    Aus den zwei Tagen, die er Kaylen für das Ausrüsten eines Schiffes gegeben hatte, waren schließlich drei geworden. Mit jeder Stunde, die Jarlaiths Prinz die ihm gesetzte Frist überschritt, hatte Morgwen angespannter und ungeduldiger gewirkt. War er zuvor schon unruhig über die Zinnen des Palastes gestrichen, so hatte er sich mehr und mehr wie ein gefangenes Raubtier in einem viel zu engen Käfig benommen. Es erschien ihm unmöglich – selbst für eine kurze Zeit -, irgendwo stillsitzen zu bleiben, geschweige denn, sich zu entspannen. Seine Stimmung verdüsterte sich zusehends. Zwar hatte er sich darum bemüht, Cassim gegenüber freundlich und scheinbar gelassen zu bleiben, aber Jornas – und vor allem Kaylen – hatte sich mehrfach am anderen Ende seiner schlechten Laune wiedergefunden.
    Cassim mochte sich nicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn sie das Heulen der Firnwölfe nach dieser einen Nacht vor jetzt sechs Tagen erneut gehört hätten. Wahrscheinlich hätte er dann Kaylens Angebot einfach abgelehnt und darauf bestanden, die Stadt sofort zu verlassen. Aber seltsamerweise waren die schaurigen Laute nicht mehr durch die Straßen Jarlaiths gehallt.
    Wieder flappte ein Segel deutlich hörbar, und sie sah, wie Morgwen den Kopf in den Nacken legte, um in die Takelage hinaufzublicken. Sein Mund verzog sich unwillig. Er hatte sich gestern schon mit Kapitän Bailen angelegt, da es ihm vollkommen unnötig erschienen war, nur wegen der Reparatur eines gerissenen Taues und einer an Deck gestürzten Rahe endlos am Ufer zu ankern – und dann auch noch die letzten Stunden Tageslicht ungenutzt zu lassen und nicht mehr abzulegen. Morgwens so mühsam aufrechterhaltene Selbstbeherrschung
hatte erhebliche Risse bekommen. Ehe das Ganze zu einem handgreiflichen Streit hatte ausarten können, war Ernan eingeschritten. Doch offenbar war beim Kapitän der Adanahn ob des

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