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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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»Und wie viel Zeit, glaubst du, wird uns dieser Zwischenfall diesmal kosten?«, verlangte er zu wissen.
    »Zwei Tage, drei, vielleicht auch vier.« Der Kapitän hob die Schultern.
    »Zwei …« Noch einmal ging Morgwens Blick von einem zum anderen, dann wandte er sich Cassim zu. »Pack deine Sachen, Flammenkatze. Wir setzen unseren Weg zu Fuß fort. Mit diesen dauernden Zwischenfällen kommen wir an Land schneller voran.« Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte er sich zur Tür. Ernan stellte sich ihm in den Weg.
    »Ich kann Euch nicht gehen lassen!«
    »Ach?« Morgwens Augen wurden schmal, als er den Mann musterte, mit dem er schon Seite an Seite gekämpft hatte.
    »Prinz Kaylen hat mir befohlen, dafür zu sorgen, dass Ihr
wohlbehalten beim Weißen Avaën ankommt. – Ihr werdet an Bord bleiben müssen.«
    »Wenn Kaylen so sehr an unserer Sicherheit gelegen ist, hätte er nicht einen solchen Stümper zum Kommandanten dieses Schiffes machen dürfen.« Kapitän Bailen schnappte erbost nach Luft. »Mit jeder Stunde, die wir durch seine Unfähigkeit verlieren, kommen uns die Firnwölfe wieder ein Stück näher. Ich werde nicht hiersitzen und warten, bis sie an Deck spaziert kommen.«
    »Er hat recht.«
    Dieses Mal war es Cassim, die nach Luft schnappte – vor Verblüffung. Dass es ausgerechnet Jornas sein würde, der Morgwen beisprang, hätte sie niemals erwartet. Auch Morgwen war sichtlich überrascht. »Er hat recht«, wiederholte der Faun noch einmal und erhob sich von einem der Stühle, die beim Kartentisch standen. »Seine Hoheit, Prinz Kaylen, hat uns dieses Schiff überlassen, damit wir schneller vorankommen. Doch diese Unfälle halten uns auf. Wir wären mit Jernen oder Hundeschlitten schneller unterwegs. – Das Leben des Menschenmädchens ist zu wertvoll, um es aus Nachlässigkeit aufs Spiel zu setzen. Wir verlassen das Schiff.«
    Morgwen nickte Jornas knapp zu und wollte sich an Ernan vorbei aus der Kajüte drängen. Die Hand des Hauptmanns legte sich auf seinen Arm und hinderte ihn daran.
    »Meine Befehle sind eindeutig. – Ihr werdet …« Er verstummte mit einem abgehackten Atemzug. Morgwens Blick hatte sich auf seine Hand gesenkt, nun hob er sich zu Ernans Augen. Der löste hastig den Griff von seinem Arm, gab den Weg zur Tür aber nicht frei. Für einen kurzen Moment glaubte Cassim, Furcht auf den Zügen des Hauptmanns zu sehen, die sich in Ärger wandelte, nur um dann von kalter Beherrschtheit ersetzt zu werden. »Ich kann Euch nicht allein gehen lassen! Meine Befehle und meine Ehre verbieten es mir. Wenn Ihr von Bord geht, werden meine Männer und ich Euch begleiten.«
Scheinbar gelassen erwiderte er Morgwens Blick, der gefährlich schmal geworden war. Für die Dauer eines Herzschlags spielte sogar ein Lächeln um seinen Mund. »Gib mir bis Sonnenaufgang, mein Freund, und ich versuche, Hundeschlitten oder Jerne aufzutreiben, damit wir die verlorene Zeit an Bord der Adanahn wieder aufholen können.«
    Morgwen musterte ihn abschätzend. »Hundeschlitten!«, bestimmte er dann. »Ich warte, bis morgen die Sonne aufgeht – keine Stunde länger.«
    Ernan trat wortlos beiseite und gab die Tür frei. Sie fiel mit einem deutlichen Laut hinter Morgwen ins Schloss. Cassim zog fröstelnd die Schultern hoch, als Kälte durch die Kajüte wirbelte.

    Cassim blieb abrupt auf den obersten Stufen des Niederganges stehen, als ein Krieger mit der Hand am Heft seines Schwertes zu ihr herumfuhr. Offenbar hatte er hier, am Ende der Treppe, Posten bezogen. Er murmelte etwas und trat zurück, als er sie erkannte. Rasch drückte sie sich an ihm vorbei. Ein paar Schritte weiter drehte sich ein weiterer von Ernans Männern um, als er sie hinter sich hörte. Auch er hatte die Hand an der Waffe. Hastig blickte Cassim sich um. Ein halbes Dutzend Feuer erleuchteten das Ufer entlang der Stelle, an der die Adanahn noch immer auf der Sandbank gefangen saß. An Heck und Bug hatte je einer der Krieger mit einem Bogen Stellung bezogen. Die anderen hatten sich, die Waffen griffbereit, über das Schiff verteilt. Laternen verbannten die nächtliche Dunkelheit von den Planken. Das Klappern der Würfel, das normalerweise bis spät in die Nacht zu hören war, und das Gerede und Lachen der Männer waren einer gespannten Stille gewichen. Welche Befehle Ernan den Kriegern auch immer gegeben hatte, als er an
Land gegangen war, es schien, als würde die Adanahn so scharf bewacht, als sei Prinz Kaylen selbst an Bord.
    Sie entdeckte Morgwen bei

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