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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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den Treppen, die zum Heck hinaufführten. Den Rücken gegen den Aufbau des Achterdecks gelehnt, saß er halb rittlings auf dem Schanzkleid, hatte einen Fuß gegen die Kante einer Nagelbank gestemmt und den anderen auf die Reling gezogen. Sein Arm lag locker über dem angewinkelten Bein, während er in die Nacht auf der Flussseite der Adanahn hinausstarrte. Als Cassim neben ihn trat, löste er den Blick aus der Dunkelheit und sah sie schweigend an. Wie immer trug er keinen Mantel gegen die Kälte, die alles um sie her mit ihrem weißen Atem überzog. Sie schlang ihren Umhang enger um die Schultern. Kaylen hatte ihr – neben der warmen Hose, den Fellstiefeln und dem Hemd aus schwerer Wolle – auch einen Pelzmantel für die Reise geben wollen, doch Cassim hatte dankend abgelehnt und darauf bestanden, ihren eigenen – den, den Morgwen ihr geschenkt hatte – zu behalten. Sie hatte erst am Hafen von Jarlaith erfahren, dass Morgwen ein ganz ähnliches Angebot ausgeschlagen hatte. Der Gedanke daran, dass er den Umhang aus dunkler Wolle mit der Wolfskopfschließe einem neuen aus Leder und Fell vorgezogen hatte, erfüllte sie gegen jede Vernunft mit Wärme.
    »Solltest du nicht schlafen?«
    Die halblaut gesprochene Frage schreckte Cassim aus ihren Gedanken.
    »Das Gleiche könnte ich zu dir sagen.« Sie setzte sich ihm gegenüber und zog wie er ein Bein auf die Reling.
    »Das Holz ist glatt. – Sei vorsichtig, damit du nicht fällst.«
    Cassim musste lachen. »Hört, hört!«
    »Ich verspüre nur kein Verlangen nach einem nächtlichen Bad, weil ich dich aus dem Laith fischen muss. Das Wasser soll kalt sein!« In seinem Blick glaubte sie, ein Glitzern zu sehen. Dann nickte er zu dem Mann am Bug hinüber, der seinen Bogen schussbereit auf den Knien hatte – und sie nicht aus den
Augen ließ. »Außerdem möchte ich nicht versehentlich von einem Pfeil in den Rücken getroffen werden.«
    »Warum sollte er auf uns schießen?«
    Ohne den Blick von dem Krieger zu nehmen, hob er die Schultern.
    »Kannst du da draußen etwas sehen?«
    Er schaute wieder hinaus in die Dunkelheit. »Schnee. Eis. Wälder. – Weite.« Seine Stimme hatte einen seltsamen Klang, der in Cassim den Wunsch weckte, ihn zu berühren. Stattdessen verschränkte sie die Finger über dem Knie.
    »Glaubst du, sie werden uns finden?«
    »Ja.« Seine Aquamarinaugen wandten sich ihr zu. »Mit jeder Stunde, die wir hier festsitzen, kommen sie näher.«
    »Bist du sicher? Ich meine … könnte es nicht sein, dass sie unsere Spur auf dem Wasser verloren haben?«
    »Nein. Auch wenn wir auf dem Fluss sind, unsere Witterung ist in der Luft. Und durch das freie Gelände und den Schnee ist sie sehr viel klarer, als sie es im Wald wäre.«
    Unbehaglich schwieg Cassim. Morgwens Blick glitt wieder in die Dunkelheit, kehrte aber nach einem Moment zu ihr zurück.
    »Was würdest du tun, wenn du nichts mit dem Spiegel zu schaffen hättest?«
    Cassim schlang die Arme um sich, ohne es wirklich zu merken. Ja, was würde ich tun? »Ich weiß es nicht«, gestand sie dann. »Ich würde gerne nach Hause zurückgehen. Aber …«
    »Aber …?«
    »Eigentlich ist es nicht mehr mein Zuhause.«
    Unter gehobenen Brauen heraus sah er sie an. »Wie das?«
    »Meine Eltern starben, als das Gildenhaus niederbrannte. Sie …« Ihre Stimme brach.
    »Waren deine Eltern auch Edelsteinschneider?«
    »Meine Mutter. Mein Vater hat ihre Arbeiten verkauft. Sie hatten einen kleinen Laden bei der Werkstatt.« Sie räusperte
sich. »Nach ihrem Tod tauchte ein Mann namens Karnan auf, der behauptete, er sei Mamas Vetter – und damit mein Oheim.« Ihre Hände schlossen sich zu Fäusten.
    »Er hat dir dein Erbe gestohlen. – Warum hat er dich nicht davongejagt?« Morgwen sprach vollkommen ruhig.
    »Weil ich eine ziemlich gute Edelsteinschneiderin bin – und die Gabe meiner Mutter geerbt habe.«
    Verstehend nickte er. »Also ließ er dich für sich arbeiten. Vermutlich ohne dir dafür mehr zu geben als etwas zu essen und einen Platz zum Schlafen. – Hast du keinen anderen Ort, an den du gehen könntest?«
    Jetzt starrte Cassim in die Dunkelheit. Prinz Kaylen hatte ihr mehrmals ein neues Zuhause in Jarlaith angeboten und ihr versprochen, ihr in jeder nur erdenklichen Weise zu helfen. Aber irgendwie … Allein der Gedanke fühlt sich falsch an. Sie sah wieder zu Morgwen hin, begegnete seinem Blick. »Nein. Ich kann nirgendwo anders.« Die Worte versagten in einem Flüstern.
    »Wünschst du dir manchmal, wieder

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