Der Spieler (German Edition)
Alkohol auf einem Schluck hinunterkippt. Unter dem Tisch streichen Teufelskatzen fast unsichtbar an seinen Beinen entlang. Sie warten darauf, dass er geht, und hoffen, dass er töricht genug ist, ihnen etwas Essbares zurückzulassen.
Der Morgen bricht an. Tranh irrt, auf der Suche nach einem Frühstück, das er sich nicht leisten kann, durch die Straßen. In den Marktgassen duftet es nach Fisch und grünem Koriander und Zitronengras. Durianfrüchte bilden stinkende Haufen, ihre Stachelhaut von Rostwelkepusteln bedeckt. Tranh überlegt, ob es ihm vielleicht gelingt, eine zu stehlen. Ihre gelbe Oberfläche ist von Flecken übersät, aber das Fruchtfleisch ist nahrhaft. Er fragt sich, wie viel Rostwelke ein Mensch zu sich nehmen kann, bevor er in ein Koma fällt.
»Wollen Sie? Sonderpreis? Fünf für fünf Baht. Gut, ja?«
Die Frau, die ihn ankreischt, hat keine Zähne. Lächelnd zeigt sie ihr Zahnfleisch und wiederholt: »Fünf für fünf Baht.« Sie spricht Mandarin mit ihm – offenbar hat sie erkannt, dass sie demselben Volk entstammen, auch wenn sie das Glück hat, im Königreich geboren zu sein, während er in Malaya auf die Welt kam. Eine Chaozhou-Chinesin, die dem Schutz ihres Klans und des Königs untersteht. Tranh spürt Neid in sich aufsteigen.
»Wohl eher vier für vier«, erwidert er, wobei er mit dem Gleichklang der Wörter spielt. Sz für sz . Vier für Tod. »Die haben Rostwelke.«
Sie macht eine wegwerfende Handbewegung. »Fünf für fünf. Sie sind noch gut. Besser als gut. Frisch gepflückt.« Sie schwingt eine matt schimmernde Machete und spaltet die Frucht in zwei Hälften. Zum Vorschein kommt das glibberige, gelbe Fruchtfleisch mit den dicken, glänzenden Kernen. Der ekelhaft süße Geruch frischer Durian hüllt sie ein. »Sehen Sie! Innen gut. Zum richtigen Zeitpunkt gepflückt. Noch sicher.«
»Vielleicht kaufe ich ja eine.« Was er sich nicht leisten kann. Aber es ist ihm einfach herausgerutscht. Es tut so gut, als potenzieller Käufer angesehen zu werden. Es liegt an seinem Anzug, begreift er da. Die Brüder Hwang haben ihn in den Augen der Frau aus der Menge herausgehoben. Ohne den Anzug hätte sie ihn gar nicht angesprochen.
»Kaufen Sie mehr! Je mehr Sie kaufen, umso mehr sparen Sie.«
Er ringt sich ein Grinsen ab und fragt sich, wie er aus dieser Situation wieder herauskommt. »Ich bin nur ein alter Mann. So viel brauche ich nicht.«
»Alter magerer Mann. Mehr essen. Fett werden!«
Als sie dies sagt, müssen sie beide lachen. Er sucht nach einer Antwort, etwas, das ihr kameradschaftliches Wechselspiel aufrechterhält, aber seine Zunge lässt ihn im Stich. Sie blickt ihm in die Augen und sieht, wie hilflos er ist. Schüttelt den Kopf. »Ach, Großväterchen. Wir haben es alle schwer. Zu viele von Ihnen auf einmal. Niemand hat gedacht, dass es hier unten so schlimm wird.«
Tranh senkt beschämt den Kopf. »Ich halte Sie nur auf. Besser, ich gehe.«
»Warten Sie. Hier!« Sie hält ihm eine halbe Durian hin. »Nehmen Sie.«
»Das kann ich mir nicht leisten.«
Sie macht eine ungeduldige Geste. »Nehmen Sie! Mir wird es Glück bringen, wenn ich jemandem aus der Heimat helfe.« Sie grinst. »So schlimm, wie die Rostwelke aussieht, kauft das sonst eh niemand.«
»Sie sind sehr freundlich. Möge Buddha Ihnen gewogen sein.« Als er die Frucht entgegennimmt, fällt sein Blick wieder auf den großen Haufen Durians hinter ihr. Alle ordentlich aufgestapelt, trotz ihrer Flecken und blutigen Schwielen. Wie die aufgestapelten Köpfe der Chinesen in Malakka. Seine Frau und seine Töchter, die ihn vorwurfsvoll anstarren. Er lässt die Durian fallen und befördert sie mit einem heftigen Tritt in den Rinnstein. Versucht das Blut, das an seinen Händen klebt, an seiner Jacke abzuwischen.
» Ai! Was für eine Verschwendung!«
Tranh hört den Schrei der Frau kaum. Angewidert taumelt er nach hinten, weg von der Durian, den Blick wie gebannt auf ihre stachelige Rinde gerichtet. Auf die hervorquellenden Eingeweide. Sein gehetzter Blick schweift über die Straße. Er muss weg von all diesen Menschen. Weg von dem ganzen Gedränge, von dem Gestank der Durians, der ihn zu ersticken droht. Er presst sich die Hand auf den Mund und rennt los, stößt Menschen mit Einkaufsbeuteln beiseite, drängt sich durch die Menge.
»Wohin gehen Sie? Kommen Sie zurück! Huilai! « Aber die Worte der Frau gehen bald im allgemeinen Lärm unter. Tranh hastet weiter, schubst Frauen mit Einkaufskörben voller weißer
Weitere Kostenlose Bücher