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Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Soll ich mich jetzt vielleicht bedanken, daß Sie mir gerade zwanzig Sekunden Zeit zum Überlegen gegeben haben?« »Ich fürchte, sehr viel mehr Zeit haben wir nicht«, sagte Stone. Charity sah ihn finster an. Und die Tatsache, daß er schon wieder einmal recht hatte, änderte nichts an ihrer Verärgerung. Statt direkt zu antworten, drehte sie sich herum und sah wieder auf die Monitorwand. Das rote Glühen brennender Felsen und geschmolzener Erde hatte sich nicht geändert. Der Anblick erfüllte sie mit einer Mischung aus Entsetzen, Schmerz und einer tiefen Trauer. Sie hatte die Welt dort draußen gesehen, einen geschändeten, halb zerstörten Planeten, der vor einem halben Jahrhundert schon einmal einen nuklearen Feuersturm erlebt hatte und der langsam anfing, sich wieder zu erholen. Und nun schien alles von vorne zu beginnen. Doch vielleicht blieb das atomare Höllenfeuer diesmal auf einen kleinen Teil des Planeten beschränkt. Auch wenn der Gedanke, daß sie selbst sich im Zentrum dieses kleinen Teiles befand, alles andere als erhebend war. »Wie stellen Sie sich das vor?« fragte sie und drehte sich wieder zu Stone herum. »Soll ich mein Gewehr nehmen und hinausgehen und auf jeden Moroni schießen, den ich sehe?« In Stones Augen blitzte es ungeduldig auf. »Ich habe es Ihnen doch erklärt«, sagte er. »Die Schlacht zwischen den Jared und den Moroni geht uns nichts an. Wir könnten nichts an ihrem Verlauf ändern, selbst wenn wir wollten.« »Aber wir wollen nicht, wie?« fragte Skudder böse. Stone spießte ihn mit Blicken regelrecht auf. »Es sind Millionen, Skudder«, sagte er. »Wenn nicht Milliarden. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob wir hundert oder hunderttausend Soldaten haben. Wir würden einfach zermalmt werden, wenn wir versuchten, uns zwischen sie zu stellen. Wir brauchen Sie, um dieses … Ding zu vernichten. Und vielleicht für ein, zwei andere Dinge.« Er warf einen fast entschuldigenden Blick in Kias’ Richtung. »Eines ist leider wahr, bei allem Respekt für unsere neuen Verbündeten: Sie können nicht besonders gut mit technischen Gerätschaften umgehen. Ich habe es selbst gesehen.« Charity warf einen bezeichnenden Blick auf das halbe Dutzend Ameisen, das an verschiedenen Pulten herumstand und so rasch und geschickt an den Computern und Datenterminals arbeitete, daß sie das Wirbeln und Huschen ihrer Finger manchmal kaum noch richtig sehen konnte. Stone verstand, was sie mit diesem Blick meinte. »Lassen Sie sich nicht davon täuschen«, sagte er. »Kias wird es Ihnen bestätigen: Sie haben keinerlei technisches Verständnis. Man kann ihnen beibringen, gewisse Dinge zu tun, so wie Sie auch einen Hund abrichten können, Ihre Zeitung zu holen. Aber sobald es um kompliziertere Dinge geht, sind sie ziemlich hilflos.« Das, was Charity sah, schien Stones Worte Lügen zu strafen. Gleichzeitig wußte sie aber, daß er recht hatte. Sie selbst hatte oft und lange genug gegen Wesen wie diese gekämpft, um zu wissen, daß sie wenig mehr als Tiere waren. Wäre es anders gewesen, dann hätten sich Menschen wie sie kaum ein halbes Jahrhundert lang gegen die unvorstellbare Übermacht der Invasoren aus dem Weltall halten können. Trotzdem schüttelte sie nach einem weiteren Moment des Überlegens den Kopf. »Es wäre sinnlos, Stone«, murmelte sie. »Selbst wenn ich es wollte – ich kann nicht mit dreißig oder vierzig Männern in den Krieg ziehen. Nicht einmal mit hundert. Sie waren auch einmal Soldat. Genau wie ich. Sie wissen das.« »Sie werden so viele Männer bekommen, wie Sie wollen«, antwortete Stone. »Wir haben an die vierzig ausgebildete Soldaten hier im Bunker, noch immer. Und jeder einzelne wird sich Ihnen freiwillig anschließen. Ich schätze, daß wir noch einmal die gleiche Anzahl aus den Schlafkammern erwecken können. Ich kann Ihnen auch binnen kurzer Zeit noch sehr viel mehr Leute besorgen« Charity sah ihn fragend an, und Stone deutete auf den Jared. »Kias hat Schiffe in alle Teile der Welt geschickt, um nach weiteren Überlebenden zu suchen.« Er lächelte auf eine Art, die Charity nicht besonders gefiel. »Vergessen Sie nicht, daß ich ziemlich genau über die Aktivitäten der sogenannten Rebellen Bescheid weiß. Sagen Sie ja, und ich bringe Ihnen innerhalb weniger Tage fünfhundert Freiwillige, die mit bloßen Händen gegen die Moroni kämpfen, wenn Sie es Ihnen befehlen.« »Das werden sie auch müssen«, sagte Skudder. Er machte eine weit ausholende

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