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Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hinausspaziert waren. Es wäre ein Schock gewesen. So hatten Kias und Stone sie vorgewarnt, als sie den Gang verließen und im Aufzug nach oben fuhren. Während der letzten Tage, die Skudder und sie in dieser Bunkerstation verbracht hatten, war ihr die Anlage immer gespenstischer vorgekommen. Die riesige, für weit über zehntausend Menschen konzipierte unterirdische Stadt war verlassen gewesen. Sie hatte niemals viele Bewohner gehabt; aus den ursprünglich sechshundert Männern und Frauen waren vierhundert geworden, dann zweihundert und zum Schluß weniger als fünfzig. Eine Anzahl, die sich in den schier endlosen Gängen und Hallen hoffnungslos verlor, so daß man das Gefühl haben konnte, sich durch eine überdimensionale Gruft zu bewegen, die längst von jedem menschlichen Leben verlassen war. Doch mittlerweile platzte der Bunker vor Leben geradezu aus den Nähten. Aber es war zumeist kein menschliches Leben. Die Jared hatten den Bunker übernommen. Allein auf dem kurzen Weg nach oben begegneten ihnen Dutzende von Ameisen, aber auch eine ganze Anzahl anderer, zu Jared gewordener Geschöpfe. Einige davon waren Menschen. Manche trugen sogar noch die olivgrünen Uniformen der Bundeswehr, aber ein einziger Blick in ihre erschlafften Gesichter und die leeren Augen machte Charity klar, daß sie nur noch wie Menschen aussahen. Es gab auch noch andere Geschöpfe, darunter welche, wie sie Charity noch nie zuvor im Leben gesehen hatte – und eigentlich auch nicht sehen wollte. Sie war fast erleichtert, als sie endlich die Kommandozentrale des Bunkers betraten. Auch hier warteten sechs oder acht Jared auf sie – zwei Männer in den Uniformen von Hartmanns schlafender Armee und eine Anzahl Ameisen, die sich emsig an irgendwelchen Gerätschaften zu schaffen machten oder sich mit ihren hohen, zwitschernden Stimmen unterhielten. Die Monitore an der Wand hinter Cremers überdimensionalem Schreibtisch waren zusammengeschaltet worden, so daß ein großes, aus zwei Dutzend einzelner Teile bestehendes Bild entstand. Eine kleine Gestalt mit einem gewaltigen Kahlkopf stand vor diesem Bild und betrachtete es gebannt – und auch Charity hielt für einen Moment mitten im Schritt inne, als ihr Blick auf die Monitorwand fiel. Draußen herrschte Nacht, aber keine Dunkelheit. Der Himmel im Norden loderte in einem dunkelroten, blutigen Licht, und in fast regelmäßigen Abständen flammte es jenseits des Horizonts grellweiß auf. »Großer Gott!« flüsterte Skudder. »Was ist das?« Gurk drehte sich halb vom Bildschirm weg und sah spöttisch zu ihm hinauf. »Hallo, Indio!« sagte er fröhlich. »Endlich ausgeschlafen?« Er deutete auf den Bildschirm. »Imposant, nicht wahr? Dabei hast du das beste schon verpaßt. Ein paar von den Dingern sind ganz schön nahe herangekommen. Ich hab’s richtig mit der Angst zu tun gekriegt.« Er kicherte. »Diese Anlage ist wirklich nicht schlecht. Aber unsere neuen Freunde können nicht besonders gut damit umgehen, fürchte ich.« Skudder blickte den Zwerg finster an. »Wovon, zum Teufel, sprichst du überhaupt?« »Wir werden angegriffen«, sagte Charity tonlos, während sie neben Gurk trat und den Bildschirm mit wachsendem Schrecken ansah. Das Bild war von einer geradezu brutalen Schönheit. Rot und Schwarz mischten sich zu einem unheimlichen, pulsierenden Schein, der irgendwie lebendig wirkte. Das rote Licht dort draußen war der Schein von glühendem Fels und brennender Erde, und das Flackern hinter dem Horizont … »Keine Sorge«, sagte Stone, der ihre Gedanken erraten zu haben schien. »Es sind nur taktische Sprengköpfe.  Die meisten explodieren hoch genug in der Atmosphäre, um keinen Schaden anzurichten.« Wie um seine Worte unter Beweis zu stellen, fuhr plötzlich ein dünner, blutroter Lichtblitz über den Schirm, und den Bruchteil einer Sekunde später flammte es irgendwo hinter dem Horizont grellweiß auf. »Verdammt, Stone, das sind Atombomben^« sagte Charity entsetzt. »Es interessiert mich nicht, ob es kleine oder große Bomben sind. Wir … werden angegriffen!« Stone nickte ungerührt. »Was haben Sie denn erwartet? Sie wissen, wo wir sind. Sie versuchen, uns zu erwischen – genauso, wie ich es umgekehrt machen würde, wenn ich wüßte, wo sich dieser Shait verkrochen hat.« Charity preßte die Lippen aufeinander. Stones Wortwahl gefiel ihr nicht besonders, und seinem Blick nach zu urteilen war dieses Gefühl sehr deutlich auf ihrem Gesicht abzulesen. »Wie lange

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