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Der Spinnenmann

Der Spinnenmann

Titel: Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Emberland
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kurzem Zögern seufzte Vik und legte sein Gesicht in teilnahmsvolle Falten. »Ja, das ist wirklich nicht leicht zu vergessen, das kann ich Ihnen sagen. Das war nämlich der selige Großhändler Rustad.«
    »Rustad? Und Sie sind sich da ganz sicher?«
    »O ja, ich habe ihn recht gut gekannt.«
    »Und das haben Sie der Polizei nicht gesagt?«
    »Naja … es war doch mehrere Tage, bevor er tot aufgefunden worden ist … und streng genommen war es nicht weiter aufsehenerregend, dass er hier gewesen war. Der Großhändler hat immer wieder Geschäfte mit uns gemacht. Ja, mein Bruder und ich betreiben auch ein Auktionshaus, und er hat uns immer wieder Gegenstände auf Kommission gebracht.«
    »Rustad hat also nicht nur mit Abbruchteilen und Baumaterial gehandelt?«
    »Nein, vor allem im vergangenen Jahr hat er oft Antiquitäten verkauft. Gleich vor Weihnachten zum Beispiel hat er etliche hervorragende Empiremöbelstücke geliefert. Sie haben bei unserer Weihnachtsauktion eine nette Summe erbracht.«
    »Hat er etwas darüber gesagt, woher die Möbel stammten?«
    »Nein, Rustad war ein wortkarger Herr. Und solche Dinge sollte man auch mit Diskretion behandeln. Oft stammen diese Gegenstände aus feinen Familien in finanziellen Schwierigkeiten oder von Witwen, die zum Verkauf gezwungen sind, um ihren gewohnten Lebensstil aufrechterhalten zu können. Aber ich weiß noch, dass er für die Februarauktion noch mehr bringen wollte.«
    »Und das hat er getan?«
    »Nein, eigentlich nicht. Aber als er hier war, um dieses Gemälde taxieren zu lassen, hatte ich das deutliche Gefühl, dass es aus derselben Quelle stammte. Hat es mit dem Mord zu tun, dass Sie …«
    »Und wann hat Rustad das Bild zurückgeholt?«
    »Ja, gute Frage. Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    Ich legte die Quittung auf den Tresen. »Die hier stammt vom 8. Januar. Das war der Montag vor dem Mord.«
    Vik zog eine goldgefasste Brille aus der Westentasche und betrachtete die Quittung. »Nur einen Moment…«
    Der dickliche Herr trippelte in einen Raum hinter dem Laden und kam zwei Minuten darauf zusammen mit einem älteren Mann wieder zum Vorschein. Dieser Mann trug einen Lagerkittel und weiße Baumwollhandschuhe. Er brachte den Geruch nach Terpentin mit sich.
    »Das ist unser technischer Konservator Bergström. Er hat das Gemälde taxiert. Na, was sagst du dazu?«, fragte Vik und nickte zu dem Bild hinüber.
    Bergström hob es hoch und musterte es mit Kennermiene.
    »Können Sie mir sagen, wie alt es ist?«, fragte ich.
    »Vornehme Kleidung, Empirekleid mit Musselinbesatz. Und ein Strohhut mit Straußenfeder. Also Empire oder möglicherweise Directoire. Also nicht älter als von 1790«, sagte Bergström auf Schwedisch.
    »Und der Wert?«
    Bergström schaute rasch zu Vik hinüber. Der nickte diskret.
    »Eine feine Arbeit an sich«, sagte der Schwede ein wenig zögerlich. »Aber absolut nicht einzigartig.«
    Vik griff ein. »Solche Miniaturen wurden gegen Ende des 18. Jahrhunderts ziemlich üblich. Einige hundert Kronen vielleicht. Oder was, Bergström?«
    Der Schwede nickte. »Genau. Das habe ich dem Kunden auch gesagt.«
    »Also kein hoher finanzieller Wert«, sagte ich. Dann kam mir eine Idee. »Kann sich hinter dem Portrait noch ein Bild verstecken? Oder vielleicht…«
    Bergström schüttelte den Kopf.
    »Ich kann Ihnen versichern, dass das Bild keinerlei Geheimnis verbirgt. Jedenfalls keines von solcher Art. Auch Herr Rustad hat das untersuchen lassen. Deshalb habe ich das Bild auseinandergenommen.«
    »Aber was ist dann das Besondere an dem Bild«, murmelte ich, vor allem an mich selbst gerichtet. »Wenn ich nur wüsste, wen es darstellt.«
    »Sie hieß Eva Soundso«, sagte Bergström.
    »Was?«
    »Eben.«
    Bergström hob das Bild hoch und drehte es um. Er zog ein Vergrößerungsglas aus der Tasche und legte es auf die Furnierplatte auf der Rückseite.
    »Schauen Sie.«
    Durch das Vergrößerungsglas sah ich, dass dort in kleinen verschnörkelten und fast verwischten Buchstaben stand: »Eva Frank Matronita«.
    »Davon werde ich auch nicht klüger«, seufzte ich.
    Vik lächelte bedauernd. »Nein, da können wir Ihnen auch nicht helfen, oder was, Bergström?«
    »Nein, irgendeine mitteleuropäische Adlige, nehme ich an. Das habe ich dem jungen Herrn auch gesagt.«
    Ich fuhr zusammen. »Dem jungen Herrn, sagen Sie? Aber hat denn nicht Rustad das Bild geholt?«
    »Nein. Ein junger Mann war mit der Quittung hier und hat es geholt.«
    »Wie sah er aus?«
    Bergström

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