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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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Frau jene Zuwendung, um die er in den vergangenen Tagen die armen Menschen Lissabons beneidet hatte. Sachs genoss ihre aufrichtige und liebevolle Anteilnahme, erschrak aber auch, dass er ihrer so sehr bedurfte.
    »Es ist alles verloren . . .« Mehr brachte er nicht hervor; dann versagte ihm vor Erschütterung die Stimme. Zugleich genoss er die Berührung durch Tecuichpos Hand, die ihm auf so angenehme Weise Halt gab. Warum konnte nur Schmerz die Grenzen durchbrechen, die zwischen dieser begehrenswerten Frau und ihm lagen?
    Wieder ersparte es sich die Mexikanerin, Sachs’ Schmerz durch unnütze Worte zu schüren. Doch auch sie selbst machte sich nichts vor: Sie half lieber und spendete Trost, als über ihren eigenen Verlust nachzugrübeln, den die ausgebliebene Galeone für sie bedeuten musste: Der Bräutigam war tot, die eigene Existenz für immer im Leib eines versunkenen Schiffes verschlossen. Damit war sie der Identität beraubt. Nicht nur der Traum als Ehefrau und Geliebte war dahin; auch das Dasein ihres Volkes war nun wahrscheinlich für immer vernichtet und versunken mit dem letzten großen Erben ihrer einst so stolzen und mächtigen Herrscherfamilie. Es war aus und vorbei.
    Tecuichpo wusste, sie brauchte die Berührung mit diesem festen Männerarm wahrscheinlich ebenso sehr wie Amman Sachs das Gefühl ihrer Finger auf der Haut. Und sie beide merkten sehr wohl, dass ihre private, ja intime Verbundenheit inmitten dieser tobenden Menge viel länger währte, als schicklich gewesen wäre.
    Wieder war es die Mexikanerin, die zuerst aktiv wurde und sich von Amman löste. Für einen Moment blickten sie einander tief in die Augen . . . und es war Amman Sachs, als würden er und Tecuichpo einen Pakt schließen, der für die Ewigkeit galt: Egal, was in dieser oder jener Welt geschehen mochte, sie würden einander beistehen.
    Amman Sachs blickte wieder zu den Schiffen hinüber. Die beunruhigten Augen, die ihn so erschreckt hatten, waren jetzt im Tumult der Menge verschwunden. Amman schaute, ob er sie doch noch irgendwo entdecken konnte, aber seine Suche blieb erfolglos. Er sah lediglich den Kapitän des Leitschiffs, der ein Stück abseits stand und das Entladen der Schiffe beaufsichtigte, das nun begann.
    Wortlos verabschiedete sich der Handelsagent von der Prinzessin, die mit einem Nicken ihr Einverständnis gab; dann trat er zu dem Seemann, der lässig an ein aufgestelltes Fass gelehnt das Treiben beobachtete.
    »Bringt Ihr keine Nachricht von der Galeone, Kapitän?«
    Der Angesprochene blickte Sachs nachdenklich an. »Sie ist pünktlich von Veracruz in See gestochen und muss Kuba, die Bahamas und die Azoren passiert haben. Aber wie ich sehe, ist sie nicht hier. Also wird sie irgendwo zwischen den Azoren und Lissabon aufgehalten worden sein.«
    »Madeira?«
    »Der Wind war günstig, die See sehr ruhig. Es bestand für uns keine Notwendigkeit, Funchal nach Süden anzulaufen. Wieso hätte die
Flor
es tun sollen?«
    Amman überdachte das Gehörte. Ruhige See – das sprach gegen Unwetter und Stürme und eine dadurch entstandene Seenot. Außerdem war die Galeone ein relativ neues Schiff; da konnte man auch Seenot aufgrund von Materialermüdung – morsches Holz, morsche Taue und Ähnliches – so gut wie ausschließen.
    »Gibt es sonst irgendwelche Hinweise, die Aufschluss über den Verbleib der
Flor
geben könnten? So ein riesiges Schiff kann doch nicht einfach verschwinden.«
    »Oh doch. Es wäre nicht das erste und sicher nicht das letzte Schiff, das verschwindet und von dem man nie wieder etwas hört, Herr Sachs.« Der Kapitän atmete tief durch. »Aber wir haben eine Tagesreise von den Azoren entfernt reichlich Treibgut auf dem Wasser entdeckt. Leere Fässer, Lukenholz und dergleichen . . .«
    »Von der
Flor?
«, fragte Sachs aufgeregt und ängstlich zugleich.
    »Woher soll man das wissen?«, gab der Kapitän achselzuckend zurück. »Die Trümmer könnten von allen möglichen Schiffen stammen, oder sie wurden irgendwo von Land aus ins Meer geworfen und sind von der Strömung mitgetragen worden, die ja auch wir zur Überfahrt nutzen.«
    »Warum habt Ihr es dann überhaupt erwähnt, Kapitän?«
    »Weil die Luken, von denen ich sprach, deutliche Kampfspuren aufwiesen. Ich konnte Kerben sehen, die von schweren Säbeln stammten, und auch Planken, die gesplittert waren, als wären sie von Geschossen getroffen worden.«
    Amman Sachs war wie vom Donner gerührt. Kampfspuren! Das konnte doch nicht sein? Wer würde es wagen,

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