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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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zu weinen anfangen.
    Der Pfad führte zwischen den Bäumen und Sträuchern hindurch. Derek blickte sich um. »Dort«, sagte er. »Ich gehe voraus. Senk den Kopf.«
    Wir krochen unter den Zweigen hindurch und gelangten zu einer kleinen Lichtung. Andere Leute waren schon vor uns dagewesen. Ich sah eine Zigarettenschachtel, eine Coca-ColaFlasche. Das Gras war niedergetreten.
    Derek war voller Hast und Ungeduld. Er legte sein Jackett auf den Boden und begann sogleich, beinahe fieberhaft, seine wilden Liebkosungen. Ich wollte schmelzen unter seinen Händen, doch mein Körper war steif vor seelischer
    Anspannung, verkrampft und steinern. Ich wünschte mir, er möge etwas sagen, etwas Nettes, Liebevolles, doch er hatte nur sein Ziel im Auge, mißhandelte mich fast in seiner Brutalität, behandelte mich wie eine große, ungelenke Puppe. Tränen quollen aus meinen Augen. O Gott, was geschah nur mit mir? Lange lagen wir so da. Ich sah, wie das Mondlicht durch die Zweige schimmerte, und versuchte, meine Tränen einzudämmen. Ich war jetzt sein, ganz sein, und er war mein. Jetzt würde ich nie wieder allein sein. Wir waren zu zweit. Derek küßte mich auf die Wange und stand auf. Er streckte mir beide Arme entgegen und half mir auf die Beine. Er blickte mir ins Gesicht, und ich entdeckte eine Spur von Verlegenheit in seinem Lächeln.
    Er bückte sich, um sein Jackett aufzuheben. Dann blickte er auf seine Uhr. »Oh! Wir haben nur noch eine Viertelstunde Zeit bis zum Zug.«
    Wir krochen zurück auf den Pfad, und während wir zurückgingen, fuhr ich mir mit dem Kamm durch das Haar und glättete meinen Rock. Derek schritt schweigend neben mir her. Sein Gesicht im Mondschein war verschlossen, und als ich meinen Arm durch den seinen schob, drückte er ihn nicht. Ich sehnte mich nach Zärtlichkeit, wünschte, er spräche von unserem nächsten Zusammentreffen, doch es entging mir nicht, daß er plötzlich in sich gekehrt war. Ich machte mir Vorwürfe. Es war nicht gut genug gewesen. Und ich hatte geweint. Ich hatte alles verdorben.
    Wir gelangten zum Auto und fuhren stumm zum Bahnhof. Am Eingang hielt ich ihn an. Unter dem gelben Licht war sein Gesicht hager und gespannt, und seine Augen richteten sich nur zögernd auf mich. »Du brauchst nicht bis zum Zug mitzukommen«, sagte ich. »Ich finde meinen Weg schon. Wie ist es mit nächstem Samstag? Ich könnte nach Oxford kommen. Oder möchtest du lieber warten, bis du dich etwas eingelebt hast?« »Das dumme ist, Viv«, erwiderte er, »daß in Oxford alles anders wird. Ich muß erst einmal abwarten. Ich schreibe dir.« Ich versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Dies alles war so anders als sonst, wenn wir Abschied nahmen. »Ja, natürlich, Aber schreibe mir bald, Darling. Ich möchte wissen, wie es dir gefällt.« Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küßte ihn auf den Mund. Seine Lippen erwiderten meinen Kuß kaum. Er nickte. »Also, bis bald, Viv.« Mit einem schiefen Lächeln drehte er sich um.
    Zwei Wochen später bekam ich den Brief. Ich hatte zweimal geschrieben, doch keine Antwort erhalten. In meiner Verzweiflung hatte ich sogar telefoniert, doch der Mann am anderen Ende hatte mir ausgerichtet, daß Mr. Mallaby nicht zu Hause sei. Der Brief begann: »Liebe Viv, es fällt mir schwer, diesen Brief zu schreiben.« Als ich so weit gekommen war, ging ich in mein Zimmer, sperrte die Tür ab, setzte mich aufs Bett und nahm meinen ganzen Mut zusammen. In dem Brief hieß es weiter, daß es ein wunderbarer Sommer gewesen sei und er mich niemals vergessen würde. Doch jetzt habe sich sein Leben verändert, er habe in Zukunft viel zu arbeiten und für »Mädchen« sei da nicht viel Platz. Er habe seinen Eltern von mir erzählt, doch sie mißbilligten unsere »Liebe«. Sie waren der Meinung, es sei nicht fair, mit einem Mädchen eine Bindung zu unterhalten, wenn man nicht die Absicht habe, es zu heiraten. »Sie sind so schrecklich englisch und haben lächerliche Vorstellungen von >Ausländern<, obwohl ich Dich, weiß Gott als Engländerin betrachte und Deinen Akzent bezaubernd finde.« Sie bestanden darauf, daß er sich mit der Tochter eines Nachbarn verheiraten solle. »Ich habe Dir nie davon erzählt, und das war wohl recht ungezogen von mir, doch die Tatsache bleibt bestehen, daß wir so gut wie verlobt sind. Wir beide haben eine so herrliche Zeit miteinander verbracht, und Du warst eine so gute Freundin und Kameradin, daß ich nicht alles verderben wollte. In Liebe und glücklicher

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