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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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tatsächlich Boris sein sollte und die Mechanics sich erboten hatten, den Auftrag am letzten Donnerstag auszuführen - vor einer Woche also. Uhlmann war untergetaucht, und wir fanden keine Spur von ihm. Von unserem Verbindungsmann bei den Mechanics konnten wir nur erfahren, daß er sich bereit erklärt hatte, das Mordkommando anzuführen, dem drei hervorragende Schützen angehören sollten. Man wollte einen Frontalangriff auf die Wohnung unternehmen, in der Boris wohnte. Es war nicht gerade ein raffinierter Plan. Mit Maschinenpistolen wollten sie sich den Weg in seine Wohnung bahnen und ihn dann erschießen. Der Anschlag sollte kurz vor Mitternacht stattfinden, und man hatte verabredet, daß die Mechanics das Haus, in dem Boris lebte, unter ständiger Bewachung halten sollten, um festzustellen, ob Boris wie gewöhnlich von der Arbeit nach Hause kam und nicht mehr ausging. Abgesehen davon, daß ich Boris zu beschützen hatte, bestand meine Hauptaufgabe darin, diesen Uhlmann zu fassen, denn jetzt waren wir überzeugt, daß er SPECTRE angehörte. Natürlich konnten wir Boris nicht in Gefahr bringen, doch wenn wir ihn in Sicherheit brachten, würde der Anschlag auf sein Leben nicht stattfinden, folglich würde uns auch Uhlmann entschlüpfen. Deshalb mußte ich einen recht unangenehmen Vorschlag machen.« James Bond lächelte grimmig. »Unangenehm für mich. Bei der Durchsicht der Fotos war mir aufgefallen, daß zwischen mir und Boris eine oberflächliche Ähnlichkeit bestand
    - er ist ungefähr in meinem Alter, groß, dunkel, glattrasiert. Eines Tages beobachtete ich ihn unauffällig von einem Wagen aus, prägte mir ein, wie er sich bewegte und was er trug. Dann schlug ich vor, Boris am Tag vor dem geplanten Anschlag wegzubringen und mich seine Rolle übernehmen zu lassen.«
    Ich konnte nicht verhindern, daß ich ängstlich rief: »Oh, ein solches Risiko hätten Sie nicht auf sich nehmen sollen. Stellen Sie sich vor, wenn die Gangster ihren Plan geändert hätten! Sie hätten sie ja schon auf dem Heimweg auf der Straße niederschießen können.«
    Er zuckte die Achseln. »Wir hatten an all das gedacht. Dieses Risiko mußten wir eingehen, dafür werde ich bezahlt. Na ja, es ist ja nichts passiert. Doch es war nicht angenehm, die Straße entlangzugehen, und ich war froh, als ich das Haus sicher erreichte. In der Wohnung, die dem Appartement von Boris gegenüberlag, hatte sich die Polizei installiert. Ich wußte, daß nichts schiefgehen konnte. Ich mußte einfach die Rolle des Köders übernehmen, damit die anderen das Wild erlegen konnten. Ich hätte Boris' Wohnung nicht zu betreten brauchen, sondern mich irgendwo im Haus verstecken können. Doch ein Gefühl warnte mich davor, und mit Recht, denn gegen elf Uhr klingelte das Telefon. Als ich mich meldete, sagte eine Männerstimme: >Ist dort Mr. Boris?< Ich sagte: >Ja, wer ist dort?< und bemühte mich, mit ausländischem Akzent zu sprechen. Der andere erklärte, er sei von der Telefonstörungsstelle, und man überprüfe nur die Anschlüsse in diesem Viertel. Danach wünschte er mir gute Nacht, und ich dankte meinem Schicksal, daß ich dagewesen war, um diesen Anruf entgegenzunehmen, dessen einziger Zweck gewesen war, Boris' Anwesenheit nachzuprüfen. Die letzte Stunde verlangte starke Nerven. Ich wußte, daß es eine Schießerei, wahrscheinlich auch Tote geben würde, und solche Aussichten sind keinem angenehm. Ich hatte zwei Pistolen bei mir, und um zehn vor zwölf nahm ich meine Position rechts neben der Tür ein und machte mich schußbereit, für den Fall, daß es doch einem der Burschen gelingen sollte, in die Wohnung zu stürmen, ehe die Polizei ihn zu fassen bekam. Ich will Ihnen ehrlich bekennen, daß ich fast wünschte, ich hätte das Angebot der Mounties angenommen, einer ihrer Leute sollte diese Wache mit mir teilen. Die Minuten verstrichen so langsam. Ich sah förmlich den Wagen mit den Mördern vor mir, der fast geräuschlos die Straße entlangrollte, die Männer, die ausstiegen und leise die Treppe hinauf schlichen. Doch dann hätte ich fünf Stunden ununterbrochen mit dem Mann Zusammensein müssen, und abgesehen davon, daß uns bestimmt der Gesprächsstoff ausgegangen wäre, habe ich es schon immer vorgezogen, allein zu arbeiten. Die Minuten und Sekunden schlichen vorüber, und dann, pünktlich fünf Minuten vor Mitternacht, hörte ich eilige gedämpfte Schritte auf der Treppe, und gleich darauf brach die Hölle los.«
    James Bond hielt inne. Er fuhr sich mit

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