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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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die Betten. Wir stellen jetzt den Strom ab. Mein Freund holt Petroleumlampen aus dem Lagerraum. Wozu sollen wir Strom verschwenden? Mr. Sanguinetti will das nicht.« Die Worte klangen freundlich und vernünftig. Hatten sie beschlossen, ihre Pläne aufzugeben, weil dieser Mann, James Bond, dazwischengekommen war? Ich bezweifelte es. Die Angst, die James Bond mit seiner Geschichte vertrieben hatte, kehrte wieder. Ich würde die Nacht Wand an Wand mit diesen beiden Männern verbringen müssen. Ich mußte unbedingt dafür sorgen, daß sich ihnen keine Möglichkeit bot, in mein Zimmer einzudringen. Doch sie hatten einen Nachschlüssel. Ich mußte Bond bitten, mir zu helfen. James Bond gähnte. »Also, ich freue mich jetzt auf mein Bett. Morgen habe ich noch einen langen Weg vor mir. Sie sind bestimmt auch hundemüde. Sie sind ja schon ganz bleich vor Sorgen.« »Wie meinen Sie das, Mister?« fragte Horror scharf. »Na, Sie haben doch einen ziemlich verantwortungsvollen Beruf.« »Wieso?«
    »Als Sachverständiger für eine Versicherung. Dieses Grundstück besitzt einen großen Wert. Ich würde es auf eine halbe Million Dollar schätzen. Wie heißt übrigens die Versicherungsgesellschaft?«
    »Metro - Schadenverhütung.« Der Magere lehnte noch immer lässig an der Theke, aber seine Augen waren wach und mißtrauisch. »Warum? Was geht Sie das an, Mister? Wie wär's, wenn Sie aufhören würden, in Rätseln zu sprechen und statt dessen klar und deutlich sagen, worauf Sie hinauswollen?« »Miss Michel hat mir erzählt, daß die Geschäfte hier nicht besonders gut gehen«, meinte Bond beiläufig. »Das Motel ist wahrscheinlich noch nicht in die Vereinigung empfehlenswerter Motels aufgenommen worden. Ich kann mir vorstellen, daß es unter diesen Umständen schwierig ist, das Geschäft in Schwung zu bringen. Und trotzdem werden Sie beide in der Nacht hierhergeschickt, um die Löffel zu zählen und den Strom abzustellen.« James Bond setzte eine mitleidige Miene auf. »Mir kam nur der Gedanke, daß das Geschäft pleite sein könnte. Das wäre schade, denn die Lage ist wirklich hübsch.« Das rötliche Glitzern, das ich schon einmal in den Augen des Mannes hatte aufleuchten sehen, erschien wieder. »Ich würde Ihnen raten, hier keine dicke Lippe zu riskieren, Mister«, sagte der Magere leise. »Ihr englischer Humor gefällt mir ganz und gar nicht, kapiert? Wollen Sie vielleicht behaupten, hier wäre was faul?«
    »Nur keine Aufregung, Mr. Horowitz.« James Bond lächelte breit. Doch dann erlosch das Lächeln plötzlich. »Aber ich kenne Ihren Jargon, und ich weiß, woher er kommt. Verstehen Sie jetzt, was ich meine?«
    Ich nehme an, Mr. Bond wollte damit sagen, daß die beiden Ausdrücke gebrauchten, die vor allem von Verbrechern und Sträflingen gern verwendet werden. Der magere Mann verstand die Anspielung sofort. »Okay, Sie Neunmalkluger. Ihr Polypen seid alle gleich - ihr wollt immer Dreck aufwühlen, wo keiner ist.
    - Kommen Sie! Zeit, schlafen zu gehen.« Als wir durch die Hintertür traten, erlosch das Licht. James Bond und ich blieben stehen, doch der Magere schritt den überdachten Weg unbeirrt entlang, als könne er in der Dunkelheit sehen. An der Ecke des Gebäudes tauchte Sluggsy auf. Er hielt zwei Petroleumlampen in der Hand. Er reichte Bond und mir eine. Sein kahles Gesicht, das im Licht gelb schimmerte, verzog sich zu einem Grinsen. »Träumt süß, ihr beiden!«
    James Bond folgte mir zu meinem Zimmer und trat ein. Er schloß die Tür. »Ich habe keine Ahnung, was die beiden vorhaben, aber zunächst kommt es darauf an, daß Sie heute nacht sicher sind. Also, dann wollen wir mal sehen.« Er blickte sich im Zimmer um, untersuchte die Fensterhaken, die Türangeln, die Öffnung des Ventilators. Er schien befriedigt. »Bleibt nur die Tür«, meinte er. »Sie sagen, die beiden hätten einen Nachschlüssel. Wir legen Keile unter die Tür, und wenn ich weg bin, schieben Sie als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung noch den Tisch davor.« Er ging ins Badezimmer, riß vom Toilettenpapier Streifen ab, befeuchtete sie und formte sie zu dicken Keilen. Dann schob er sie fest unter die Tür und drückte die Klinke nieder. Sie gaben nicht nach, als er versuchte, die Tür aufzuziehen. Dann entfernte er die Keile wieder und reichte sie mir. Schließlich zog er einen Revolver aus dem Hosenbund. »Haben Sie schon einmal damit geschossen?« Ich erklärte, daß ich früher einmal mit einer langläufigen Kleinkaliberpistole auf Kaninchen

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