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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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der Hand über das Gesicht Ich wußte nicht, ob er Klarheit in seine Gedanken bringen oder eine Erinnerung wegwischen wollte. Dann steckte er sich eine neue Zigarette an und fuhr fort.
    »Ich hörte den Leutnant, der den Einsatz der Polizei leitete, rufen: >Polizei! Hände hoch!< Danach krachten einzelne Schüsse und ganze Salven aus den Maschinenpistolen, und irgend jemand schrie. Dann rief der Leutnant: >Fassen Sie den Mann!< Im nächsten Augenblick wurde das Schloß in der Tür neben mir gesprengt, und ein Mann stürzte herein. Er preßte eine Maschinenpistole an die Hüfte und sah sich rasch in dem Einzimmerappartement um, auf der Suche nach Boris. Ich erkannte ihn sofort. Ich hatte mir das Aussehen von Uhlmann genau eingeprägt. Er stand in meiner Schußlinie. Ich feuerte auf seine Maschinenpistole, und sie fiel ihm aus der Hand. Doch er reagierte schnell. Er sprang hinter die offenstehende Tür. Sie bestand nur aus dünnem Sperrholz. Ich mußte damit rechnen, daß er noch eine zweite Schußwaffe bei sich hatte und auf mich schießen würde, deshalb durchlöcherte ich die Füllung in einer Zickzacklinie, die von oben nach unten verlief und ging dabei immer tiefer in die Knie. Das war mein Glück, denn plötzlich feuerte er wieder, und mir riß es fast die Haare vom Kopf. Doch zwei meiner Kugeln hatten ihn erwischt. Eine in der unken Schulter, die andere in der rechten Hüfte, wie wir später feststellten, und er brach hinter der Tür zusammen. Er lag ganz still. Die Polizisten hatten die anderen Terroristen inzwischen vertrieben und setzten ihnen auf der Straße nach, doch plötzlich erschien ein verwundeter Beamter auf der Schwelle zur Wohnung. Er kroch auf allen vieren und wollte mir helfen. >Brauchen Sie Hilfe?< fragte er mich. Uhlmann schoß durch die Tür in die Richtung, aus der die Stimme kam, und - ja, er tötete den Mann. Doch nun wußte ich, in welcher Höhe Uhlmann seine Waffe hielt, und drückte fast gleichzeitig ab. Dann sprang ich geduckt in die Mitte des Zimmers, um nochmals auf Uhlmann zu schießen, falls es nötig sein sollte. Es war nicht nötig. Er lebte noch, und als die Mounties zurückkamen, verfrachteten wir ihn in einen Sanitätswagen. Er starb am nächsten Morgen.« Bond blickte mir in die Augen, ohne mich wahrzunehmen. »Wir verloren zwei Leute«, erklärte er, »und einer wurde verwundet. Von den anderen wurden der Deutsche und einer von der Bande getötet, zwei weitere Bandenmitglieder schwer verletzt. Es war ein scheußlicher Anblick ...« Sein Gesicht wirkte plötzlich abgespannt. »Nachdem die Formalitäten erledigt waren, wollte ich weg. Meine Vorgesetzten wünschten, daß ich Washington über diese Angelegenheit eingehend Bericht erstatten soll. Ich erklärte mich einverstanden, doch unter der Bedingung, daß ich mit dem Wagen fahren konnte und nicht mit dem Flugzeug oder der Eisenbahn reisen mußte. Das erlaubte man mir, vorausgesetzt, daß meine Fahrt nicht länger als drei Tage dauern würde. Deshalb mietete ich den Wagen und machte mich heute morgen auf den Weg. Es ging alles recht gut, bis ich in dieses schwere Gewitter hineingeriet. Ich fuhr bis Lake George und wollte eigentlich dort übernachten, doch der Ort sah so wenig einladend aus, daß ich es einfach darauf ankommen ließ, als ich vorn an der Bundesstraße eine Reklametafel dieses Motels bemerkte.« Er lächelte mir zu. Jetzt sah er wieder recht munter aus. »Vielleicht habe ich geahnt, daß Sie am Ende des Weges auf mich warteten und in der
    Klemme saßen.« Er lächelte wieder, streckte die Hand aus und legte sie über die meine.
    »Aber Sie müssen doch todmüde sein nach der langen Fahrt!« »Dagegen habe ich ein Mittel. Seien Sie so nett und bringen Sie mir noch eine Tasse Kaffee.«
    Während ich mir an der Kaffeemaschine zu schaffen machte, öffnete er seinen Koffer und entnahm ihm ein Fläschchen mit weißen Pillen. Er schüttete zwei heraus, und als ich ihm den Kaffee hinstellte, schluckte er sie. »Das hält mich die ganze Nacht wach. Dafür kann ich morgen etwas mehr schlafen.« Seine Augen wanderten zum Spiegel. »Aha, da kommen sie!« Er lächelte mir ermutigend zu. »Haben Sie keine Angst. Ich passe schon auf, daß nichts passiert.«
    Die Musik im Radio brach ab, und ein Glockenspiel gab das Zeitzeichen für vierundzwanzig Uhr.

12
    Sluggsy steuerte auf die Hintertür zu und trat hinaus in die Nacht, während der Magere langsam auf uns zukam. Er lehnte sich an die Theke. »Okay, Leute, Mitternacht! In

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