Der Spion der mich liebte
gekommen, um mich hinaus ins Freie zu ziehen.
Es raschelte unter den Bäumen, und er stand neben mir. Er trug weder Hemd noch Jackett, sein braungebrannter Oberkörper schimmerte schweißnaß im Licht der Flammen, und unter seiner linken Achselhöhle trug er eine Pistole in einem Halfter.
Er lächelte grimmig und wies mit dem Kopf auf die Flammen. »Darum geht es. Sie brennen das Motel ab, um die Versicherung einstreichen zu können. Jetzt sind sie gerade dabei, dafür zu sorgen, daß die Flammen auch das Hauptgebäude erfassen. Sie streuen Thermitpulver auf den überdachten Weg. Mir soll es recht sein. Wenn ich sie jetzt daran hindere, rette ich damit nur einen Teil von Mr. Sanguinettis Eigentum. Da wir nämlich Zeugen von dem Vorgang sind, wird er nicht die geringste Aussicht haben, die Versicherung zu schröpfen. Er wird im Gefängnis landen. Warten wir also noch eine Weile, bis der Verlust perfekt ist.«
Mir fielen plötzlich meine kostbaren Habseligkeiten ein. »Können wir nicht wenigstens die Vespa retten?« fragte ich kleinlaut. »Sie ist bereits in Sicherheit. Du hast nur die Sachen verloren, die im Badezimmer herumlagen. Als ich dich herausholte, nahm ich auch den Revolver mit und die Satteltaschen. Die Vespa habe ich unter den Bäumen versteckt. Die beiden haben in jedes Zimmer eine Brandbombe geworfen. Die sind besser als Benzin, weil sie keine Spuren hinterlassen.« »Du hättest dir schwere Brandwunden holen können!« Seine weißen Zähne blitzten, als er lächelte. »Deshalb habe ich ja mein Jackett ausgezogen. Wenn ich nach Washington komme, muß ich anständig aussehen.«
Ich fand das nicht witzig. »Und dein Hemd?« Ein Krachen ertönte, und ein Funkenregen sprühte über dem Gästegebäude auf.
»Da liegt mein Hemd begraben«, erklärte James Bond. »Eben ist das Dach darüber eingestürzt.« Er hielt inne und wischte sich mit der Hand über das rußgeschwärzte Gesicht. »Ich ahnte schon, daß so etwas geschehen würde. Vielleicht war ich trotzdem nicht gut genug darauf vorbereitet. Ich hätte den Reifen an meinem Wagen wechseln sollen. Dann könnten wir jetzt wegfahren. Wir hätten uns einfach um das Gästegebäude herumgeschlichen und versucht, den Wagen zu erreichen. In Lake George oder Glens Falls hätten wir dann die Polizei benachrichtigt. Doch ich überlegte mir, daß unsere Freunde verlangen könnten, ich sollte weiterfahren, wenn ich den Reifen wechselte. Natürlich hätte ich mich weigern oder darauf bestehen können, nicht ohne dich zu fahren, doch ich fürchtete, das würde zu einer Schießerei führen. Die beiden sind erfahrene Burschen. Ich hätte schon das Glück haben müssen, den ersten Schuß anzubringen, wenn ich sie überwinden wollte. Wenn mir das nicht gelungen wäre, würdest du in keiner besseren Lage gewesen sein wie vor meiner Ankunft. Das wäre sehr schlimm gewesen. Du spieltest eine wesentliche Rolle in ihren Plänen.«
»Das Gefühl hatte ich die ganze Zeit. Ich weiß nicht, warum. Ich wußte nur, daß sie glaubten, ich könne ihnen nie mehr gefährlich werden. Wozu wollten sie mich benützen?« »Man wollte dir den Ausbruch des Feuers in die Schuhe schieben. Sanguinetti hätte als Beweis angeführt, daß die Phanceys, die ja bis zum Hals mit in der Sache stecken« - mir fiel wieder ein, wie sich ihr Verhalten mir gegenüber am letzten Tag verändert hatte -, »dir befohlen hatten, den Strom abzustellen - ein durchaus vernünftiges Verlangen, da das Motel ja für den Winter geschlossen werden sollte. In der letzten Nacht solltest du eine Petroleumlampe benützen. Nach dem Feuer hätte man die Überreste der Lampe gefunden. Man hätte festgestellt, daß du offensichtlich einschliefst, während die Lampe noch brannte, und sie im Schlaf umgestoßen hattest. Das Motel fing Feuer und brannte nieder. Schließlich waren die Gebäude zum großen Teil aus Holz errichtet, und der Wind besorgte dann den Rest. Mein Auftauchen war lästig, doch nicht mehr. Man würde eben außer deiner Leiche auch noch die meine finden - oder zumindest meinen Wagen, meine Armbanduhr und die Metallbeschläge meines Koffers. Ich weiß allerdings nicht, was die beiden mit der Waffe gemacht hätten, die ich bei mir habe, und mit dem Revolver, der unter deinem Kissen lag. Daraus hätten ihnen Schwierigkeiten erwachsen können. Die Polizei hätte in Kanada festgestellt, wer der Mieter des Wagens war, und hätte in England nachforschen lassen, wer der Besitzer einer Waffe mit einer bestimmten
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