Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
Seriennummer gewesen ist. Meine Identität wäre ans Licht gekommen. Warum aber lag die andere Waffe unter deinem Kissen? Diese Tatsache hätte die
    Polizei vielleicht stutzig gemacht. Wenn wir - befreundet gewesen waren, weshalb schlief ich dann so weit weg von dir? Vielleicht waren wir beide sehr sittsame Menschen gewesen und hatten jede Versuchung ausschließen wollen? Aber ich hatte dir einen Revolver gegeben, um dich vor einer Gefahr zu schützen. Welcher Gefahr? Ich weiß nicht, zu welcher Lösung die Polizei gekommen wäre.«
    »Warum aber haben die beiden dich nicht getötet?« fragte ich. »Das haben sie ja getan, oder besser gesagt, sie glaubten, sie hätten es getan. Als ich dich verließ und in mein Zimmer ging, dachte ich mir schon, daß sie sich zuerst meiner Person entledigen würden. Deshalb beschloß ich, nicht in meinem Bett zu schlafen, sondern mit Kissen und Handtüchern ein Täuschungsmanöver zu versuchen. Es gelang mir ganz gut. Ich streute sogar eine Handvoll Tannennadeln aufs Kopfkissen. Das sah aus wie ein im Schlaf zerzauster Haarschopf. Dann hängte ich noch mein Hemd über den Stuhl neben dem Bett -das ist auch ein nützlicher Trick, weil man sofort annimmt, der Mann, dem das Hemd gehört, befinde sich im Bett - und ließ die Petroleumlampe mit schwacher Flamme brennen, um den Burschen ihr Vorhaben noch zu erleichtern. Dann schob ich eine Stuhllehne unter die Türklinke, um eine gewisse Wachsamkeit vorzutäuschen, nahm meinen Koffer und wartete hier draußen unter den Bäumen.« James Bond ließ ein kurzes grimmiges Lachen hören. »Sie ließen mir eine Stunde Zeit, und dann schlichen sie so leise heran, daß ich keinen Laut hörte. Erst das Geräusch des umfallenden Stuhls, als die Tür gewaltsam geöffnet wurde, machte mich aufmerksam. Gleich darauf kamen die schwachen Explosionen mehrerer Schüsse -sie benützten einen Schalldämpfer -, und dann brannte das ganze Zimmer lichterloh. Ich glaubte, sehr klug gehandelt zu haben, doch es zeigte sich, daß ich nicht klug genug gewesen war. Ich brauchte fast fünf Minuten, um bis zu deinem Zimmer zu gelangen. Ich machte mir keine Sorgen. Ich glaubte, sie würden auf jeden Fall so lange brauchen, um bei dir einzudringen, und ich wollte dir sofort zu Hilfe kommen, wenn ich einen Schuß hörte. Doch irgendwann heute abend, wahrscheinlich als Sluggsy die Zimmer inspizierte, schlug er ein Loch in die Wand hinter deinem Einbauschrank und ließ nur die dünne Rückwand unversehrt, die man leicht mit einem Messer aufschlitzen kann. Keiner von uns beiden hatte Gelegenheit oder Anlaß, sich den überdachten Abstellplatz von Nummer 8 anzusehen. Wenn du allein gewesen wärst, hätten sie schon dafür Sorge getragen, daß du nicht darauf aufmerksam wurdest. Ich war jedenfalls zu Tode erschrocken, als ich dein Zimmer ebenfalls in Flammen stehen sah. Ich raste gebückt an den Autoabstellplätzen vorbei, die ja nach rückwärts geöffnet sind, während die beiden von einem Zimmer zum anderen wanderten, ihre Brandbomben hineinwarfen und dann die Türen wieder schlossen, damit alles ordentlich aussah.«
    Während James Bond sprach, hatte er von Zeit zu Zeit einen Blick zum brennenden Hauptgebäude hinübergeworfen. »Jetzt muß ich mich mit den Burschen befassen. - Wie fühlst du dich, Viv? Was macht der Kopf?«
    »Mir geht's gut«, erwiderte ich ungeduldig. »James, mußt du wirklich hinter ihnen her? Laß sie doch laufen. Sie sind doch gar nicht wichtig. Wenn dir etwas passiert!« »Nein, Viv«, widersprach er bestimmt. »Sie hätten uns beide beinahe umgebracht. Sie können jeden Augenblick zurückkehren und bemerken, daß die Vespa weg ist. Dann haben wir uns den Vorteil der Überraschung entgehen lassen. Und ich kann sie einfach nicht ungeschoren davonkommen lassen. Sie sind gemeingefährlich. Vielleicht werden sie morgen schon jemanden töten.« Er lächelte zuversichtlich.
    Ich streckte meine Hand nach ihm aus. »Bitte, sei vorsichtig! Ich brauche dich. Ich will nicht wieder allein sein.« Er übersah meine ausgestreckte Hand. »Komm«, sagte er, »fall mir jetzt nicht in den Arm. Sei vernünftig. Ich habe eine Aufgabe zu erledigen. Jetzt« - er reichte mir die Smith-and-Wesson -»schleichst du dich zwischen den Bäumen vorsichtig bis zu Nr. 3. Das Zimmer liegt im Dunkeln, und der Wind weht die Flammen nach der anderen Seite. Von dort aus kannst du mich im Auge behalten, ohne selbst gesehen zu werden. Wenn ich Hilfe brauche, weiß ich, wo du zu finden

Weitere Kostenlose Bücher