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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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wiedersehen würden. Als wir uns zum Abschied küßten, glitt seine Hand meinen Rücken entlang. Als sein Taxi davonfuhr, spürte ich noch immer den Druck seiner Hand, und ich rannte in mein Zimmer und starrte in den Spiegel. Meine Augen und mein Gesicht strahlten, als sei in mir eine Flamme angefacht worden, und obwohl wahrscheinlich dieses Strahlen zum größten Teil vom Gin herrührte, dachte ich, mein Gott, ich habe mich verliebt.
    3
    Man braucht lange, um diese Dinge niederzuschreiben, und doch dauert die Erinnerung daran nur ein paar Minuten. Als ich aus meiner Träumerei erwachte, brachte der Sender WOKO noch immer Musik. Die Eiswürfel in meinem Glas waren geschmolzen. Ich stand auf und warf noch ein paar hinein. Dann kuschelte ich mich wieder in den Sessel und trank einen vorsichtigen kleinen Schluck, um den Whisky noch länger genießen zu können. Ich steckte mir eine neue Zigarette an, und sogleich war ich wieder in jenen endlosen Sommer zurückversetzt.
    Dereks letztes Schuljahr ging zu Ende. Er hatte mir vier Briefe gesandt, und ich ihm ebenso viele. Sein erster hatte mit »Liebste« begonnen und mit »alles Liebe und tausend Küsse« geschlossen. Ich hatte darauf mit »Lieber« und »in Liebe« geantwortet. In seinen Briefen berichtete er in erster Linie über seine Erfolge beim Kricket, und ich erzählte ihm von Partys, Kino und vom Theater. Er hatte vor, den Sommer zu Hause zu verbringen und war ganz aus dem Häuschen über einen gebrauchten MG, den seine Eltern ihm schenken wollten. Er fragte, ob ich eine Spritztour mit ihm machen würde. Susan war überrascht, als ich erklärte, daß ich nicht mit nach Schottland fahren würde, sondern zunächst in der Wohnung bleiben wollte. Ich hatte ihr die Wahrheit über Derek nicht verraten, und da ich immer früher aufstand als sie, wußte sie nichts von seinen Briefen. Es sah mir gar nicht ähnlich, so geheimnistuerisch zu sein, doch ich wachte über meine Liebe wie über einen verborgenen Schatz und glaubte, es könnte Unglück bringen, auch nur darüber zu sprechen. Er war so anziehend und überlegen, daß in meiner Vorstellung eine ganze Reihe gezierter junger Mädchen aus der ersten Gesellschaft mit hochtrabenden Titeln nur darauf wartete, daß er den Finger krümmte.
    Deshalb sagte ich einfach, ich wollte mich nach einer Stellung umsehen und würde vielleicht später nachkommen. Susan reiste also ab, und kurz darauf kam ein neuer Brief von Derek, in dem er mich bat, am folgenden Samstag mit dem Zug zu kommen.
    Und so begannen unsere regelmäßigen und süßen Zusammenkünfte. Am ersten Tag erwartete er mich auf dem Bahnsteig. Wir waren beide etwas verlegen, doch er war so begeistert von seinem Auto, daß er mich eilig hinausführte, um es mir zu zeigen. Es war prachtvoll - schwarz, mit roten Lederpolstern, roten Speichenrädern und Sonderzubehör, wie beispielsweise einem Gurt um die Motorhaube und dem Abzeichen des Britischen Autosportvereins. Wir stiegen ein, und ich band mir Dereks seidenes Taschentuch ums Haar. An diesem Tag fuhren wir bis nach Bray, weil er mit seinem Wagen prahlen wollte. Dort besuchte er mit mir ein sehr schickes Restaurant, das Hotel de Paris. Wir aßen geräucherten Lachs, dann Brathuhn und Eis. Danach mietete er vom Bootsverleih nebenan ein Boot mit Außenbordmotor, und wir tuckerten gemächlich den Fluß hinauf, unter der Maidenhead Brücke hindurch und entdeckten einen stillen kleinen Kanal, wo Derek das Boot unter den überhängenden Zweigen der Bäume auf das Ufer auflaufen ließ. Er hatte ein Koffergrammophon mitgebracht, und ich kroch zu dem Ende des Bootes, wo er saß. Seite an Seite lagen wir nebeneinander, lauschten den Platten und beobachteten einen kleinen Vogel, der im Gewirr der Zweige über uns herumhüpfte. Es war ein wunderschöner stiller Nachmittag. Wir küßten uns, doch weiter ging es nicht, und ich war beruhigt, daß Derek doch nicht zu glauben schien, ich sei leicht zu haben. Später überfielen uns die Mücken, und wir brachten beinahe das Boot zum Kentern, als wir versuchten, rückwärts wieder ins offene Wasser zu gelangen. Doch dann trieben wir mit der Strömung rasch den Fluß hinunter. Wir begegneten einer ganzen Reihe anderer Boote mit Paaren und Familien, doch ich war überzeugt, daß wir am glücklichsten und am vergnügtesten von allen aussahen. Wir fuhren zurück bis nach Eton, bestellten Rührei und Kaffee in einem kleinen Restaurant, das Derek gut kannte, und dann schlug er vor, ins Kino zu

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