Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
als lästiges Anhängsel betrachtet. Ich habe meinem Vater nie etwas von dieser Unterhaltung berichtet. Max hat diese Abende sehr genossen. Es wäre nicht gut gewesen, sie ihm zu nehmen.«
    Der Druck von Robins Hand verstärkte sich.
    »Diese Mistress Lodge war sicher eine verdammte Heuchlerin, aber ihre Einstellung könnte auch der Mißgunst entstammen, die manche alternden Damen häufig gegenüber jungen und attraktiven Frauen empfinden.«
    Ihre Lippen verzogen sich. »Glaubst du das wirklich?«
    »Ich bezweifle, daß die Ladies in Boston anders sind als die in London. Laß die Rassenvorurteile beiseite, und du hast genau das, was jede neidische Matrone über ein hübsches junges Mädchen äußern könnte.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Mistress Lodge hat drei Töchter mit ausgesprochenen Teiggesichtern, aber ohne jede Taille.« Maxie lächelte übermütig, plötzlich erheitert über einen Zwischenfall, der sie insgeheim seit Jahren gequält hatte. »Warum sehen wir nur immer den Splitter im Auge eines anderen, aber den Balken im eigenen nicht?«
    »Das ist ein Naturgesetz – so wie die Sonne im Osten aufgeht und Äpfel vom Baum zu Boden fallen und nicht in den Himmel steigen.« Er sah, daß sie ihre gute Stimmung wiedergefunden hatte und ließ seine Hand sinken. »Vermutlich werden wir morgen zu dem Gasthaus gehen, in dem dein Vater gestorben ist?«
    Maxie wollte schon nicken, hielt aber inne. Sie hatte auf der Suche nach Antworten fast ganz England durchquert und fürchtete sich nun doch vor der Wahrheit.
    Hatte sie Angst vor dem, was sie erfahren würde?
    Oder fürchtete sie sich davor, danach eine Entscheidung über Robin treffen zu müssen? Sie liebte ihn, er wollte sie heiraten. Eigentlich sollte es ganz einfach sein, aber so war es nicht.
    »Vielleicht sollte ich lieber zunächst Tante Desdemona einen Besuch abstatten. Sie hat sich mehrmals mit deinem Vater getroffen. Sie sollte doch in der Lage sein, mir etwas über seine Aktivitäten zu erzählen.«
    Robin nickte. »Soll ich dich begleiten oder möchtest du lieber Maggie bitten, dir eine Zofe mitzugeben?«
    Maxie verzog das Gesicht. »Diese Anstandsregeln sind höchst unerquicklich. Aber da eine zarte Blume wie ich die Stadt in einer Kutsche offensichtlich nicht ohne Begleitung durchqueren kann, entscheide ich mich für dich. Darüber hinaus könntest du dich als wesentlich nützlicher für den Fall erweisen, daß sich Tante Desdemona in irgendeiner Form als unangenehm erweist.«
    »Dieser Vertrauensbeweis stimmt mich natürlich höchst froh«, versicherte Robin. »Ich möchte dich nur bitten, nicht in aller Herrgottsfrühe aufzubrechen. Zunächst möchte ich meinen Bankier und meinen Schneider aufsuchen. Ich habe mir ein paar neue Kleidungsstücke anfertigen lassen. Mit ein bißchen Glück wurden sie noch nicht nach Yorkshire geschickt.« Er warf einen belustigten Blick auf den ausgefransten Ärmel seines Rocks. »Es wird mir nicht schwerfallen, mich von diesem guten Stück zu trennen.«
    »Darf ich ihn haben? Ich verbinde ein paar sehr angenehme Erinnerungen mit diesem Rock.«
    »Jederzeit.« Robin zögerte. »Würdest du mir gestatten, dir ein oder zwei neue Kleider schneidern zu lassen? Nur ein Kleidungsstück zu besitzen könnte sich hier in London als höchst lästig erweisen.«
    »Vermutlich hast du recht«, erwiderte sie wenig begeistert. »Aber ich möchte keine Zeit mit Anproben verschwenden.«
    »Das ist auch kaum nötig. Maggies Zofe kann die Maße dieser Robe nehmen.« Sein Blick flog bewundernd über ihre Figur. »Sie wirkt ganz schlicht, aber der Schnitt ist ausgezeichnet, und sie paßt ganz vorzüglich.«
    »Vielen Dank, ich habe es selbst genäht.

    Geldknappheit fördert die erstaunlichsten Talente.« Sie hob die Hand und kaschierte ein Gähnen. »Offenbar bin ich müde. Es war ein anstrengender Tag.«
    »Ich werde mich sehr einsam fühlen«, flüsterte Robin schnell.
    Ihre Blicke trafen sich. Erst gestern nacht waren sie Liebende geworden, und den heutigen Morgen hatten sie wie Fruchtbarkeitsgötter begrüßt –
    nackt und ohne jede Scham. Bei der Erinnerung daran stieg leidenschaftliches Verlangen in Maxie auf.
    Robin empfand ähnlich. An seiner Kehle begann eine Ader heftig zu klopfen, als er leise hinzufügte: »Ich würde dir gern einen Gutenachtkuß geben. Aber das würde nur damit enden, daß ich dich die Treppe hinauftrage und vor dem Morgengrauen nicht mehr aus meinen Armen lasse.«
    Maxie versuchte zu lächeln. »So weit

Weitere Kostenlose Bücher