Der Spion und die Lady
kein wertvolles Familienerbstück war…«
Die Tür öffnete sich und die Herzogin of Candover trat ein. Als sie ihre Gäste in enger Umarmung sah, wollte sie sich schnell wieder zurückziehen.
»Verzeihung, aber vermutlich wurde mein Klopfen nicht gehört.«
»Kein Grund, sofort wieder davonzulaufen.«
Langsam löste sich Robin von Maxie. »Wir haben einen Waffenstillstand vereinbart.«
»Rafe hat mir gerade die Nachricht geschickt, daß er Westminster früher als gedacht verlassen kann.
Wie wäre es mit einem Dinner in etwa einer Stunde? Eure Gesellschaft wäre mir eine große Freude, aber wenn ihr zu müde seid, kann ich auch Essen auf eure Zimmer bringen lassen.«
Nach einem Blick auf Robin sagte Maxie: »Sehr gern, Euer Gnaden, aber ich muß Sie warnen. Ich habe nur ein Kleid dabei, und das wird nach der Reise nicht gerade präsentabel aussehen.«
»Meine Zofe kann es für Sie ausbürsten und bügeln.« Maggies Blick fiel auf die Scherben vor dem Kamin. »Wie wunderbar! Ihr habt diese gräßliche Laokoongruppe zerschmettert.«
Maxie wurde blutrot. »Es tut mir leid. Es war allein meine Schuld. Ich werde sie so schnell wie möglich ersetzen.«
»Auf gar keinen Fall!« Die Herzogin lächelte mutwillig. »Die Figur war das Hochzeitsgeschenk eines Cousins von Rafe, der keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen unsere Heirat machte.
Drei von Schlangen verschlungene Leute sind doch wahrlich kein angenehmes Geschenk, oder?
Ich hatte die Figur absichtlich an den Rand des Tisches gestellt – in der Hoffnung, daß eines der Mädchen sie unabsichtlich zu Boden wirft.«
Maxie lachte hell auf. »Falls es in Ihrem Haus noch etwas gibt, was Sie lieber in Scherben sähen, so wäre es mir eine Freude, Ihnen diesen Gefallen zu tun.«
»Abgemacht!« Die Herzogin wandte sich zur Tür.
»Soll ich Ihnen jetzt Ihr Zimmer zeigen? Sie haben noch Zeit für ein Bad oder ein kurzes Schläfchen, wenn Sie mögen.«
Mit entschlossener Miene folgte Maxie der Herzogin die Treppe hinauf. Die Vorstellung, daß Robin und sie die persönlichen Dinge regeln könnten, die sie trennten, war schwer genug gewesen. Jetzt war sie in eine fremde, unbekannte Welt eingetaucht, in der sie nur wenige willkommen heißen würden. Je schneller sie herausfand, ob sie in ihr leben konnte, desto besser.
Kapitel 21
“NACHDEM MAXIE EINEM luxuriösen Bad entstiegen war, schickte ihr die Herzogin ihre französische Zofe. Marie Lavalle äußerte selbstverständlich keine Spur von Mißfallen über einen so ungewöhnlichen Gast, dennoch lag ein leicht schmerzlicher Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie Maxie das frischgebügelte Kleidungsstück überreichte. Aber Maxies fließendes, wenn auch geringfügig kanadisch gefärbtes Französisch gewann ihr schnell Maries Sympathien.
Maxie schlüpfte in das einfache weiße Musselinkleid und setzte sich dann geduldig vor den Spiegel, während die Zofe ihre schwarzen Haaren zu einem eleganten Chignon im Nacken bürstete und befestigte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Dennoch warf Maxie noch einen nervösen Blick in den Spiegel, als ein Lakai erschien, um sie zum Dinner zu begleiten. Dann folgte sie ihm mit hoch erhobenem Kopf die Treppe hinunter.
Robin und die Herzogin steckten die goldblonden Köpfe zusammen und plauderten miteinander.
Auch seine Garderobe hatte sich in der letzten Stunde mittels einem frischen Hemd und einer Krawatte einer Veränderung unterzogen, die vermutlich aus den Beständen des Herzogs stammten. Er wirkte so gelassen und selbstverständlich, daß Maxies Nervosität zurückkehrte. Vielleicht gehörte er ja unter das Dach eines Herzogs, aber was hatte sie eigentlich hier zu suchen?
Bei ihrem Eintritt blickte Robin auf. Seine blauen Augen erstrahlten. Er erhob sich, kam auf sie zu und flüsterte: »Du siehst ausgesprochen hinreißend aus.«
Maxie errötete leicht, aber sein bewundernder Blick erwärmte sie bis in die Zehenspitzen. »Das ist sehr liebenswürdig von dir, aber dieses Kleid wäre nicht einmal mehr in Boston Mode, geschweige denn in London.«
»Laß dir von mir sagen, daß Männer weit mehr am allgemeinen Eindruck interessiert sind als an Modefeinheiten. Und der ist in deinem Fall faszinierend.« Er nahm ihren Arm und führte sie zu einem Sessel. »Allerdings könnte ich auch voreingenommen sein, da ich dich erstmals in einem Kleid sehe.«
Robins Bewunderung und Neckerei entspannten Maxie so weit, daß sie ganz unbefangen der Unterhaltung folgen konnte. Die Herzogin
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