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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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viel.«

    Desdemona lächelte bemüht. »Das freut mich. Ich befürchtete schon, die Belastungen der recht primitiven Reise hätten zu einer Entzweiung geführt. Und das wäre bedauerlich für ein frisch verheiratetes Paar.«
    Als Lady ROSS’ Kutsche in einer Staubwolke verschwand, gestattete sich die Ladenbesitzerin ein breites, zufriedenes Schmunzeln. Die beiden jungen Leute hatten sich als ihre bisher größte Einnahmequelle erwiesen.
    Der hochgewachsene Cockney, der vorgeblich nach zwei Dieben suchte und ihr zwei Pfund zusteckte, hatte ihr Mißtrauen noch nicht geweckt. Aber der feine Gentleman mit der Krone auf seiner Kutsche, der nach zwei jungen Vettern suchte, die sich auf einer Spritztour befanden, aber unbedingt nach Hause zurückkehren mußten, da ihre Großmutter auf dem Sterbebett lag. Seine Lordschaft war für fünf Pfund gut gewesen. Und nun war auch noch diese Lady aufgetaucht, die nach ihrer Nichte und ihrem Mann suchte. Vermutlich hätte die auch zehn Pfund gegeben.
    Während sie die Schürze hob, um die fünf Guineen in die Börse zu stecken, die sie um die Taille geschnallt darunter trug, fragte sie sich, wer noch bei ihr vorbeikommen würde. Und vor allem: Was den Flüchtlingen wohl bevorstand, wenn die Verfolger sie erreichten.
    Sie lachte hell auf. Sie wettete auf den blonden Gentleman. Mit seiner flinken Zunge würde sich dieser junge Bursche aus allem herausreden.

Kapitel 10
    SIE HÖRTEN DAS Muhen, bevor sie das kleine Haus mit dem windschiefen Dach sahen. Passend Drover Inn genannt, stand es auf der Kuppe einer Anhöhe inmitten einer sanften Hügellandschaft.
    Schon bald waren sie nahe genug, um die riesige Herde schwarzer Rinder zu sehen, die auf der Wiese hinter dem Inn graste. »Wir haben Glück«, sagte Robin, »es ist Sonntag.« Sie sah ihn schräg von der Seite an. »Warum?«
    »Das sind walisische Rinder. Und fromme Methodisten sind sonntags nicht unterwegs, deshalb haben sie hier einen Tag Pause eingelegt.«
    Maxie warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Inn.
    »Glauben Sie, daß wir uns eine Übernachtung leisten könnten, Robin? Vielleicht sogar ein warmes Bad?«
    »Ein Bad steht auch auf meiner Wunschliste ganz oben. Vermutlich ist eine kleine Zaubervorstellung angeraten. Nach einem ruhigen Sonntag sind die Leute bestimmt in der richtigen Stimmung für eine solche Vorführung.«
    Er blieb einen Moment stehen, um Münzen und Taschentuch taktisch klug an seinem Körper zu verstauen. Nachdem er noch eine Butterblume gepflückt und versteckt hatte, liefen sie auf das Inn zu.
    Die Treiber und etliche andere Gäste standen vor der Schankstube, plauderten, schwatzten und genossen die späte Nachmittagssonne. Niemand schenkte den Neuankömmlingen mehr als einen flüchtigen Blick.
    Maxie folgte Robin in das Gasthaus, in dem der Wirt und seine Frau hinter dem Tresen standen.
    Obwohl sich Robins Züge kaum veränderten, nahm er plötzlich eine andere Persönlichkeit an.
    Er stellte sich als der Erstaunliche Lord Robert vor und begann, Münzen verschwinden und an den unmöglichsten Stellen wieder auftauchen zu lassen. Begeistertes Gelächter klang auf. Zur Bereicherung des »Programms« wurde ein Kartenspiel präsentiert. Scherze flogen durch die rauchgeschwängerte Luft, leere Bierkrüge wurde geschwenkt.
    Robin beendete seine Vorstellung damit, daß er die Butterblume aus seinem Taschentuch zauberte und der Wirtin mit einer Verbeugung und ein paar charmanten Worten überreichte.
    Wenig später kam er zu ihr an den Ecktisch, an dem sie auf ihn wartete. »Wir haben Glück«, sagte er. »Unter dem Dach ist ein Doppelzimmer frei. Die Wirtsleute sind bereit, es uns zu geben, dazu Abendessen, Frühstück und ein warmes Bad.
    Und das alles für nicht mehr als Four-pence.«
    »Hervorragend. Und was müssen Sie dafür tun?«
    »Zwei abendliche Vorstellungen im Schankraum.«
    Und mit fast ehrfürchtiger Stimme setzte er hinzu: »Und danach – ein warmes Bad!«
    »Das Schicksal ist uns hold«, sagte sie ernst.
    »So ist es.«
    Einen Moment lang glaubte Maxie, den wirklichen Robin in seinem Blick zu entdecken, aber dann sagte erlediglich: »Jetzt müssen wir nur den Haupttreiber finden und ihn um seine Erlaubnis bitten, mit ihnen Weiterreisen zu dürfen. Sehr wahrscheinlich brechen sie morgen früh gegen sieben Uhr auf.«
    Sie verzog das Gesicht. »Da können wir des zivilisierten Lebens ja kaum überdrüssig werden.«
    Er lächelte. »Ein rollender Stein setzt kein Moos an, gewinnt aber einen

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