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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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gewissen Glanz.«
    Lachend folgte sie ihm vor das Gasthaus.
    Maxie sank mit einem so sinnlichen Wohlgefühl in das warme Badewasser, daß ein Puritaner-Prediger sie unverzüglich den Qualen der Hölle überantwortet hätte. Aber nach dem tagelangen Waschen in kalten Bächen war das heiße Bad der reine Himmel.
    Als sich ihre Haut zu runzeln begann, spülte sie sich die Seife aus den Haaren und stieg fast widerstrebend aus dem Wasser. Die Zinkwanne stand zwar hinter einem Paravent, aber sie wollte wieder angezogen sein, bevor Robin von seiner zweiten Vorstellung heraufkam.
    Die Vorstellung, er könnte sie im Bad überraschen, brachte sie auf die Frage, was dann wohl geschehen würde. Die Antwort lag auf der Hand und war mehr als erotisch. Mit hochroten Wangen rieb sie sich energisch trocken. Es war nicht Robin, den sie zur Ordnung rufen mußte, es war sie selbst.
    Sie hatte sich seine erste Vorstellung angesehen und ebenso laut gelacht wie alle anderen. Dann war sie zu ihrem Zimmer hinaufgestiegen und hatte alle Kleidungsstücke gewaschen, die sie im Moment nicht brauchte. Sie hingen jetzt über einer Stuhllehne vor dem Kamin. Für die Kohlen hatten sie zwar zwei Pence extra bezahlen, müssen, aber es war ein höchst angenehmes Gefühl, Borgen saubere Sachen anziehen zu können.
    Sie nutzte ihr einziges Hemd als Nachtgewand. Es war mehr als angenehm, den weichen Batiststoff auf der Haut zu spüren. Heute würde sie wie eine richtige Frau schlafen, auch wenn sie morgen früh wieder in Stiefel und Breeches schlüpfen mußte.
    Mit überkreuzten Beinen hockte sie sich auf den Boden vor den Kamin und begann, ihre langen, dichten Haare zu kämmen und zu trocknen. Bis auf die gedämpften Geräusche aus der Gaststube und das Muhen der unruhigen Rinder war es ganz still. Sie machte sich bewußt, daß sie zum erstenmal, seit sie Robin getroffen hatte, für sich war. Maxi empfand das Alleinsein als sehr angenehm – allerdings nur, weil sie wußte, daß er bald wieder bei ihr sein würde.
    Ihre Gedanken wandten sich London und der Frage zu, was sie dort wohl erfahren würde. Noch immer war sie fest entschlossen, die Wahrheit über den Tod ihres Vaters herauszufinden, und dafür zu sorgen, daß der gesühnt wurde, falls er tatsächlich ermordet worden war. Und doch empfand sie unwillkürlich Furcht vor dem, was sie unter Umständen erfahren könnte. Trotz seiner Schwächen hatte sie ihren Vater sehr geliebt und war nicht begierig darauf, neue Beweise für etwaiges Fehlverhalten zu bekommen. Und falls Lord Collingwood irgend etwas mit dem Tod ihres Vaters zu tun hatte, würde sie das zwar bedauern, dennoch könnte sie das nicht von ihrer Pflicht abhalten, für Gerechtigkeit zu sorgen.
    Aber es war leichter, den Augenblick zu leben.
    Ihre Reise hatte eine merkwürdige

    zeitaufschiebende Qualität. In der Vergangenheit lag Trauer, aber in der Zukunft warteten schwere Entscheidungen, nicht nur im Zusammenhang mit dem Tod ihres Vaters, sondern auch über ihr künftiges Leben.
    Sie ließ den Kamm sinken und dachte an Robin.
    Obwohl sie sich zunächst gegen seine Begleitung gesträubt hatte, war seine Unterstützung und Hilfe doch nahezu unschätzbar gewesen, und ihr Gefühl für Fairness sagte ihr, daß sie ihm das irgendwo entgelten mußte.
    Sich ihm körperlich hinzugeben, schien die offensichtliche Lösung zu sein. Das wäre eine mit Sicherheit lustvolle Erfahrung, und ihr Kräutertee würde möglichen unerwünschten Folgen vorbeugen. Dennoch befürchtete Maxi, daß aus ihren komplizierten und schwer verständlichen Gefühlen für Robin Liebe werden könnte, wenn sie so intim mit ihm wurde. Und nach ihrem Schmerz über den Tod ihres Vaters brauchte sie das Leid über eine unerwiderte Liebe nun wirklich nicht.
    Darüber hinaus bestand durchaus die Möglichkeit, daß so etwas gar nicht willkommen war. Robin fühlte sich zwar eindeutig zu ihr hingezogen, schien aber genau wie sie Zweifel daran zu haben, ob es wirklich klug wäre, wenn sie ein Liebespaar würden.
    Mit einem kleinen, kläglichen Lächeln nahm sie ihre Tätigkeit wieder auf. Sie war wie die Katze, die sich stets auf der falschen Seite der Tür befindet. Es hatte ihr nie gefallen, ein Objekt der Begierde zu sein. Jetzt stellte sie fest, daß es ihr ebensowenig gefiel, ein Objekt absolut begierdeloser Freundschaft zu sein.

    Mit einem Kupferkessel voll kochendheißem Wasser eine Treppe zu erklimmen war nicht unbedingt leicht, aber Robin wurde diese Aufgabe durch die Mengen

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