Der Spion und die Lady
früher schon als schön bezeichnet, aber das war nichts im Vergleich zu der rauhen Sinnlichkeit, die jetzt in seiner Stimme mitklang.
Während sie erschauernd Luft holte, senkten sich seine Lippen ganz sanft auf ihren Hals. Die Rauheit seiner Bartstoppeln bildeten einen höchst reizvollen Gegensatz zu der Samtweiche seiner Zunge und der Intimität seines Atems.
Sein Mund liebkoste die leichte Höhlung an ihrem Schlüsselbein, bewegten sich sacht weiter, ihrer Brust entgegen…
»O Gott, Maggie, es ist so lange her«, murmelte er rauh und abgehackt. »So unerträglich lange…«
Das Verlangen verließ Maxie wie die Flut bei Ebbe den Strand. Verzweifelt fragte sie sich, ob sie sich vielleicht verhört hatte, aber in einer so entscheidenden Angelegenheit durfte sie sich nicht belügen. »Ich heiße nicht Maggie«, sagte sie eiskalt. »Ich heiße Maxie.«
Robins Lider öffneten sich. Sehr schnell und so nahe, daß Maxie den Schock in seinem azurblauen Blick sah. Den Schock und etwas, was an Entsetzen grenzte.
Nach einem Moment absoluter Reglosigkeit zuckte er von ihr zurück, warf die Bettdecke zur Seite und stand auf. Doch sofort sank er fast taumelnd wieder auf das Bett zurück. Er stützte den Kopf in die Hände. »Großer Gott«, murmelte er heiser.
»Das wollte ich nicht!«
Er zitterte am ganzen Körper. Sie wußte zwar nicht, was genau ihn so quälte, aber Maxie spürte, daß es über enttäuschtes sexuelles Verlangen weit hinausging.
Verzweifelt setzte sie sich auf und versuchte, inmitten ihrer ganzen Verwirrung die Haltung wiederzufinden. Was für eine Törin sie doch gewesen war!
»Es war nicht deine Schuld. Es liegt am Bett«, sagte sie, als sie ihren instinktiven, irrationalen Zorn etwas unter Kontrolle hatte. »Wünschst du dir denn, ich wäre Maggie?« fügte sie hinzu und verabscheute sich für ihre Eifersucht.
Seine Kinnmuskeln verspannten sich. Nach einem schier endlosen Schweigen sagte er: »Manche Fragen sollten nicht gestellt werden. Wenn doch, sollten sie keine Antwort erwarten.«
Maxie machte sich bewußt, daß sie sich erneut töricht verhielt. Tiefe Schamröte stieg ihr in die Wangen. Die nächste Frage kam ihr fast wider Willen über die Lippen. »Sollten oder können nicht?«
Er ließ die Hände sinken. Sein Gesicht war eine einzige innerliche Qual. »Können nicht, nehme ich an.« Er stand auf, trat ans Fenster und starrte in die dunstige Hügellandschaft hinaus.
»Ist Maggie die Frau, die du heiraten wolltest?«
fragte Maxie leise.
»Ja.« Er holte sehr langsam und sehr tief Luft.
»Wir waren Freunde und viele Jahre lang Partner bei einem Verbrechen.«
Partner bei einem Verbrechen? Darüber wollte Maxie jetzt nicht nachdenken. »Ist sie gestorben?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie ist glücklich mit einem Mann verheiratet, der ihr sehr viel mehr geben kann als ich.«
Maxie empfand eine plötzliche, sehr intensive Wut auf diese Maggie. Eine Frau, die einen Mann wie Robin leichten Herzens für einen reicheren aufgab, war eine solche Verzweiflung einfach nicht wert.
Und das hätte Maxie auch gesagt, wenn Worte ein Trost für Robin gewesen wären, aber in Herzensdingen war Logik selten überzeugend.
Abgesehen davon konnte diese Maggie ihre Wahl auch aus Gründen der Sicherheit getroffen haben, nicht nur aus schnödem Gewinnstreben. Als Frau, der es stets nach einer gewissen Stabilität verlangte, konnte Maxie das durchaus verstehen.
Ein Leben mit Robin war bestimmt sehr anregend und spannend, aber mit ebensolcher Gewißheit sehr unsicher.
Das heller werdende Licht der Morgendämmerung enthüllte feine Narben auf seinem Rücken. Maxie brauchte einen Moment, um zu begreifen, daß das Peitschenspuren waren. Ihr Herz krampfte sich zusammen, und sie fragte sich, welche unerzählte Geschichte sich hinter diesen Narben verbarg.
Erst jetzt wurde ihr die Kühle des Raums wirklich bewußt. Sie stand auf, nahm Robins Hemd von der Stuhllehne und legte es ihm um die Schultern.
»Deine Maggie ist ziemlich dumm«, verkündete sie barsch.
Er drehte sich um und sah sie an. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. Im Morgenlicht wirkten seine Haare mehr silbern als blond. Er zog sich das Hemd über den Kopf, legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie an sich. »Das ist sie zwar nicht, aber ich danke dir für deine Solidarität.«
Da ihr dünnes Hemd kaum Schutz gegen die Kälte bot, schmiegte sich Maxie eng an ihn. Immer wenn sie einander berührten, verspürte sie instinktiv
Weitere Kostenlose Bücher