Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
wieder Euren Hut aufsetzen.«
    Desdemona ROSS hatte nicht gewußt, daß es in England so viele Rinder gab, wie sie an diesem einen Morgen in den Straßen von Market Harborough erblickte. Ohne den Blick von dem sich ihr bietenden Schauspiel zu wenden, trank sie ihre dritte Tasse Tee aus. Das obere Zimmer an der Straßenseite des Three Swans war zwar schon vergeben gewesen, aber sie hatte es sich unter Anwendung von Geld und harschen Worten doch noch gesichert. Als die ersten walisischen Schwarzrinder unter ihrem Fenster
    vorbeigetrieben wurden, hatte sie voller Spannung die Straße hinuntergeblickt. Doch jetzt, nach schier unendlicher Zeit, fühlte sie sich müde und erschöpft. Sie begann sich zu fragen, ob ihre wachsame Beobachtung zum Scheitern verurteilt war.
    Inzwischen hatte sie unzählige schwarze Kühe, Ochsen und Stiere gesehen, aber niemanden, der so aussah, als könnte er Maxima Collins sein.

    Ebensowenig wie jemanden, der der höchst unzuverlässige Lord Robert hätte sein können.
    Als sie die Tasse absetzte, fragte sie sich, wo wohl Lord Wolverhampton war. Mit Sicherheit irgendwo in der Nähe und mit Sicherheit ähnlich wachsam wie sie. Es sei denn, er hätte die Ausreißer bereits abgefangen, was immerhin erklären würde, warum Desdemona keinen Erfolg hatte.
    Wolverhamptons Abwesenheit weckte in ihr durchaus gemischte Gefühle. Der Mann schien eine ausgesprochene Begabung zu haben, sie zu reizen. Und wenn das geschah, benahm sie sich wie eine komplette Törin. Dennoch konnte sie nicht leugnen, daß sie ihre Begegnungen genossen hatte.
    Endlich kam das Ende der Herde in Sicht. Ganz hinten entdeckte sie drei staubbedeckte Personen und zwei schnell dahintrabende Hunde. Tief Luft holend beugte sich Desdemona vor, um sich zu vergewissern.
    Einer der drei war ein Treiber, der zweite ein leichtfüßiger Mann von mittlerer Größe und der dritte eine sehr zierliche Gestalt, gekleidet wie ein Junge und mit dem unmöglichen Hut, der ihr immer wieder beschrieben worden war.
    Desdemona sah, wie der Mann etwas sagte, was die beiden anderen mit einem Lachen quittierten.
    Außer sich vor Erregung lief Desdemona auf die Treppe zu.
    Ein Viehtrieb ist auch auf einer Landstraße keine leise Angelegenheit, aber er wird noch wesentlich lauter, wenn das Hufgeklapper, das gereizte Muhen und Brüllen der Tiere von Häuserwänden widerschallen. Zusammen mit Dafydd Jones bildeten Maxie und Robin das Ende des langen Zugs schwarzer Rinder. Die meisten der Ortsbewohner hatten sich weise hinter verschlossene Türen zurückgezogen.
    Normalerweise mieden Treiber Städte und Orte, doch die Route durch Market Harborough war unerläßlich, um einen der wichtigsten Viehmärkte Englands zu erreichen. Nach der offenen, übersichtlichen Landschaft gab Maxie das Durchqueren einer Stadt ein Gefühl von Gefahr.
    Aber bisher hatten sie noch keine Spur von Simmons entdecken können. Er mußte die Verfolgung aufgegeben haben.
    Doch mit dieser Vermutung irrte sie. Sie näherten sich gerade dem Marktplatz, als eine nur zu bekannte Stimme schrie: »Da sind sie!«
    Kaum zwanzig Meter entfernt tauchte Simmons aus einem Hauseingang auf, einen Ausdruck grimmiger Genugtuung auf dem vernarbten Gesicht. Gleich hinter ihm sein Spießgeselle –
    ebenso groß und fast noch brutaler aussehend.
    »Verdammt!« fluchte Robin unterdrückt. Ein ohrenbetäubendes Pfeifen durchschnitt die Luft, als Dafyyd Jones den Ernst der Lage erkannte und mit einer Schnelligkeit reagierte, die man seiner walisischen Gelassenheit nie zugetraut hätte. Auf sein Pfeifen hin brachten die Hunde die letzte Gruppe der Rinder zum Umdrehen und jagten die Tiere in entgegengesetzter Richtung zurück.
    Innerhalb von Sekunden war die Straße von verwirrten, laut brüllenden Ochsen blockiert.
    Robin packte schnell Maxies Arm. »Vielen Dank!«
    rief er dem Waliser zu.
    Mr. Jones winkte. »Viel Glück!«

    Maxie sah gerade noch Simmons vor Wut hochrotes Gesicht. Zusammen mit seinem Kumpan versuchte er vergeblich, sich einen Weg durch die nervösen und verunsicherten Tiere zu bahnen.
    Mit wildklopfendem Herzen ließ sich Maxie von Robin zur nächsten Gasse ziehen. Die Rinder hielten einen kleinen Abstand zu den Hauswänden, so daß es dort eine schmale Passage für sie gab. Maxie fühlte sich erschreckend klein und hilflos, während die massiven Leiber an ihr vorbeistürmten, aber solange sie sich dicht an die Hauswände hielten, waren sie sicher.
    »Alles in Ordnung?« erkundigte sich Robin,

Weitere Kostenlose Bücher