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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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der Fassade empor. »Es sollte bewohnt werden. Die englische Aristokratie ist eine
    Verschwenderbande.«
    »Da kann ich dir nicht widersprechen.«
    Sie blieben vor einer Tür stehen, die offenbar in eine Küche führte. Robin drehte am Knauf. Kaum überraschend war die Tür verschlossen. Ohne Zögern zog er sich seinen rechten Stiefel aus.
    Zu ihrer Verblüffung entfernte er ein Lederstück des Absatzes und holte zwei seltsam geformte Metallhaken hervor. Nachdem er wieder in den Stiefel geschlüpft war, steckte er einen der Metallhaken in das Schlüsselloch.
    »Was machst du denn da?« rief sie erschreckt.
    »Ist das nicht offensichtlich?«
    Als sie erneut die Lippen öffnete, hinderte er sie vorwurfsvoll am Sprechen: »Sei bitte still. Ich bin aus der Übung und muß mich konzentrieren.«
    Allzusehr aus der Übung konnte er nicht sein.
    Nachdem er zum zweiten Haken gewechselt war, hatte er das Schloß innerhalb einer Minute geöffnet.
    Als er die Tür aufstieß, musterte sie ihn mit einem vernichtenden Blick. »Du verfügst über ausgesprochen abscheuliche Fähigkeiten«, zischte sie durch zusammengebissene Zähne.
    »Vielleicht abscheulich, aber mit Sicherheit nützlich«, entgegnete er mit einem engelgleichen Lächeln. »Sitzt du nicht lieber an einem Kamin im Trocknen, als weiter durch den strömenden Regen zu laufen?«

    »Das hängt ganz von den Bedingungen ab«, murmelte sie und trat über die Schwelle.
    Die geschlossenen Fensterläden ließen genügend Helligkeit ein, um feststellen zu können, daß die Küche leer war. An der gegenüberliegenden Wand hingen düster schimmernde Pfannen, in der Mitte des Raums standen saubergeschrubbte Arbeitstische, aber von den Benutzern keine Spur.
    Offensichtlich trafen Robins Informationen zu.
    Trotzdem war Maxie unbehaglich, als sie ihren Rucksack auf den gekachelten Boden stellte und sich den nassen Rock auszog.
    Robin öffnete die Tür zu einem Vorratsraum und sagte: »Ich werde ein Feuer entzünden. Bei diesem Gewitter fällt ein bißchen Rauch aus dem Schornstein niemandem auf.«
    Offenbar war er nicht zum ersten Mal hier. Hatte er eine gutmütige Köchin um etwas Eßbares angeschnorrt? Oder war er in seinen besseren Jugendtagen hier Gast gewesen?
    Was auch immer die Gründe für seine Ortskenntnis sein mochten: Innerhalb weniger Minuten hatte er eine Lampe angezündet, ein Kohlenfeuer in Gang gebracht und einen Wasserkessel aufgesetzt. Zutiefst dankbar stellte sich Maxie vor den Herd und nahm seine Wärme in sich auf.
    Robin verschwand erneut und kehrte dann mit einem Schal zurück, den er ihr um die Schultern legte. »Ich habe einen Garderobenraum entdeckt, in dem jede Menge alter Kleidungsstücke hängen.
    Wollen wir uns unsere Zimmer aussuchen, während sich das Badewasser erwärmt?«
    Maxie sah sich in der Küche um. »Offengesagt würde ich lieber hier bleiben. Es gehört sich nicht, in eine fremde Privatsphäre einzudringen, selbst wenn das Haus zur Zeit unbewohnt ist.«
    »Es ist seit vielen Jahren unbewohnt – nicht nur zur Zeit.« Er griff zu einem Kerzenleuchter und winkte ihr lächelnd zu. »Komm. Wir richten schon keinen Schaden an.«
    Sie folgte ihm aus der Küche und wußte, wenn er so lächelte, würde sie ihm auch in die Hölle folgen.
    Das flackernde Kerzenlicht zeigte Maxie, daß die Einrichtung geschmackvoll und anheimelnd war.
    Darüber hinaus fehlte ihr der Hang zur Größe, der ihr in Chanleigh so unangenehm aufgefallen war.
    Obwohl die meisten Möbelstücke mit Tüchern abdeckt waren, verrieten ihre Formen zeitlose Eleganz. Hohe Fenster warteten darauf, daß die Läden aufgestoßen wurden und dicke Orientteppiche dämpften ihre Schritte.
    Im Musikzimmer öffnete sie den Deckel des Cembalo und schlug einen Akkord an. Klar und hell schwebten die Töne durch den Raum. »Ich finde es sehr bedauerlich, daß niemand hier ist, um das alles zu würdigen.«
    »Ein Herrenhaus ist für Jahrhunderte gebaut. Ein oder zwei Jahrzehnte der Leere sind kein allzu großes Vergehen. Ruxton war früher ein Heim und wird es wieder sein.«
    Maxie hoffte, daß er recht hatte. Sie gingen ins obere Stockwerk hinauf. Auf dem Treppenabsatz gab es ein rundes Fenster ohne Läden. Maxie blieb stehen und blickte bewundernd auf die hügelige Landschaft hinaus. Die Umgebung war nicht so dramatisch wie die wilden Moore von Durhamshire, sondern lieblich und sanft.
    Sie verzog die Lippen. Wie konnten die Besitzer hier nicht wohnen wollen? Hatten sie keine weniger begüterten

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