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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Porzellanschale. »Irgendwann in deiner undurchsichtigen Vergangenheit mußt du ein Butler gewesen sein.« Sie deutete auf den stilvoll gedeckten Tisch. »Das hast du ganz hervorragend gemacht.«
    »Damit hast du sogar recht. Irgendwann einmal war ich Butler, ebenso wie Lakai und gelegentlich auch Stallbursche.«
    Maxie reagierte verlegen. So ernst hatte sie ihre Vermutung gar nicht gemeint. »Ist das wahr oder machst du dich wieder einmal über mich lustig?«
    »Die reine Wahrheit.« Er grinste. »Ist es denn so schwer vorstellbar, daß ich ordentlich arbeite?«
    »Zumindest nicht leicht.« Sie stützte einen Ellbogen auf den Tisch, legte ihr Kinn in die Handfläche und musterte ihr Gegenüber. Im Grunde war ihre Überraschung unsinnig. Selbst herumziehende Gentlemen mit tiefer Abneigung gegen geregelte Tätigkeiten mußten dann und wann arbeiten, um sich die Mägen zu füllen.
    »Ich bin überzeugt davon, daß du deine Aufgaben blendend erledigt hast. Du besitzt die Fähigkeit eines Chamäleons, dich jeder Umgebung anzupassen.« Sie versuchte die Eindrücke zu definieren, die sie auf ihrer gemeinsamen Reise gesammelt hatte. »Und doch wirkst du bei aller Leutseligkeit stets irgendwie über den Dingen stehend. Du paßt dich der Situation an, gehörst aber nicht zu ihr.«

    Seine Finger umfaßten noch immer sein Weinglas.
    »Das, Maxie, ist eine allzu einsichtige Bemerkung.« Bevor sie das Thema weiter vertiefen konnte, fuhr er fort: »Wir werden bald in London sein. Wo willst du mit deinen Nachforschungen im Hinblick auf den Tod deines Vaters beginnen?«
    »In dem Gasthaus, in dem er gestorben ist.
    Bestimmt gibt es da jemanden, der mir etwas erzählen kann. Ich habe auch die Namen einiger alter Freunde, die er aufsuchen wollte.«
    »Und wenn du alles erfahren und das Nötige in die Wege geleitet hast? Was dann?« Der Blick aus den blauen Augen war sehr intensiv.
    Sie schüttelte den Kopf, spielte mit der Zuckerzange und versuchte erfolglos, die verschlungene Gravur zu entziffern. »Dann werde ich vermutlich nach Amerika zurückkehren und versuchen, eine Anstellung in einem Buchgeschäft zu finden. Aber eigentlich habe ich darüber noch nicht nachgedacht. Die Zukunft erscheint mir fast unendlich fern.«
    Sie ließ einen Zuckerwürfel in ihre Tasse fallen.
    »Nein, das stimmt nicht ganz. Üblicherweise habe ich zumindest vage Vorstellungen davon, was die Zukunft für mich bereit hält. Damit meine ich natürlich keine weissagerischen Fähigkeiten. Aber als ich mit meinem Vater unterwegs war, wußte ich beispielsweise immer, ob wir unser Ziel erreichen würden oder nicht. Und als wir nach England aufbrachen, war ich mir sicher, daß wir wohlbehalten ankommen würden. Und als ich das Haus meines Onkels verließ, zweifelte ich nicht daran, London auch zu erreichen.«

    »Hast du auch vorhergeahnt, daß wir unterwegs so viele Abenteuer erleben würden?« erkundigte er sich höchst interessiert.
    »Nein, nie hätte ich mir vorgestellt, jemandem wie dir zu begegnen.« Sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln. »Aber jetzt, wenn ich mich auf die Zukunft konzentriere, kann ich mir vorstellen, was geschehen wird. Das ist so wie in jenem Sommer, als wir durch Albany reisen wollten. Es gab absolut keinen Grund dafür, aber ich sah uns einfach nicht dort. Und dann erkrankte mein Vater. Wir verbrachten etliche Wochen in einem Dorf in Vermont und kamen in diesem Jahr nicht mehr nach Albany. Und so ähnlich ist es jetzt auch.«
    Er hob die Brauen. »Was für ein Gefühl hast du?«
    »Eine Art von Leere. Vielleicht nimmt meine Zukunft eine Wendung, die ich mir nicht vorstellen kann, weil sie sich allzusehr von meiner Vergangenheit unterscheidet«, sagte sie langsam.
    »Ich habe stets gewußt, daß ich nicht mein ganzes Leben lang mit Büchern hausieren werde, auch wenn mir nicht klar war, was an die Stelle dieser Tätigkeit treten würde. Aber als mir mein Vater sagte, wir würden nach England segeln, wußte ich, daß unser Umherziehen beendet war.«
    »Ich bin in meinem Leben unterschiedlichen Formen von Intuition begegnet und habe mir angewöhnt, sie nicht leichtfertig abzutun«, erklärte Robin. »Glaubst du nicht, genauere Vorstellungen über die Ereignisse in London bekommen zu können, wenn du dich bemühst?
    Falls da Gefahren lauern, wäre es ganz gut, auf sie vorbereitet zu sein.«

    »Ich weiß nicht, ob das möglich ist, aber ich kann es zumindest versuchen«, erwiderte sie skeptisch.
    Sie lehnte sich in ihrem Sessel

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