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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Antwort, und die schickte Lavaströme durch seine Adern.
    Er hatte sie für ziemlich kräftig gehalten, auf eine attraktiv weibliche Art korpulent. Aber unter Korpulenz verstand man gemeinhin eine Stämmigkeit von Kopf bis Fuß.
    Desdemona war nur an bestimmten Stellen
    »korpulent«. Ihr durchtränktes Musselinkleid klebte an ihr wie ein nasser Unterrock und enthüllte eine geradezu spektakuläre Figur. Ihre Beine waren extrem lang und wohlgeformt, die Zierlichkeit ihrer Taille betonte ihre unübersehbaren Kurven auf eine geradezu dramatische Weise. Insbesondere verfügte sie über ein Paar ganz erstaunlicher…
    Hastig bemühte sich Giles um eine gelassene Miene. Ein Gentleman würde vielleicht sagen, daß sie einen wundervollen Hals hatte, da alles andere in einer gepflegten Unterhaltung unaussprechlich war. Lady ROSS hatte in der Tat einen wundervollen Hals… und der Rest von ihr war auch nicht zu verachten.
    Ihre Miene vereiste. »Sie starren mich an«, beschwerte sie sich spitz.
    Das konnte er nicht leugnen. Er hob seinen versonnenen Blick und erklärte mit bedauerlicher Offenheit: »Lady Collingwood hatte recht.«
    Ihr Gesicht wurde so rot wie ihr Haar.
    »Das war keine Beleidigung«, versicherte er hastig. »Sie sind eine faszinierend attraktive Frau.
    Das könnte kein Mann übersehen.«
    »Sie sind also der Meinung meiner Schwägerin, daß ich aussehe wie ein lockeres Frauenzimmer«, fauchte sie. »Sie haben beide recht, denn zu viele Männer haben sich mir gegenüber so benommen, als wäre ich eins.« Sie griff nach ihrem feuchten Umhang.

    Ihre bitteren Worte erklärten dem Marquis, warum ihr männliche Aufmerksamkeit so unbehaglich war. Schnell streifte er sich seinen Rock von den Schultern. »Ziehen Sie den an. Im Gegensatz zu Ihrem Umhang ist er trocken.«
    Als sie zögerte, fügte er in seinem sanftesten Ton hinzu. »Ich entschuldige mich für meine Worte.
    Sie waren keineswegs despektierlich gemeint. Ich war nur so überrascht. Es ist Ihnen hervorragend gelungen, Ihre Schönheit zu verbergen.«
    Sehr vorsichtig nahm sie den Rock entgegen –
    ganz so, als rechne sie mit einem Überfall. Sie legte ihn sich um die Schultern und zog sich wieder zurück. Zu Giles’ Bedauern verwandelte seine Jacke sie wieder in ein Bild züchtiger Anständigkeit.
    Der Tee wurde gebracht, also goß er ihr eine Tasse ein und reichte ihr dann den Teller mit dem Gebäck. Zunächst saß sie auf der Kante ihres Sessels wie auf dem Sprung, aber in dem Maße, in dem der Tee sie aufwärmte und Giles seine Distanz wahrte, begann sie sich zu entspannen.
    »Vermutlich verlief Ihre Einführung in die Gesellschaft nicht gerade komplikationsfrei«, bemerkte er in der Erkenntnis, daß es höchste Zeit war, der Schreckhaftigkeit der Lady auf den Grund zu gehen. »Normalerweise weckt Unschuld Beschützerinstinkte, aber Sie verfügen über eine Schönheit, die Männer dazu bringt, sich zu vergessen – besonders junge Männer, die mehr Leidenschaft als Geduld aufbringen.«
    Desdemona blickte auf ihren Teller und zerkrümelte einen Keks. »Als mich ein junger Mann zum ersten Mal von meiner Anstandsdame fortlockte, empfand ich große Gewissensbisse und fragte mich, wodurch ich ihn ermutigt hatte.
    Schließlich begriff ich, daß die Schuld nicht in meinem Verhalten lag.« Sie verzog die Lippen.
    »Um mich verteidigen zu können, steckte ich mir eine lange Nadel in die Haare.«
    »Langsam verstehe ich, warum Sie eine so geringe Meinung von der männlichen Hälfte der Menschheit haben«, sagte er nachdenklich. »Und Ihre erste Saison, damals… Das war nur der Anfang, oder?«
    »Warum, wollen Sie das wissen,
    Wolverhampton?« Sie hob den Kopf und blitzte ihn herausfordernd an. »Auch wenn Sie unehrenhafte Absichten in einer ungewöhnlich freundlichen Weise deutlich machen, kann ich nicht erkennen, daß meine Vergangenheit Sie irgend etwas angeht.«
    Er holte tief Atem. »Da meine Absichten nicht unehrenhaft sind«, – offensichtlich hatte er seine Schwierigkeiten mit den Formulierungen – »…
    müssen sie wohl ehrenhaft sein.«
    Ihre Augen wurden ganz groß, und sie setzte die Teetasse mit einem deutlichen Klirren ab. Sie sahen einander an und erlebten einen jener Momente, in denen sich alles für immer verändert. Wie es auch ausging – ein Zurück gab es nicht mehr.
    Als sie die Lippen öffnete, schienen ihre Worte belanglos zu sein, aber er wußte, daß sie es nicht waren. »Ich bin Ihrer Frau einmal begegnet. Sie war fein und

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