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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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wandte den Blick ab – erneut scheu, aber auch zufrieden, von seinem Arm umfangen zu werden. »Sind wir also wieder bei der Tatsache, daß ich aussehe wie eine Dirne?«
    »Eigentlich nicht. Solche Frauen habe ich nie besonders interessant gefunden – zumindest nicht länger als eine oder zwei Stunden. Im Gegensatz dazu sind Sie unentwegt und in jeder Hinsicht interessant. Ich bewundere den Idealismus Ihrer politischen Tätigkeit ebenso wie das, was Sie für Ihre Nichte tun, ohne diese jemals gesehen zu haben. Mir gefällt Ihre Direktheit.« Er schmunzelte. »Und mir gefällt die Tatsache, daß es mir Ihr Erröten so leicht macht, Ihre Gedanken zu erraten.«
    Die glühende Röte, die ihr Gesicht überzog, bestätigte seine letzten Worte. Desdemona fühlte sich versucht, mit dem Fuß aufzustampfen wie ein kleines Kind.
    Giles beendete seine Aufzählung ihrer Tugenden mit den Worten: »Die Tatsache, daß ich Sie als Persönlichkeit schätze und respektiere ist nur der Grundstein. Über alle Maßen beglückt es mich jedoch, daß Sie aussehen wie eine überaus exklusive Operntänzerin.«
    Die geradezu bestechende Logik, mit der er ihr die Unsicherheit über ihr Äußeres nehmen wollte, brachte sie zum Lachen. Erstmals in ihrem Leben kam ihr die Bewunderung eines Mannes höchst angenehm und überhaupt nicht bedrohlich vor.
    Aber dann hob sie den Blick und ihr Lachen erstarb. Was sie in seinen Augen sah, nahm ihr den Atem. Da war Verlangen, aber auch Zärtlichkeit und Verständnis. Als er sich zu ihr beugte, versuchte sie erst gar nicht, seinem Kuß zu entgehen.
    Er begann als federleichte Liebkosung und war so ganz anders als die brutalen Überfälle der jungen Männer, die sie als Mädchen in irgendwelche dunklen Ecken gedrängt hatten. Ihr Mann hatte sich nur selten die Mühe gemacht, sie zu küssen, sondern sein Verlangen sehr direkt befriedigt.
    Giles’ Lippen tasteten sehr langsam, sehr sinnlich über ihren Mund und weckten Empfindungen, die Desdemona nie für möglich gehalten hätte.
    Zunächst hielt sie nur ganz still, doch schon bald wollte sie reagieren. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Ihre Körper paßten zueinander, als wären sie füreinander geschaffen.
    Seine Hand glitt unter seinen Rock, den sie sich um die Schultern gelegt hatte. Ganz sanft begann er, über ihren Rücken zu streichen. Seine Hände erhitzten ihren Körper durch den feuchten Musselin ihres Kleides hindurch. Sie ahnte nicht, was ihn seine Zurückhaltung kostete, bis sie die Lippen öffnete und fast scheu seine Zunge berührte. Er stöhnte tief auf und riß sie so heftig an sich, daß Desdemona die ganze Kraft seiner Männlichkeit spürte. Sie erstarrte und verabscheute das Gefühl, überwältigt zu werden.
    Sofort trat er einen Schritt zurück. Schweratmend strich er ihr über die wirren roten Locken.
    »Verzeih, aber es war verhängnisvoll leicht, mich zu vergessen. Ich wollte dich nicht beunruhigen.«
    »Das hast du auch nicht getan. Zumindest nicht sehr.« Auch sie fühlte sich verwirrt und aufgewühlt. »Wie geht es nun mit uns weiter, Wolverhampton?«

    Er lächelte schief, aber eindeutig hoffnungsvoll.
    »Wir könnten uns häufiger treffen, uns besser kennenlernen. Herausfinden, ob wir zueinander passen.«
    »Das würde mir gefallen.« Doch schon als sie das sagte, zuckte sie innerlich schon wieder zurück.
    »Aber das wird gewisse Zeit brauchen. Wie ich schon sagte, habe ich meine Unabhängigkeit sehr genossen.«
    »Auch deine Einsamkeit?« fragte er leise. Sie blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. »Aber laß uns ganz offen zueinander sein. Falls ich zu der Erkenntnis kommen sollte, daß ich nicht wieder heiraten kann, werde ich dir das sagen.
    Und wenn du mich für eine unmögliche Partnerin hältst, mußt du es mir auch mitteilen. Ich möchte nicht, daß du dich zur Eheschließung mit mir verpflichtet fühlst, nur weil du glaubst Erwartungen in mir geweckt zu haben. Es heißt, daß Wellington aus diesem Grund geheiratet hat, und du weißt selbst, was daraus geworden ist.«
    »Einverstanden. Diese sachliche Vernunft ist es unter anderem, was mir an dir so gefällt. Aber um die Dinge zwischen uns ein bißchen zu beschleunigen, solltest du dich vielleicht dazu überwinden, mich Giles zu nennen.« Er verzog die Lippen. »Dianthe hat mich stets bei meinem Titel genannt…«
    »Wie unsinnig. Also gut, Giles.« Sie musterte ihn nachdenklich. »Glaubst du, du könntest mich Desdemona nennen, ohne

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