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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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eine gewisse Unabhängigkeit. Ich stellte fest, daß mir die Witwenschaft wesentlich besser bekam als die Ehe.«
    Giles seufzte. »Dieses modische Werben innerhalb kürzester Zeit ist mehr als bedenklich. Es kann kaum überraschen, daß Sie und ich mit Partnern endeten, die ganz anders waren als wir annahmen.«
    »Stimmt, obwohl ich mir meinen Mann nicht ausgewählt habe.«
    »Die Verbindung wurde von Ihrer Familie arrangiert?«
    »Nein, mein Bruder hätte mit Sicherheit eine bessere Wahl getroffen. Während meiner ersten Saison in London war Sir Gilbert nur einer von mehreren ernsthaften Verehrern. Mein Vermögen war zwar nicht einmal ansatzweise mit Ihrem zu vergleichen, aber ich verfügte über eine anständige Mitgift, und den Männern gefiel mein Aussehen, auch wenn sie es nicht respektierten.
    Gilbert machte mir heftig den Hof, wußte aber genau, daß mein Bruder nie sein Einverständnis zu einer Heirat geben würde. Also lud er eines Tages zu einer Kutschfahrt durch den Park ein.
    Erst am nächsten Tag brachte er mich zurück.«
    Der Marquis runzelte die Stirn. »Hat er…?« Erneut blickte Desdemona ins Feuer. »Nein. Erbrachte mich in ein unbewohntes Landhaus, schwor mir seine unsterbliche Liebe und erklärte, ohne mich nicht leben zu können. Ich war natürlich außer mir, aber auch sehr geschmeichelt. Er sah sehr gut aus und ich war jung genug, um das Ganze für ungemein romantisch zu halten.«
    »Verstehe«, sagte Wolverhampton grimmig. »Er hat Sie zwar nicht angerührt, aber allein durch die Tatsache, daß Sie eine Nacht in seiner Gesellschaft verbrachten, waren Sie gründlich kompromittiert.«
    »Genau. Jedermann stimmte darin überein, daß mir keine andere Wahl blieb, als ihn zu heiraten.«
    Ihre vollen Lippen wurden ganz schmal. »Ich war zu jung, um zu begreifen, daß es immer einen Ausweg gibt. Also ergab ich mich in mein Schicksal.«
    »Und deshalb sind Sie jetzt so entschlossen, Ihrer Nichte die Wahl zu lassen – ganz gleich, was auch geschehen sein mag?«
    »So ist es. Ich werde niemandem – niemandem!
    – gestatten, sie zu einer elenden Heirat zu zwingen.« Desdemona ergriff den Feuerhaken und stocherte in der Glut. »Ich hätte mich damals wehren sollen, aber wie ich schon sagte, hat es mich sehr beeindruckt, daß sich ein Mann meinetwegen zu verzweifelten Handlungen hinreißen ließ. Er war mir nicht unsympathisch, ich fand ihn sehr amüsant und hielt die Tatsache, daß er nicht über mich herfiel, für ein Zeichen seiner aufrichtigen Zuneigung. Bedauerlicherweise empfand er mir gegenüber nicht mehr Liebe als Ihre Dianthe für Sie.«
    »War er nur an Ihrer Mitgift interessiert?«
    »Das war sein Hauptmotiv. Aber abgesehen vom Geld…« Sie schluckte und wußte nicht, wie sie fortfahren sollte. Der Marquis legte den Arm um sie, und sie entspannte sich ein wenig.
    »Als er betrunken war, erzählte mir Gilbert einmal, daß er sich eine Liste der Mädchen aufgestellt hatte, die zwar über Vermögen verfügten, aber nicht aus so hohen Adelskreisen stammten, daß sie für ihn unerreichbar waren.
    Nachdem er uns alle kennengelernt hatte, entschied er sich für mich – wegen meiner…
    Brüste.« Sie schien selbst erstaunt zu sein, daß sie dieses Wort über die Lippen gebracht hatte.
    Wortlos zog er sie näher an sich heran. Sie spürte, daß er verstand, wie demütigend das für sie gewesen sein mußte.
    »Im Grunde geht es in der Ehe um das Geschäft Sex gegen Geld«, sagte er versonnen. »Der Mann beschützt und versorgt die Frau im Tausch gegen sexuelle Verfügbarkeit. Das ist für beide nicht gerade schmeichelhaft. Diese Erkenntnis ist mir nicht leicht gefallen.« Der Druck seines Arms verstärkte sich. »Sie hatten das Unglück, aus finanziellen und sexuellen Gründen zur Ehe gezwungen worden zu sein. Das ist besonders verächtlich.«
    »Herr im Himmel, welche Toren die Menschen doch sind!« lachte sie bitter auf. »Also laufen alle romantischen Faseleien nur auf eines hinaus: Der Mann sucht sich die Frau, die ihn am meisten erregt, und die Frau entscheidet sich für den Mann, der sie am besten versorgen kann?«
    »Das mag so aussehen, ist aber lediglich ein Anfang. Menschen sind komplizierte Wesen, und eine gute Ehe sollte vielerlei Wünsche und Bedürfnisse befriedigen.« Heiterkeit blitzte in seinen schiefergrauen Augen auf. »Über Zuneigung, Kameradschaft und Vertrauen hinaus ist es beispielsweise nicht grundsätzlich falsch, den Partner körperlich anziehend zu finden.«
    Sie

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