Der Splitter Im Auge Gottes
leise, aber in der nächtlichen Stille verstanden ihn alle sehr gut. »Wir wollen also diesen König Peter suchen, der uns hilft oder auch nicht, eine Nachricht zur Lenin zu senden. Das genügt mir nicht. Wir müssen dem Kapitän berichten, was wir wissen.«
»Und wie willst du das machen?« fragte Whitbreads Split. »Ich hab' dir schon gesagt, wir helfen dir nicht, und ohne uns kannst du es nicht. Ich hoffe, du hast nicht irgendeinen Blödsinn vor, wie uns mit Erschießen zu bedrohen? Wenn ich davor Angst hätte, glaubst du, ich wäre dann hier?«
»Aber... »
»Horst, es müsste auch deinem Kommissschädel irgendwann endlich mal eingehen, daß das einzige, was die Lenin vor der Vernichtung bewahrt, die Übereinkunft von meinem Meister und König Peter ist, sie nicht zu zerstören! Mein Meister will, daß die Lenin mit Dr. Horvath und Mr. Bury heimkehrt. Vor allem diese beiden werden sich sehr überzeugend für uns einsetzen, wenn wir euch richtig analysiert haben. Sie werden für freien Handel und friedliche Beziehungen mit uns plädieren ...«
»Mmja«, meinte Potter nachdenklich. »Und ohne unsere Nachrichtgab's keinerlei Opposition... warum verständigt dieser König Peter die Lenin nicht selber?«
Charlie und Whitbreads Split zwitscherten miteinander. Charlie antwortete: »Weil er nicht sicher ist, ob das Imperium nicht alle seine Macht dahinter setzen wird, die Split-Welten zu zerstören, sobald man die Wahrheit über uns weiß. Und solange er nicht sicher ist...«
»Wie um Himmels willen kann er aus einem Gespräch mit uns etwas derartiges entscheiden?« wollte Staley wissen. »Ich bin mir ja selber nicht sicher. Wenn mich Seine Majestät in diesem Augenblick fragte, wozu ich raten würde — Herrgott, wir sind doch nur ein paar Kadetten von einem kleinen Raumkreuzer. Wir können nicht für das Imperium sprechen.«
»Wären wir dazu imstande?« fragte Whitbread. »Ich beginne daran zu zweifeln, daß das Imperium euch vernichten könnte ...«
»Verdammt, Whitbread«, protestierte Staley.
»Ich meine das ernst. Bis die Lenin heimgekehrt ist und nach Sparta berichtet hat, werden sie das Feld haben. Oder?«
Beide Splits zuckten die Achseln. Trotz der physischen Unterschiede erinnerte die Bewegung bei beiden sehr an Whitbread. »Die Techniker werden sich damit befassen, jetzt, da sie wissen, daß es so was gibt«, sagte Whitbreads Split. »Selbst ohne das Feld haben wir etliche Erfahrung im Weltraumkrieg. Jetzt kommt schon weiter. Herrgott, ihr wisst ja gar nicht, wie knapp wir schon jetzt vor dem Krieg stehen! Wenn mein Meister glaubt, ihr habt die Lenin informiert, wird er einen Angriff auf das Schiff anordnen. Wenn König Peter nicht überzeugt ist, daß es eine Möglichkeit gibt, euch von uns fernzuhalten, könnte er es befehlen.«
»Und wenn wir uns nicht beeilen, ist der Admiral mit der Lenin bereits nach Neukaledonien zurückgekehrt«, ergänzte Potter. »Mr. Staley, wir haben keine andere Wahl. Wir müssen Charlies Meister erreichen, bevor die anderen Meister uns erwischen.
Ganz einfach.«
»Jonathon?« fragte Staley. »Sie fragen Ihre Untergebenen um Rat, Sir?« Whitbreads Split tat sehr erstaunt. Jonathon Whitbread warf ihm einen zornigen Blick zu, dann musste er doch grinsen. »Ja, Sir. Ich finde, Gavin hat recht. Was können wir sonst tun?
Wir können nicht eine ganze Welt bekämpfen, und wir werden aus eigenen Mitteln auch keine sichere Nachrichtenverbindung zusammenbasteln können.«
Staley ließ seine Waffe sinken. »Gut. Also weiter.« Er musterte seinen kleinen Trupp.
»Als Vertreter der Menschheit machen wir nicht viel her, fürchte ich.«
Und sie marschierten weiter über die dunklen Felder auf die hell erleuchtete Stadt zu.
37. Geschichtsstunde
Die (Vogelpfiff-) Stadt war von einer drei Meter hohen Mauer umgeben. Ob sie aus Stein war oder aus einem harten Kunststoff, war in dem düster-rötlichen Licht von Murchesons Auge nicht zu erkennen. Jenseits der Mauer konnten sie große, längliche Gebäude sehen. Noch hoch über ihren Köpfen leuchteten erhellte Fensterreihen.
»Die Tore werden bewacht sein«, sagte Whitbreads Split.
»Ist mir auch klar«, knurrte Staley. »Wohnt der Bewahrer hier?«
»Ja. Beim Untergrundbahnhof. Bewahrer dürfen kein eigenes Anbauland besitzen. Eine solche wirtschaftliche Unabhängigkeit auszunutzen, wäre vielleicht sogar für einen sterilen, männlichen Meister eine zu große Versuchung.«
»Aber wie wird einer zum Bewahrer?« fragte
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