Der Splitter Im Auge Gottes
das beste ist, kann er es arrangieren. Ihr werdet aber keine Gelegenheit erhalten, eine Nachricht zu diesem Kriegsschiff zu senden ohne unsere Hilfe.«
»Quatsch«, rief Staley. »Jetzt spitz mal dein großes Ohr. Du bist ehrlichmit uns gewesen — glaube ich. Jetzt werd' ich offen mir dir sein. Wenn ich eine Möglichkeit sehe, eine Nachricht zu senden, werde ich das tun.«
»Und danach ... danach geschehe Gottes Wille«, sagte Potter ernst.
Wieder hörten sie eine Weile dem Summen des Verkehrs zu. »Du wirst keine Möglichkeit finden, Horst«, sagte schließlich Whitbreads Stimme. »Es gibt keine Drohung, mit der du Charlie oder mich zwingen könntest, ein Braunes anzuweisen, so ein Gerät zu bauen, wie ihr es braucht. Mit unseren Sendern könntet ihr nicht umgehen, selbst wenn ihr einen fändet — nicht einmal ich kann ohne die Hilfe eines Braunen unbekannte Apparate bedienen. Es könnte auch sein, daß es auf dem ganzen Planeten kein geeignetes Gerät gibt.«
»Ach, hör auf«, sagte Staley. »Ihr müsst doch Raumfunk haben, und das elektromagnetische Spektrum hat nun mal nur eine bestimmte Anzahl brauchbarer Frequenzbereiche.«
»Sicher. Aber bei uns bleibt nichts unbenutzt. Wenn wir etwas brauchen, bauen es die Braunen. Wenn wir es nicht mehr brauchen, bauen sie aus den Teilen etwas anderes.
Und ihr braucht etwas, womit ihr die Lenin erreichen könnt, ohne daß jemand davon erfährt.«
»Das würde ich riskieren. Wenn wir eine Warnung an den Admiral senden können, wird er sein Schiff sofort heimbringen.« Horst war fest dazu entschlossen. Die Lenin war vielleicht nur ein Schiff, aber Schlachtschiffe der Präsidentenklasse hatten schon ganze Flotten vernichtet. Gegen Splits ohne Feld würde sie unüberwindlich sein. Er fragte sich, wie er je etwas anderes geglaubt haben konnte. In dem Museum hätte es elektronische Bauteile gegeben, und sie hätten sich eine Art Sender zusammenbasteln können. Jetzt war es zu spät; warum hatte er nur auf das Split gehört.
Sie waren noch etwa eine Stunde unterwegs. Die Kadetten lagen unbequem eingezwängt zwischen harten Kisten im Dunkeln. Staley spürte, wie ihm etwas die Kehle verengte und traute sich nichts mehr zusagen. Vielleicht würde man den Kloß in seinem Hals heraushören, die anderen würden merken, daß er Angst hatte, und das durfte nicht sein. Er wünschte, irgend etwas möge geschehen, ein Kampf, irgend etwas ...
Sie hielten mehrmals und fuhren wieder an. Schließlich bog der Lastwagen um eine Kurve und kam mit einem Ruck zum Stehen. Sie warteten atemlos. Die Tür wurde aufgeschoben, und Charlie stand im Scheinwerferlicht vor ihnen.
»Rührt euch nicht«, sagte sie. Hinter ihr standen Krieger, die Waffen im Anschlag.
Mindestens vier.
Horst Staley knurrte erbittert: »Verraten!« Er griff nach seiner Pistole, konnte sie aber wegen seiner beengten Lage nicht ziehen.
»Nicht, Horst!« rief Whitbreads Split. Es zwitscherte und pfiff. Charlie antwortete mit ein paar Summ- und Klicktönen. »Unternehmt jetzt gar nichts«, warnte Whitbreads Split.
»Charlie hat ein Flugzeug requiriert. Die Krieger gehören seinem Besitzer. Sie werden uns nichts tun, wen wir von hier direkt zum Flugzeug gehen.«
»Aber weshalb sind sie hier?« wollte Staley wissen. Er umklammerte immer noch seine Waffe. Die Chancen standen allerdings ganz gegen ihn — die Krieger waren wachsam und kampfbereit, und sie wirkten äußerst gefährlich.
»Hab ich euch doch gesagt«, antwortete Whitbreads Split. »Es sind Leibwächter. Alle Meister haben welche. Beinahe alle jedenfalls. Steigt jetzt aus, langsam, und lasst die Hände von den Waffen. Gebt ihnen keinen Anlass, zu denken, ihr könntet einen Angriff auf ihren Meister versuchen wollen. Wenn sie das glauben, sind wir alle tot.«
Staley schätzte die Lage ab. Nicht gerade gut. Wenn er nur Kelley und einen zweiten Infanteristen bei sich gehabt hätte statt Whitbread und Potter — »In Ordnung«, sagte er.
»Tut, was sie sagt.« Langsam rutschte er aus dem Wagen.
Sie befanden sich in der Gepäckabfertigungsregion des Flughafens. Die Krieger umstanden sie im lockeren Halbkreis, leicht vorgebeugt auf den Ballen ihrer breiten, hornigen Füße. Die Haltung wirkte, fand Staley, irgendwie wie eine Karate-Position. Er gewahrte eine flüchtige Bewegung in der Nähe der Wand. Zumindest zwei weitere Krieger waren dort versteckt. Gut, daß er es nicht auf einen Kampf hatte ankommen lassen.
Die Krieger ließen sie nicht aus den Augen.
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