Der Splitter Im Auge Gottes
unter dem schwarzen Rand des Kohlensacks andere Sterne aufgingen.
»Wenn sie uns abschießen wollen, wäre es hier am günstigsten«, sagte Staley. »Wo die Trümmer nichts treffen. Weißt du wirklich, wohin wir fliegen?«
Whitbreads Split zuckte die Achseln. »In König Peters Machtbereich. Wenn wir es schaffen.« Das Split warf einen Blick nach hinten auf Potter. Der Kadett hatte sich in seinem Sitz zusammengerollt und schnarchte mit leicht offenem Mund. Die Beleuchtung in der Kabine war gedämpft, alles war ruhig und friedlich — die einzige Dissonanz war der Raketenwerfer, den Staley im Schoß hielt. »Du solltest auch etwas schlafen.«
»Ja, vielleicht.« Horst lehnte sich in dem Sitz zurück und schloss die Augen. Seine Finger umklammerten die Waffe so fest wie zuvor. »Er schläft sogar in Habtacht-Haltung«, sagte Whitbread. »Oder versucht's wenigstens. Ich glaube, Horst hat genauso viel Angst wie wir.«
»Ich frag' mich die ganze Zeit, ob das alles überhaupt noch einen Sinn hat«, murmelte das Split. »Wir stehen sowieso verdammt knapp vor einem Zusammenbruch. Ihr habt auch in diesem Zoo einiges übersehen, weißt du. Zum Beispiel das Fleischtier. Eine Split-Abart, fast ohne Arme, unfähig, sich gegen uns zu verteidigen, aber mit einem beträchtlichen Überlebensvermögen. Auch eins unserer Verwandten, in einem schändlichen Zeitalter als Fleischlieferant! gezüchtet, vor langer Zeit...«
»Mein Gott.« Whitbread holte tief Atem. »Aber ihr würdet so etwas heute nicht tun.«
»Oh nein.«
»Warum hast du dann davon gesprochen?«
»Weil es einen seltsamen statistischen Zusammenhang gibt, den du vielleicht interessant findest. Es gibt keinen Zoo auf dieser Welt, der nicht eine Zucht von Fleischtieren hätte. Und die Herden nehmen jetzt rascher zu ...«
»Herrgott! Müsst ihr denn immer an den nächsten Zusammenbruch denken?«
»Ja.«
Murchesons Auge war seit langem untergegangen. Jetzt färbte sich der Osten blutrot und kündete einen Sonnenaufgang an, der Whitbread noch immer faszinierte. Rote Sonnenaufgänge sind auf bewohnbaren Welten ziemlich selten.
Sie überflogen jetzt eine Kette von Inseln. Voraus im Westen wo noch Dunkelheit herrschte, glommen Millionen Lichter. Wieder begann eine Stadt, riesig wie tausend Spartas nebeneinander, ein funkelnder Lichterteppich, Tausende von Quadratkilometern, durchzogen von dunklen Streifen bebauten Landes. Auf einer Menschenwelt wären das Parks gewesen. Hier waren es verbotene Zonen, von tödlichen Dämonen bewacht.
Whitbread gähnte und schaute das fremde Wesen neben sich an. »Ich glaub', ich hab' dich irgendwann gestern abend Bruder genannt.«
»Ich weiß. Du hast vielleicht Schwester gemeint. Das Geschlecht ist für uns sehr wichtig. Es entscheidet über Leben und Tod.«
»Ich glaube nicht, daß ich das gemeint hab'. Ich habe Freund gemeint«, sagte Whitbread verlegen.
»Fjunch (klick) bezeichnet eine engere Beziehung. Aber ich bin glücklich, dein Freund zu sein«, sagte das Split. »Ich würde die Erfahrung, dich kennengelernt zu haben, nicht missen wollen.«
Das Schweigen wurde Whitbread ungemütlich. »Ich werde wohl lieber die anderen aufwecken«, sagte er leise.
Das Flugzeug legte sich scharf auf die Seite und bog nach Norden ab. Whitbreads Split schaute zu der Stadt hinunter, schaute auf die andere Seite, um sich über den Sonnenstand zu vergewissern, und dann wieder nach unten. Schließlich stand es auf, ging nach vorne in die Pilotenkanzel und begann aufgeregt zu zwitschern. Charlie antwortete, und eine offensichtlich heftige Diskussion brach los.
»Horst«, sagte Whitbread. »Mr. Staley. Aufwachen.«
Horst Staley hatte sich mit Mühe zum Schlafen gezwungen. Er umklammerte immer noch den Raketenwerfer auf seinen Knien. »Ja?«
»Ich weiß nicht, was los ist. Wir haben den Kurs geändert, und jetzt — hör doch«, sagte Whitbread. Die Splits schnatterten immer noch aufeinander los. Ihre Stimmen wurden lauter und schriller.
38. Vollstreckung
Whitbreads Split kehrte zu seinem Sitz zurück. »Es ist losgegangen«, sagte es. Jetzt sprach es nicht mehr mit Whitbreads Stimme. Seine Stimme war auf einmal sehr fremd.
»Krieg.«
»Zwischen wem?« wollte Staley wissen.
»Zwischen meinem Meister und König Peter. Noch ist kein anderer beteiligt, aber das wird kommen.«
»Krieg wegen uns?« fragte Whitbread ungläubig. Er hätte weinen mögen. Die Verwandlung seines Fjunch(klick)s war etwas, das ihn schmerzte, als hätte er einen Freund
Weitere Kostenlose Bücher