Der Splitter Im Auge Gottes
des Raumes leuchtete auf und zeigte eine acht Monate jüngere Sally Fowler, die sich mit einem braun-weißen Fremden unterhielt. Die Stimmen glichen sich erstaunlich.
Split: Ihr heiratet also, um Kinder auf zuziehen. Wer zieht Kinder auf, die außerhalb einer Ehe geboren werden?
Sally: Dafür gibt es wohltätige Institutionen.
Split: Ich nehme an, daß du nie ... Sally: Nein, natürlich nicht.
Die wirkliche Sally wurde ein bisschen rot, doch ihre Miene blieb grimmig entschlossen.
Split: Wie machst du das? Ich meine nicht, warum, sondern wie?
Sally: Nun — du weißt, daß Männer und Frauen Geschlechtsverkehr haben müssen, damit ein Kind entstehen kann, so wie ihr auch — ich hab' euch ziemlich genau untersucht...
»Vielleicht nicht genau genug«, kommentierte Hardy.
»Anscheinend nicht«, sagte Sally. »Pscht.«
Split: Pillen? Wie wirken die? Hormone, ja?
Sally: Richtig.
Split: Aber eine anständige Frau nimmt sie nicht?
Sally: Ja.
Split: Wann wirst du heiraten?
Sally: Wenn ich den richtigen Mann finde ... Vielleicht habe ich ihn schon gefunden.
Irgend jemand kicherte. Sally schaute sich um und stellte fest, daß Rod geradezu penetrant unbeteiligt dreinsah, daß Hardy sanft lächelte, und daß Renner lachte. Sie warf dem Navigator einen mörderischen Blick zu, aber er weigerte sich leider, zu einem Häufchen Asche zu zerfallen.
Split: Warum heiratest du ihn dann nicht?
Sally: Das ist nicht etwas, in das man sich Hals über Kopf hineinstürzt. >Jung gefreit, bald bereut.< Ich kann heiraten, wann immer ich will. Na ja, innerhalb der nächsten fünf Jahre jedenfalls. Wenn ich bis dahin nicht verheiratet bin, würde man mich als alte Jungfer betrachten.
Split: Was bedeutet das?
Sally: Nun, die Leute würden es sonderbar finden. Was ist, wenn ein Split keine Kinder haben will?
Split: Dann haben wir keinen Geschlechtsverkehr.
Nach ein paar dumpfen Geräuschen erlosch der Bildschirm. »Die buchstäbliche Wahrheit«, überlegte sie. »>Dann haben wir keinen Geschlechtsverkehrs Haben sie wirklich nicht, aber nicht aus freier Entscheidung.«
»Wirklich?« David Hardy schien unschlüssig zu sein. »Diese Aussage ist im Zusammenhang mit der Frage höchst irreführend ... »
»Sie wollte nicht mehr darüber sprechen«, beharrte Sally. »Ganz verständlich. Nur ich habe sie nicht richtig verstanden, das ist alles.«
»Ich habe mein Split nie missverstanden«, sagte Renner. »Manchmal hat es mich nur allzu gut verstanden ...«
»Lassen wir das doch.«
»An diesem Tag flogen wir nach Alpha hinunter. Ihr kanntet euch also schon seit Monaten«, überlegte Renner. »Kaplan, was halten Sie davon?«
»Wenn ich Sie recht verstehe, dasselbe wie Sie.«
»Was versuchen Sie eigentlich anzudeuten, Mister Renner? Ich sagte, lassen wir das.«
Mylady Sandra war erzürnt. Rod wappnete sich für das, was jetzt kommen musste: Eis oder Feuer. Oder beides.
»Ich deute es nicht nur an, Sally«, sagte Renner plötzlich entschlossen. »Ich sage es.
Ihr Split hat Sie belogen. Bewusst und vorsätzlich.«
»Unsinn. Sie war verlegen ...«
Hardy schüttelte leicht den Kopf. Es war eine kaum wahrnehmbare Bewegung, aber sie brachte Sally zum Verstummen. Sie sah den Priester an. »Ich glaube«, sagte David, »daß ich mich nur an eine Gelegenheit erinnern kann, wo ein Split verlegen war. Es war in diesem Museum. Und alle verhielten sich gleich — nicht wie Ihr Fjunch(klick) jetzt eben, Sally. Es tut mir leid, aber Kevin hat sehr wahrscheinlich recht.«
»Aber aus welchem Grund?« beharrte Sally. »Warum sollte mein — beinahe meine Schwester — warum sollte sie mich anlügen wollen? Darüber?«
Niemand sagte etwas. Sally nickte befriedigt. Sie konnte Kaplan Hardy nicht anfauchen; nicht, daß sie so viel Achtung vor seinem Amt gehabthätte — sie hatte Achtung vor ihm.
Renner dagegen war etwas anderes. »Sie werden es mir mitteilen, wenn Sie eine Antwort auf diese Frage finden, Mister Renner!«
»Klar. Sicher.« Renners Gesichtsausdruck erinnerte sonderbar an Buckman- Bury hätte ihn sofort erkannt. Renner hatte kaum gehört, was sie gesagt hatte.
Sie verließen den prunkvoll geschmückten Festsaal, sobald es ihnen möglich war.
Hinter ihnen spielte ein Orchester in Fantasieuniformen alte Walzer, während die Splits einer scheinbar endlosen Reihe von Menschen vorgestellt wurden. Provinzbarone waren da, Parlamentsmitglieder, Handelsherren, Leute mit Beziehungen im Protokollamt und diverse ungeladene Gäste. Jeder
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