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Der Sprung ins Jenseits

Der Sprung ins Jenseits

Titel: Der Sprung ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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anderen Körper übernommen hatte, war mir die Umstellung nicht schwergefallen. Diesmal aber war ich ehrlich überrascht. Hinzu kam die Freude darüber, meinen Freund wiedergefunden zu haben. Es dauerte lange Sekunden, ehe ich sprechen konnte:
    »Du hast es natürlich leichter als ich, denn ich habe mich nicht verändert. Warum bedienst du dich nicht deines Körpers, der in der Klinik von Dr. Frederik ist?«
    »Ich wollte ein Experiment durchführen – und es ist mir gelungen. Ich habe nicht den Körper eines anderen Menschen übernommen. Das hier ist ein neuer Körper – von mir selbst geschaffen, nach meinem eigenen Willen. Aber ich glaube, es ist besser, wir gehen jetzt. Wo wohnst du?«
    »In einer kleinen Pension. Und du?«
    »Ich wohne nirgendwo. Ich bin erst heute nach München gekommen. Kannst du mir bei dir ein Zimmer besorgen?«
    »Das dürfte kein Problem sein.«
    Vor dem Museum fanden wir rasch ein Taxi, das uns zu meiner Pension brachte. Die Wirtin war hocherfreut, noch einen Gast zu bekommen. Unsere Zimmer lagen nebeneinander und hatten eine Verbindungstür. Wir gingen essen, und ich stellte keine Fragen. Erst später, als wir in meinem Zimmer saßen, erkundigte ich mich:
    »Du hast es also wirklich geschafft, dir einen neuen Körper zu bilden? Es ist also möglich? Ich kann es immer noch nicht fassen.«
    Der Mann, der Yü war, lächelte.
    »Du kannst es mir ruhig glauben, Alan. Es war nicht einmal schwierig. Als ich vom Planeten der Fremden in unserer Sonnensystem zurückkehrte, machte ich auf dem Mars Station. Es gibt dort kein Leben in unserem Sinn. Primitive Moose und Flechten, aber auch niedere Lebewesen wie Insekten oder kleinere Echsenarten. Die Atmosphäre ist sehr dünn, und ein Mensch könnte nur wenige Minuten ohne Hilfsmittel überleben.
    Trotzdem versuchte ich es. Aus meiner Vorstellung bildete ich ein Lebewesen, das diesen harten Bedingungen angepaßt war. Die mich umgebende Energie verdichtete sich zu einem feinen Schleier, der sich immer mehr konzentrierte, bis er zur Materie wurde. Was entstand, war ein echsenartiges Wesen, kaum einen halben Meter lang. Es besaß zwar ein Gehirn, aber keinerlei Bewußtsein. Ich schlüpfte hinein – und ich war ein Lebewesen des Mars. Wohlgemerkt – ein intelligentes Lebewesen.«
    Schweigend hatte ich zugehört. So erstaunlich Yüs Erzählung auch war, für mich war es eine Selbstverständlichkeit. Sein Experiment bewies, daß Leben eine Schöpfung des Geistes war.
    »Und dann?« fragte ich nur.
    »Merkwürdig war, daß ich sofort Hunger verspürte. Kaum hatte ich einen Körper, meldeten sich die primitivsten Bedürfnisse wieder. Ich aß von dem Moos, und ich muß gestehen, es schmeckte mir gut. Als ich satt war, wanderte ich ein Stück durch die mit rötlichem Sand bedeckte Wüste. Der Sand war trocken, und das Moos und die Flechten wurden dünner. Es war kalt, aber ich fror nicht. Als es Nacht wurde und ich das Doppelgestirn Erde-Mond entdeckte, verließ ich den Körper und besuchte den Fremden auf Titan. Ich berichtete ihm von meiner geglückten Mission und eilte dann weiter, um Dr. Halström aufzusuchen. Den Rest kennst du.«
    »Nein«, protestierte ich. »Ich kenne nicht alles. Was geschah dann?«
    Yü lächelte.
    »Ach, du meinst, wie ich zu diesem Körper kam? Warum soll ich eine Geschichte zweimal erzählen? Ob ich nun in den Wüsten des Mars eine Echse schaffe, oder hier auf der Erde einen Menschen – wo ist da der Unterschied? Die ganze Sache hatte nur einen einzigen Haken: Ich konnte nicht einfach einen Menschen erschaffen, sein Bewußtsein nehmen und in die Zivilisation hineinspazieren. Der Mensch wäre nackt gewesen, und das hätte sicherlich einiges Aufsehen erregt. Mir blieb also keine andere Wahl, als in ein Bekleidungshaus einzudringen und dort mein Experiment durchzuführen. Du siehst, ich habe einen ganz neuen Anzug an. Es gab leider keine andere Möglichkeit. Geld hatte ich auch nicht. Es war gar nicht so einfach, aus dem Haus wieder herauszukommen.«
    Ich mußte lachen. Mein Freund, ein Kleiderdieb!
    »Was hast du nun vor?« fragte ich ihn.
    »Erwähnte der Fremde dir gegenüber auch die Sonne mit den vier Planeten, auf denen die körperlosen Wesen hausen sollen?«
    Als ich nickte, fuhr er fort:
    »Ich möchte diese Welten am Rand der Galaxis aufsuchen. Kommst du mit?«
    Die Frage kam so überraschend, daß ich nicht direkt antworten konnte. Natürlich reizte es mich, das Universum zu erforschen, besonders jetzt, da es für mich

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