Der Sprung ins Jenseits
sie meinten mich.
Ich begann darüber nachzudenken, ob die Entwicklung auf allen Welten mit intelligenten Bewohnern gleich sein müsse, denn auch die Menschen hatten sich ihre Götter geschaffen, kaum als sie vernünftiger Überlegungen fähig waren. Aber wenn dem so war, mußte es auch noch andere Parallelentwicklungen geben. Und gerade vor diesen fürchtete ich mich. Aber das half mir nicht, denn trotz meiner relativen Macht konnte ich nicht in die Geschehnisse eingreifen. Ich hätte mein Bewußtsein millionenfach zersplittern müssen – und später hätte ich mich selbst nicht mehr wiedergefunden.
Untätig sah ich zu, und ich wußte, was geschehen würde …
Es war um diese Zeit, als ich zu ahnen begann, was wirklich geschehen war. Ich begriff, daß ich in der Vergangenheit gelandet war. Wenn ich in die Gegenwart zurückwollte, mußte ich die Zwischenzeit durchleben. Und wenn es Jahrmilliarden waren. Für mich als Unsterblichen bedeutete das kein Problem. Einmal mußte der Zeitpunkt kommen, in dem die reale Möglichkeit bestand, die Erde und Yü wiederzufinden.
›Meine‹ Geschöpfe entwickelten sich weiter. Sie wurden immer intelligenter und näherten sich jener Entwicklungsstufe, die ich von der Erde her kannte. Sie erfanden ihre Atomwaffen.
Es gab für mich keine Möglichkeit, das zu verhindern, obwohl ich von ihnen als Gott verehrt wurde. Körperlos wachte ich über sie, ohne etwas tun zu können. Manchmal streifte ich in dem System umher, aber alle anderen Planeten waren ohne Leben. Mehr als einmal überlegte ich mir, ob es nicht vielleicht besser sei, die dritte Welt aufzusuchen, die inzwischen eine hervorragende Atmosphäre gebildet hatte. Aber dann entsann ich mich rechtzeitig, daß niemand seinem Schicksal entgehen kann, nicht einmal eine unsterbliche Seele.
Also wachte ich weiter über den fünften Planeten, bis das Unvermeidliche geschah.
Aus meiner Rasse hatten sich zu Beginn mehrere Sippen und Stämme gebildet, dann Nationen – eine Entwicklung, die mir bekannt schien. Es blieb nicht aus, daß es Kriege gab, und dann kam die Entdeckung der Atomenergie. Als schließlich der Krieg ausbrach, gab es künstliche Satelliten und Kolonien auf dem vierten Planeten.
Von Raumstationen aus fielen die Bomben auf die Heimatwelt, und sie vernichteten sie gründlich. Hilflos mußte ich zusehen, wie der fünfte Planet auseinanderbarst und die Trümmerstücke ihre eigenen Umlaufbahnen um die Sonne antraten. Einige dieser gewaltigen Brocken gerieten in den Anziehungsbereich des siebenten Planeten, wurden von ihm als Monde eingefangen und kamen dabei zu nahe an die Oberfläche. Sie zersplitterten und bildeten Staubringe.
Und jetzt endlich wurde mir auch der Rest klar.
Ich war in meinem eigenen Sonnensystem. Der siebente Planet wurde nach Vernichtung des fünften automatisch der sechste, der Saturn. Der dritte Planet, noch unbewohnt, war die Erde.
Der fünfte Planet aber verschwand, und es blieb nichts als der Asteroidengürtel. Meine ›Schöpfung‹ hatte sich selbst vernichtet.
Sollte ich es noch einmal versuchen?
Ich suchte den Mars auf.
Die Kolonisten des untergegangenen Planeten hatten die Katastrophe überlebt. Sie besaßen keine atomaren Waffen, und niemand hatte sie angegriffen. Auf sich selbst angewiesen, versuchten sie, aus der unwirtlichen Welt ein Paradies für sich selbst zu schaffen. Ich hatte hier nichts zu suchen und kehrte endgültig zur Erde zurück. Meiner Schätzung nach befand ich mich nun im Devon, etwa 320 Millionen Jahre vor der Zeitrechnung.
Die Meere waren bereits bevölkert. Es gab Trilobiten, Muscheln und Fische. Auf dem Land war die erste Vegetation entstanden – ehemalige Wasseralgen, die der Sturm auf die Ufer geworfen hatte. Sie waren nicht vertrocknet, sondern hatten ihre feinen Wurzeln in den Sand getrieben. Und sie hatten überlebt, sich weiterentwickelt.
Diesmal wollte ich kein neues Leben erschaffen, sondern mit dem Vorhandenen vorliebnehmen. Lange suchte ich, bis ich ein geeignetes Objekt fand.
Der Fisch hatte plumpe Formen und kurze, steife Flossen. Er tummelte sich mit seinen Gefährten im seichten Gewässer der Bucht und suchte Beute. Aber er war nicht sehr schnell. Das Meer war schon nicht mehr sein eigentliches Urelement.
Wir hatten schnellere und kräftigere Gegner, die uns verfolgten und stark dezimierten. Sie besaßen einen widerstandsfähigen Panzer, und wir waren verloren, wenn sie uns erwischten.
Ein ganzer Schwarm solcher Panzerfische verfolgte uns,
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