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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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bewirken wollen.«
    »Stimmt«, gab ihm Jonah Recht. »Aber das gilt für die Macht seit jeher. Macht kann einen guten Menschen sehr viel leichter korrumpieren als einen schlechten bessern. Deshalb sollte man sie immer auf Abstand halten.«
    Sinclair nickte. »Ich weiß deinen Rat zu schätzen. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich das jetzt sage, aber ich betrachte dich als ein Vorbild dafür, wie man dieses Amt ausfüllt.«
    Wir werden sehen, ob du das immer noch denkst, wenn dieses Gespräch vorbei ist, dachte Jonah.
    »Es gibt noch andere«, sagte er. »Sie besitzen alle ihre Stärken. Von Heather GioAvanti kannst du viel über Ausstrahlung und Überredungskunst lernen, über Entschlossenheit von Tyrina Drummond, Ehrlichkeit von David McKinnon und Offenheit von Meraj Jorgensson. Der Rat birgt reichlich Fehler, aber auch reichlich Stärken.«
    Genug doziert, Professor Levin, sagte er sich. Die Schule ist aus. Zeit für den Ernst des Lebens.
    »Und einer von uns soll der nächste Exarch werden. Ich hatte erwartet, dass sich inzwischen ein oder zwei Hauptkandidaten ergeben hätten, stattdessen aber scheint der Ausgang der Wahl unübersichtlicher denn je.«
    Der Ober brachte ihr Essen. Sinclair nahm seinen Teller begeistert in Empfang und stürzte sich auf die Ente a l'Orange. Er wirkte sehr entspannt. Jonah rührte sein Wildbret kaum an.
    »Was glaubst du, wie das kommt?«, fragte Sinclair mit vollem Mund.
    »Es liegt an Victor. Seine Rede war als Signal gedacht. Wir haben alle erwartet, dass uns seine Ansprache sagt, welchen Kandidaten er unterstützt, und dann hätten Kessel, Sorenson und ihre Gruppe einen
    Gegenkandidaten gekürt. Aber Victor hat seine Rede nie gehalten, und dadurch blieb die Wahl einigermaßen offen. Ganz zu schweigen davon, dass wir zwei neue Wähler haben, und niemand weiß, wie wir euch einschätzen müssen.«
    Sinclair grinste. Er war ein kampferprobter MechKrieger und tödlich im Gefecht, aber in diesem Augenblick sah er aus wie ein junger Bursche, der gerade die Schweberschlüssel seines Vaters gefunden hatte. »Ich bin ein Joker im Spiel? Das gefallt mir.« Dann wurde er ernst. »Weiß irgendjemand, was Victor sagen wollte? Hat er eine Abschrift der Rede hinterlassen?«
    Jonah beobachtete Sinclairs Miene genau, aber er wirkte so offen und ehrlich wie immer.
    »Nein. Er hat seine Arbeit geheim gehalten und niemand hat auch nur eine Spur davon wiedergefunden. Bis vor Kurzem.«
    »Du hast etwas gefunden?«, fragte der junge Paladin - eifrig, ohne eine Spur von Besorgnis.
    »Ja.« Jonah zog ein einfaches Blatt Papier aus der Tasche und breitete es auf dem Damasttischtuch vor ihm aus. »Kannst du mir erklären, was das bedeutet?«
    Sinclair betrachtete das Blatt Papier: drei Spalten, zwei mit Namen, eine mit Zahlen. »Ich habe es noch nie zuvor gesehen. Die Namen... du brauchst bestimmt nicht meine Hilfe, um zu erkennen, dass die in dieser Spalte hier«, er tippte mit dem Zeigefinger auf die linke Liste, »alles Senatoren sind, und alle in der zweiten Spalte sind Ritter der Sphäre.«
    »Alle bis auf einen: Gareth Sinclair.«
    »Ja«, nickte Gareth. »Ich habe es gesehen. Ich... ich habe keine Ahnung, wieso ich auf dieser Liste stehe.«
    »Oder warum du in einer Zeile mit Senator Geoffrey Mallowes von Skye und zweiundfünfzig Millionen wer-weiß-was stehst?«
    Endlich bemerkte Jonah eine Veränderung in Sinclairs Gesichtsausdruck. Er zog sich etwas zurück, wirkte verschlossener. Runzelte die Stirn. Langsam wurde ihm der Zweck dieser Unterhaltung bewusst.
    Vorsichtig stellte Sinclair fest: »Mallowes ist ein alter Freund meiner Familie. So viel ist allgemein bekannt, zumindest auf meiner Heimatwelt.«
    »Das mag sein.« Jonah unterbrach sich, um das Blatt wieder an sich zu nehmen, als sich ein Kellner näherte, um die Wassergläser aufzufüllen. »Was mich beunruhigt, Gareth, ist die dritte Spalte. Sagt dir die Zahl zweiundfünfzig Millionen gar nichts?«
    »Ich weiß es nicht. Zweiundfünfzig Millionen was?«
    »Ja, das ist die entscheidende Frage. Momentan würde ich vermuten, dass die Zahlen in der dritten Spalte Geldsummen darstellen. Ich kann mir nichts anderes vorstellen, das in diesem Zusammenhang so viel Ärger hätte verursachen können.«
    Seit Jonah ihm die Liste gezeigt hatte, hatte Sinclair sein Essen nicht mehr angerührt. »Was für Ärger?«
    »Mord«, erklärte Jonah geradeheraus. »Jemand hat herausgefunden, dass Victor Steiner-Davion im Besitz dieser Liste war,

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